Ein Jahr ist es her, dass die Straßenbahnlinie 9 nach Markkleeberg-West eingestellt und durch die Buslinie 70 ersetzt wurde. Eine ganze Kette von Entscheidungen hatte das Jahr 2015 dominiert. Erst hatte der Markkleeberger Stadtrat dem neuen Verkehrskonzept in der Stadt im Leipziger Süden zugestimmt. Darin kam eine Straßenbahn nach Markkleeberg-West nicht mehr vor. Im September folgte der Leipziger Stadtrat.

Der war gar nicht erst gefragt worden, weil er Jahre zuvor einer Vorlage der Stadt zugestimmt hatte, die die Entscheidung über den Erhalt der Linie 9 nach Markkleeberg ganz in die Hoheit von Landkreis Leipzig und Markkleeberg verlegte. Entsprechend überrascht waren die Ratsfraktionen, als im Frühjahr 2015 auf einmal klar war: Die Straßenbahn wird auf der Koburger Straße einfach abgeklemmt.

Die Linksfraktion versuchte noch zu retten, was zu retten ist. Doch im September 2015 lehnte der Stadtrat ihren Antrag zum Weiterbetrieb der Linie 9 bis zum Wohngebiet „Am Wolfswinkel“ ab. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2015 erfolgte dann vom Connewitzer Kreuz bis Markkleeberg West die Umstellung auf Busbetrieb.

„Das Thema wurde in der Öffentlichkeit sehr engagiert und kontrovers diskutiert. Allein mit der Petition des Ökolöwen sprachen sich mehr als 11.000 Bürgerinnen und Bürger für einen Weiterbetrieb der Linie 9 aus“, betont die Linksfraktion jetzt in einer Anfrage an die Stadtverwaltung. Denn ein Jahr ist herum. Alle Beteiligten haben ihre Erfahrungen mit dem neuen Verfahren gesammelt. Die LVB fahren die alte Route der Linie 9 mit Bus. Und dass hier der Bedarf keineswegs weggefallen ist, merkt jeder, der zuschaut, wie am Connewitzer Kreuz die Fahrgäste umsteigen. Auch neue Haltepunkte wurden eingerichtet.

Andererseits ist völlig unklar, ob und wie viele Fahrgäste die Linie inzwischen an die S-Bahn verloren hat, die in Markkleeberg im 10-Minuten-Takt fährt. Der Bus steuert ja auch zwei S-Bahn-Stationen mehr oder weniger direkt an, fährt dafür extra den großen alten Bogen.

Doch Umfragen belegen auch immer wieder, dass solche Linien an Zuspruch verlieren, wenn sie mit Bus betrieben werden und am Ende auch noch einmal umgestiegen werden muss.

Andererseits erschließt der Bus nach wie vor Gebiete in Markkleeberg und Connewitz, die von der S-Bahn nicht berührt werden. Die Notwendigkeit dieser Anbindung – insbesondere auch für Pendler nach Leipzig – ist ganz und gar nicht entfallen. Und aus Sicht der LVB hätte die Linie 9 auch nicht eingestellt werden müssen. Mit der Markkleeberger Entscheidung aber waren die Zuschüsse für deren Betrieb entfallen und für andere Angebote umverteilt worden. Dazu kam, dass die Gleisstrecke seit Jahren nicht mehr saniert wurde. Bei einem Weiterbetrieb mit Straßenbahn wäre sofort eine Millioneninvestition auf die LVB zugerollt, die nirgendwo eingeplant war.

Entsprechend komplex war dann die Entscheidung im September 2015 im Stadtrat.

Die Frage, ob sich ein Straßenbahnbetrieb auf dem Schienenast nicht trotzdem lohnt, blieb aber offen und wird möglicherweise in der Diskussion um den neuen Nahverkehrsplan der Stadt Leipzig wieder eine Rolle spielen, auch mit dem Vorschlag des Ökolöwen im Hintergrund, eine Straßenbahnanbindung bis zum Cospudener See zu schaffen.

Da nun ein Jahr Busbetrieb herum ist, will die Linksfraktion gern ein paar Zahlen bekommen, wie es um die Strecke steht. Die möchte sie schon gern in der Stadtratssitzung am 18. Januar beantwortet bekommen, was sicher ziemlich flott ist. Aber vielleicht haben die LVB ja auch mitgezählt und können schon berichten, wie es um die Auslastung der Busse steht.

Der Fragenkatalog der Linksfraktion:

„Wie haben sich die Fahrgastzahlen auf dem Streckenabschnitt Connewitz Kreuz und Markkleeberg West entwickelt?
Sind die Zahlen der Zusteiger an den S-Bahn-Haltestellen Markkleeberg Bahnhof und Markkleeberg Nord angestiegen? Wenn ja, um wie viel?
Wie ist die Auslastung der Linie 9 auf dem Abschnitt Connewitz Kreuz – Klemmstraße?
Wie hoch waren die tatsächlichen Kosteneinsparungen durch die Umstellung auf Busbetrieb?
Wie bewerten Sie die Perspektive dieses Streckenabschnitts vor dem Hintergrund der Bevölkerungs- und Stadtentwicklung in Leipzig, insbesondere im Bereich Wolfgang-Heinze-Straße und Koburger Straße?”

Man kann gespannt sein.

Die Anfrage aus der Linksfraktion.

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Es gibt 2 Kommentare

“Connewitzer See”? Auch schön, aber gemeint ist wohl der Cospudener See im vorletzten Absatz, letzter Satz.

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