Nicht nur in Leipzig tut sich was. Die Entwicklung Leipzigs strahlt auf die ganze Region aus. Auch Grimma meldet jetzt einen für die Stadt an der Mulde durchaus beachtlichen Erfolg. Denn jetzt bekommt das alte Schloss Mutzschen tatsächlich eine Zukunftsperspektive. Bald könnten hier Gäste im historischen Ambiente absteigen und das Muldetal touristisch erleben.

Denn die Aufstellung des Bebauungsplanes für das Schloss Mutzschen wurde jetzt bestätigt. Damit machte der Grimmaer Stadtrat den Weg frei für die US-Amerikanerin Deborah Hey, das Schloss Mutzschen und die dazugehörigen Freiflächen und Außenbereiche kulturell und touristisch zu entwickeln.

„Wir freuen uns, dass es nach Jahrzehnten des Dahindümpelns des Schlosses Mutzschen mit Deborah Hey jemanden gibt, der sich mit der nötigen Ernsthaftigkeit, Herzblut und Leidenschaft dem Erhalt des Schlosses verschrieben hat“, freut sich Oberbürgermeister Matthias Berger über die bisherigen Entwicklungen.

Im Bereich des Schlosses und Rittergutes soll eine gehobene Gastronomie und Hotellerie entwickelt werden. Das historische Gebäudeensemble soll sowohl für private als auch öffentliche Veranstaltungen ganzjährig zur Verfügung stehen. Im Bereich des Schlossparkes soll, in dafür geeigneten Bereichen, unter anderem eine Beherbergung für Naturcamping und für Glamping (glamouröses Camping) – in nicht stationären Kleinsthäusern (tiny-Häuser) in den Frühjahrs- bis Herbstmonaten ermöglicht werden.

Ebenso wird beabsichtigt, saisonal kulturelle Veranstaltungen (z.B. open air) durchzuführen, welche teilweise bis in die Parkanlage hineinreichen. Mit den bisher getätigten und den noch geplanten Investitionen sowie der Übernahme der Kosten der Planungsleistungen tritt die Amerikanerin den Beweis an, Mutzschen dauerhaft und positiv zu verändern und zu beleben.

„Damit verbunden wird es im Ort sicher auch einige Veränderungen geben, jedoch bitte ich die Mutzschener dafür um Verständnis: denn letztlich profitieren zukünftig alle davon und wir können froh sein, dass mit dem Schloss ein weiteres Schmuckstück als touristisches Highlight für die Region entsteht“, erklärt der Oberbürgermeister.

Das Barockschloss Mutzschen wurde im Jahr 2016 an die Amerikanerin Deborah Hey für einen symbolischen Euro veräußert. Ihre Vision ist es, ein Motorrad-Motel in Mutzschen zu etablieren.

Für Deborah Hey war es Liebe auf den ersten Blick: „In der Zwischenzeit ist mein Herz an den schönen Ort gewachsen“, sagte sie.

Sie möchte die Einwohner gern auf dem Weg dahin mitnehmen und die Gemeinschaft in das Vorhaben einschließen. „Die Schlossanlage mit dem Park hat eine besondere Bedeutung für die Mutzschenerinnen und Mutzschener. Das historische Städtchen ist sehr romantisch und steckt voller Möglichkeiten“. Vor allem ist ihr die Herzlichkeit der Menschen gut im Gedächtnis geblieben. Jetzt möchte sie ihren Traum wahr werden lassen. „Ein Motorad-Motel in Europa zu eröffnen, ist mein Traum. Es ist ein Ort an dem sich meine Kinder wohlfühlen werden.

Das Portal des Schlosses ist geprägt durch einen achteckigen „Hungerturm“ mit einer fensterlosen unterirdischen Gefängniszelle und auf der rechten Seite das barocke Torwächterhaus aus dem Jahr 1754. Das schlichte Barockschloss von 1703 ließ der damalige Schlossherr von Kanitz errichten. 1754 erfolgte der Anbau des Altans (Treppenvorbau) durch den neuen Besitzer von Zanthier. Die vor dem großen Brand von 1681 existierende Burg- bzw. Schlossanlage wechselte häufig die Besitzer.

Die wohl berühmtesten Bewohner waren die Familie Starschedel im 15. und 16. Jahrhundert und der Kurfürst August I., der den Besitz ab 1574 erwarb und Mutzschen zur Amtsstadt erhob. Ab 1622 wurde die Schlossanlage von Hofadligen und später von Großbürgen genutzt. Um 1850 ließ der Besitzer Gaudichs den Park neu gestalten. 1945 wurde das fast 200 Hektar große Rittergut durch die Bodenreform aufgeteilt. Die Stadt Mutzschen übergab 1946 das Schloss an die Jugend. Es entstand eine FDJ-Jugendschule, die im November 1962 ihren letzten Lehrgang durchführte. Ab dem Jahr 1963 wurde das Schloss als Jugendherberge genutzt, die 1999 geschlossen werden musste.

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