Es sieht nicht wirklich wie eine kluge Lösung aus, was sich die Bahn da ausgedacht hat als Querung der Bahnstrecke am Equipagenweg. In einem Tunnel soll es unter den Gleisen durchgehen. Bei bis zu 10.000 Radfahrern und Fußgängern am Tag eigentlich nicht zumutbar, kritisiert der ADFC Leipzig. Fällt den Verkehrsplanern im Leipziger Süden wirklich nichts Besseres ein?

Der ADFC Leipzig begrüßt zwar eine Neugestaltung des von Radfahrenden und Fußgängern intensiv genutzten Bahnübergangs am Equipagenweg zwischen Leipzig und Markkleeberg. Das vorgesehene Tunnelbauwerk aber entspricht nicht den Anforderungen an eine sichere Gestaltung und zukunftsfähigen Linienführung der Anlage, kritisiert der Radfahrerverein.

Schon jetzt nutzen bis zu 10.000 Radfahrende und sehr viele Fußgänger den Bahnübergang auf dem Weg zwischen der Stadt Leipzig und Markkleeberg bzw. den Freizeitanlagen am Cospudener See täglich, an manchen Tagen sogar eher stündlich. Da drängt es sich in beiden Richtungen an diesem Übergang.

Lösen will die Deutsche Bahn das Problem mit einem erheblich verschwenkten, mit einem starken Gefälle bzw. entsprechender Steigung versehenen, nur drei Meter breiten Zweirichtungsradweg mit einem daneben verlaufenden lediglich 1,8 m breiten Fußweg in einem Tunnel.

„Im aktuell laufenden Planfeststellungsverfahren werden damit amtliche Zielstellungen für eine angemessene Dimensionierung von Rad- und Fußwegen sprichwörtlich untergraben“, stellt Christoph Waack, Vorsitzender des ADFC Leipzig, fest.

In dem für Radfahrende deutlich schwieriger zu befahrenden Abschnitt des Trogwerkes ist die vorgesehene Breite von 3 Meter für den Radverkehr im Zweirichtungsverkehr nicht ausreichend, betont der ADFC. Wegen der hohen Belegungszahlen von Radfahrenden sollte zudem im gleichen Verfahren aus Sicherheitsgründen im ebenerdigen Straßenabschnitt des Equipagenweges eine Fahrradstraße eingerichtet werden.

Der bisherige Verlauf des Abwägungsprozesses könne die erheblichen Sicherheitsdefizite aus Sicht des ADFC Leipzig nicht beheben. Der ADFC Leipzig hatte bereits eine erste Stellungnahme am 6. Februar 2016 in den Planungsprozess eingebracht, die aber keine Berücksichtigung fand. Wie so oft, wenn Planer sich einfach nicht mehr in Fußgänger und Radfahrer hineinversetzen können und sie nur noch als geduldige Verkehrsströme betrachten.

„Die Festlegung der Breiten im bestehenden Planwerk beruht auf nicht sachgerechten Abwägungskriterien. Wir sehen schon jetzt, dass es insbesondere durch das Gefälle, aber auch durch die bislang geplante zweifache Kreuzung von Rad- und Fußverkehr im Bereich der Ein- und Ausfahrten des Tunnels zu vielen Konflikten kommen wird“, führt Christoph Waack weiter aus. Neben Kindern auf kleinen Rädern wird die Unterführung auch von Rennrädern, Lastenrädern und Rädern mit Anhängern genutzt. Den Gefahren dieser Gemengelage muss auch mit Blick auf den Schutz der Fußgänger mit einer entsprechenden Breite des Tunnelbauwerks begegnet werden.“

Der ADFC Leipzig hat nun einen eigenen Vorschlag in den Prozess eingebracht, der wesentlich konfliktärmere Führungsformen für den Rad- und Fußverkehr vorsieht.

„Wir ersuchen die planenden Stellen bei der Stadt Markkleeberg und der DB ein zukunftsfähiges Kreuzungsbauwerk zu errichten, und nicht sehenden Auges einen neuen Unfallschwerpunkt zu bauen“, meint der Vorsitzende des ADFC Leipzig.

Der Vorschlag nimmt zwar den Tunnel als gegeben an, verlegt aber den Radweg im Tunnel auf die Ostseite, so dass sich Radfahrer mit Fußgängern nicht kreuzen müssen. Am Ziegeleiweg kreuzt der Radweg dann nicht unverhofft den Fußweg, sondern der ADFC lässt ihn separat daneben münden. Nur das geplante Treppenbauwerk an der Spinnereistraße hängt dann irgendwie in der Luft, weil es direkt auf den Tunnelradweg mündet.

Wobei auch der ADFC-Vorschlag das Unbehagen nicht beseitigt, dass die ganze Wegeführung über den Equipagenweg betrifft. Hier wird nur versucht, ein ungelöstes Provisorium zu verstetigen, ohne dass es tatsächlich zu einer möglichst barrierefreien und sinnhaften Lösung für den Rad- und Fußverkehr zum Cospudener See kommt. Die Chance, die vergangenen 16 Jahre zur Entwicklung eines wirklich belastbaren Verkehrskonzeptes für das Nordufer des Cospudener Sees zu nutzen, wurde gründlich vertan. Von beiden Anliegerstädten, denn auch Leipzig hätte sich längst eingehender mit einer anderen Querungsmöglichkeit für die Bahnstrecke beschäftigen können. Und einer anderen Gestaltung des Radweges zum Nordufer des Cospudener Sees.

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