รber zehn Jahre hat die Steuerungsgruppe Leipziger Neuseenland gebraucht um zu akzeptieren, dass sie die Plรคne fรผr das Leipziger Neuseenland und den Leipziger Gewรคsserknoten nicht ohne Umweltschutz und die fachlich versierten Umweltverbรคnde machen kann. Immer wieder hat man wirtschaftliche Interessen รผber Naturschutz gestellt. Das รคndert sich. Zumindest ein Stรผck weit: Man hat einen Umweltschรผtzer in das Gremium berufen.
In der Sitzung der Steuerungsgruppe am 16. Juni 2017 wurde Joachim Schruth vom Landesverband Sachsen des Naturschutzbundes Deutschlands (NABU) e. V. einstimmig als stรคndiger Vertreter der Naturschutzverbรคnde in die Steuerungsgruppe gewรคhlt.
Der frische Wind war mit Henry Graichen in das Gremium gekommen, der fรผr den Landkreis Leipzig in der Runde sitzt. Er ist auch Sprecher der Steuerungsgruppe und hatte die Naturschutzverbรคnde der Region zur Mitarbeit eingeladen.
Dem Gremium stehe mit Joachim Schruth nun ein kompetenter Fachberater zu allen Fragen des Umwelt- und Naturschutzes zur Verfรผgung, betont Graichen: โMit Herrn Schruth gewinnt die Steuerungsgruppe einen erfahrenen und kompetenten Fachmann fรผr die besonderen Herausforderungen von Natur- und Artenschutz bei der Entwicklung des Leipziger Neuseenlandes. Wir freuen uns auf eine konstruktive Zusammenarbeit.โ
Joachim Schruth ist Abteilungsleiter Naturschutzrecht beim Landesverband Sachsen des Naturschutzbundes Deutschland (NABU). Er ist auรerdem Fraktionsvorsitzender fรผr die Partei Bรผndnis 90/Die Grรผnen im Stadtrat Markkleeberg sowie Kreisrat und dort Mitglied des Ausschusses fรผr Wirtschaft, Kreisentwicklung und Umweltschutz. Er engagiert sich darรผber hinaus ehrenamtlich als stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Naturschutzinstitutes Leipzig.
Und er hat die Politik der Steuerungsgruppe in der Vergangenheit mehrfach kritisiert.
Zuletzt massiv im Jahr 2014, als es um die Schiffbarkeitserklรคrung fรผr die Seen im Leipziger Sรผdraum ging und die Frage, wie viele Motorboote die Anliegergemeinden gern genehmigen wรผrden.
Den Entwurf der Landesdirektion zur Schiffbarmachung des Stรถrmthaler Sees bezeichnete er als โenttรคuschendโ.
Die Landesdirektion ist traditionell in der Steuerungsgruppe vertreten. Weitere Mitglieder des Gremiums sind Vertreter der Landkreise Leipzig und Nordsachsen, der Stadt Leipzig und des Grรผnen Rings Leipzig, mehrerer kommunaler Zweckverbรคnde, des Regionalen Planungsverbandes Leipzig-Westsachsen, der Lausitzer- und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft, der Landestalsperrenverwaltung, der Landesdirektion Sachsen, der IHK und des SMWA. Nur die Naturschutzfachverbรคnde fehlten.
Mit dem fatalen Ergebnis, dass sich die Mehrheitsmeinungen der Neuseenland-Bewohner in den Entscheidungen dieser Abstimmungsrunde selten bis nie wiederfanden. Denn die Umfrage im Zusammenhang mit der โCharta Leipziger Neuseenlandโ bestรคtigte, dass die Mehrheit der Anwohner eine sanfte, mรถglichst naturnahe Nutzung der Gewรคsser wรผnscht. Das widerspricht aber der forcierten Nutzbarmachung der Seen fรผr Motorbootbesitzer.
โDie am Entscheidungsprozess Beteiligten fรผhlen sich zu Recht verschaukeltโ, erklรคrte Schruth 2014. Das Ergebnis der Diskussionen habe ein eindeutiges Votum gezeigt โ โkeine privaten Motorboote mit Verbrennungsmotoren auf den Tagebauseenโ, so Schruth. Manifestiert worden sei dies auch durch Beschlรผsse der politischen Gremien in den Stรคdten. Dem damaligen Landrat Gerhard Gey sei es zwar gelungen, die unterschiedlichen Interessen zu einem Konsens zu fรผhren, der hinsichtlich des privaten Bootverkehrs Elektroantriebe oder innovative Antriebskonzepte prรคferiere und damit ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal fรผr die Region schaffe.
Doch insbesondere die Stadt Zwenkau verlieร diesen Kompromiss mit einer โMastergenehmigungโ fรผr รผber 200 Motorboote. Die รผbrigens bis heute nicht existieren. Ein knappes Dutzend Motorboote ist auf dem Zwenkauer See registriert. Alles mit Einzelgenehmigungen abzusichern. Kein Mensch braucht eine forcierte Motorbootpolitik im Neuseenland. Und erst recht nicht im sensiblen Leipziger Gewรคssersystem. Was รผbrigens nicht nur den Floรgraben betrifft, sondern auch die Pleiรe, wo derzeit die aufwendige โStรถrstellenbeseitigungโ durch die LMBV stattfindet, und die geplante Wasserverbindung von der Pleiรe zum Markkleeberger See โ die sogenannte โWasserschlangeโ.
Das sind Projekte, die mit Joachim Schruth einige sehr fundierte Diskussionen in die Steuerungsgruppe bringen sollten. Und vielleicht auch ein Umdenken anregen, das รผberfรคllig ist. Denn gerade die Stadt Leipzig bewegt sich mit ihrer Gewรคsserpolitik in einer Grauzone โ sowohl was die Genehmigungen fรผr Motorboote und Bootsverleihe betrifft, als auch die Allgemeinverfรผgung fรผr den Floรgraben und โ das nรคchste Thema โ die naturschutzfachlichen Prรผfungen fรผr das Projekt โLebendige Luppeโ.
Man kann gespannt sein, ob sich das Fachwissen des NABU-Aktivisten auch in den kรผnftigen Entscheidungen des Gremiums widerspiegelt und im Neuseenland eine รnderung der Schwerpunktsetzungen sichtbar wird. Oder ob er nur brav als Berater dabei sitzt und sich trotzdem nichts รคndert.
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Es รคndert sich gar nichts. Im Gegenteil.
Was schon mit der Frage beginnt, wer hier wen auf welcher Rechtsgrundlage wohin gewรคhlt hat.
Wer ist die Steuerungsgruppe? Was sind die rechtlichen Grundlagen fรผr deren Existenz? Wer hat wen dorthin โฆ. entsandt? Auf welcher rechtlichen Grundlage? Welche Aufgabe hat die Steuerungsgruppe? Wer hat diese auf welcher Grundlage mit welchem Ziel erteilt? Wo sind die Beschlรผsse, respektive Niederschriften und Protokolle einzusehen?
Hat die grรผne Bรผrgerrechtspartei diese Fragen vorab gestellt und beantwortet bekommen?
Dem Bรผrger werden Antworten auf diese Fragen verweigert.
โDie Landesdirektion sitzt traditionell in der Steuerungsgruppe.โ Wie bitte?! Die Behรถrde, die die Verfahren zur Schiffbarkeit betreibt, sitzt traditionell in dem โฆ โVereinโ, der die Schiffbarkeit und den hierfรผr notwendigen Gewรคsserausbau initiiert und steuert? Der offenbare Interessenkonflikt ist der LDS schon 2013 aufgefallen, weshalb sie eigentlich aussteigen wollte. Wie das aber so ist mit dem Wort โeigentlichโโฆ.
Die Stadt Leipzig bewegt sich in keiner Grauzone. Die Stadt handelt im Hinblick auf die โDuldungโ des gewerblichen Bootsverleihs und evtler. Motorboote ohne wasserrechtliche Genehmigung schlicht rechtswidrig. Diese von der LDS auch beanstandete rechtswidrige Duldung wird vom Kumpel in der Steuerungsgruppe (LDS) allerdings nicht geahndet. Was die Verpflichtung der Rechtsaufsichtsbehรถrde wรคre. Ist aber auch eine Scheiร-Situation, wenn man einerseits die Schiffbarkeit durchsetzen muร, andererseits demjenigen der diese Umsetzung mit vorantreibet auf die Finger hauen zu mรผssen.
Ebenso wie Zwenkau und der Landkreis Leipzig sich rechtswidrig verhalten. Zwenkau hat den Antrag auf โMastergenehmigungโ gestellt, der Landkreis hat genehmigt. Eine Mastergenehmigung, die das sรคchsische Wassergesetz รผberhaupt nicht kennt und deshalb gar nicht erteilt werden konnte. Da hรคtte die Grรผnen โ Fraktion schon mal aktiv werden kรถnnen?
Unabhรคngig davon hรคtte der Landkreis nicht genehmigen mรผssen, da es kein subjektives Recht gibt. Aber wer eine rechtswidrige Gestattung erteilt, dem sind solche Feinheiten gleichgรผltig. Was letztlich nur konsequent ist.
Auch die Bรผrgerverarsche โCharta 2030โ wurde von Schruth wohl als Beteiligungsprozeร qualifiziert. Was er nie war, nie sein konnte. Weshalb es nicht wirklich wundert und letztlich auch konsequent ist, unliebsame Bรผrgermeinung zu ignorieren. Das zu kritisieren wรคre vielleicht ein Anhaltspunkt gewesen anzunehmen, daร jetzt vielleicht ein frischer Wind reinkรคme. Den Graichen in der Tat reingebracht hat. Denn jetzt werden gleich Nรคgel mit Kรถpfen gemacht. Weil die ganzen motorisierten Nutzungen (wozu auch Quadtouren durch den Wald, Amphibientouren durch Wasser und Wald und Jet-Ski gehรถren, die unter seiner Agide genehmigt wurden.) und Gewรคsserausbauten seiner Meinung nach der Natur nicht geschadet haben. Jawoll! Noch ein paar Motoren aufยดs Wasser und in den Wald und der Natur- und Umweltschutz macht weitere Fortschritte. รberholen ohne einzuholen!
Diesem โfrischen Windโ hat Schruth in der Vergangenheit schon nichts entgegen gesetzt. Jetzt darf mit den Groรen spielen.