Die Leipziger lieben ihren Auenwald. Irgendwie. Die Meisten kennen ihn gar nicht. Sie halten das, was sie in der Regel davon sehen, tatsächlich schon für echten Auenwald. Obwohl weite Teile dieser einstigen Flussaue heute kaum noch als solche erkennbar sind. Sie leiden unter Wassermangel und Nutzungsdruck. Und eine echte Auenpolitik hat Leipzig auch nicht. Grund genug für ein Auenökologiesymposium.
Das veranstaltet die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt gemeinsam mit dem Naturschutz- und Kunst Leipziger Auenwald e.V. (NuKLA) in der Alten Börse, zwei Tage lang, also etwas für Leute, die sich wirklich mal Zeit nehmen wollen und wissen wollen, was eigentlich eine natürliche Flussaue ist, was da wächst und gedeiht und was an Auenrevitalisierung eigentlich vorbildhaft ist. Und was nicht.
Denn wer nur zuhört, was Landesregierung, Stadt und Talsperrenverwaltung dazu zu sagen haben, der bekommt immer wieder Schlagworte wie Hochwasserschutz oder Wassertourismus an den Kopf geworfen, das erste als Begründung dafür, dass die Deiche mitten in der Aue stehen bleiben und verhindern müssen, dass Wasser in die Aue kommt, das zweite seit 2006 Grundlage einer Gewässerstrategie, die nicht das Naturerlebnis in den Mittelpunkt stellt, sondern die “touristische” Nutzung, was in der Regel den Bau aufwendiger Anlagen und starke Bootsnutzung bedeutet.
Am Mittwoch, 31. Mai, und Donnerstag, 1. Juni, werden zahlreiche hochkarätige Referenten erzählen, wie man eigentlich mit Auen umgehen kann und wie man sie wieder in ihrer natürlichen Vielfalt stabilisiert. Da geht es um Dammrückbauten in Ostwestfalen, den Schutz der Ulster in England, aber natürlich auch um all die komplexen Probleme um die Leipziger Elsteraue. Das Problem wird am Donnerstag, 1. Juni, auch vor Ort beschaut, nämlich mit einer Exkursion in die Burgaue, wo in nächster Zeit das Projekt “Lebendige Luppe” als Baumaßnahme starten soll – ein Projekt, das bestenfalls ein Trostpflaster ist und die Wasserdynamik in der Nordwestaue eben nicht wiederherstellen kann.
Eigentlich ist es viel zu kurz gesprungen, auch aus Sicht des Bundes, der es fördert. Denn mit echten Auenrevitalisierungen hat man andernorts – z.B. an der Lippe – schon ganz andere Erfahrungen gemacht.
Was da in Leipzig probiert wird, ist eher ein Versuch, dem Thema auszuweichen, als es wirklich nachhaltig anzugehen.
Das wird dann klarer, wenn man Vorträge zur “Ökologischen Bandbreite der urbanen Aue” (Bernd Gerken), zum Managementplan im FFH-Gebiet Leipziger Auenwald (Christian Francke) oder zur Morphodynamik an der Weißen Elster (Karl Heinz Jährling) hört. Natürlich wird auch das Thema “Lebendige Luppe” diskutiert, die Nutzung von Wasserfahrzeugen und das AULA-Projekt.
Immerhin geht es auch um die Chancen, dieses einmalige Biotop wieder zurückzugewinnen. Was steht dem entgegen? Steht dem überhaupt etwas entgegen? Sollten Land und Stadt hier nicht Abschied nehmen von einem alten Scheuklappendenken?
Diskutiert wird auch – zum Abschluss am 1. Juni ab 18 Uhr.
Und wer mag, hängt noch eins dran: eine Exkursion mit dem Kanadier durch den Floßgraben zum Cospudener See am 2. Juni ab 9 Uhr.
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