Die Waldstücke und Wiesen am Cospudener See sind zwar keine originalen Weidelandschaften mehr aus historischer Zeit. All das ist künstlich geschaffenes Gelände. Was das Leipziger Amt für Stadtgrün und Gewässer trotzdem nicht abhielt, hier ein Stück historische Weidewirtschaft wieder lebendig zu machen. Und die tut sogar der Artenvielfalt gut, wie das Amt für Stadtgrün und Gewässer am Dienstag, 1. November, feststellte.

Seit 2007 werden die Beweidungsprojekte von der Stadt Leipzig rund um den Cospudener See durchgeführt. Und sie tragen erste Früchte. Dies geht aus der aktuellen Bilanz der Abteilung Stadtforsten des Amtes für Stadtgrün und Gewässer hervor.

„Besonders profitieren die Vögel“, konstatiert Rüdiger Dittmar, Leiter des Amtes für Stadtgrün und Gewässer. „So erhöhte sich zum Beispiel die Zahl der Brutpaare im Waldbisongehege am Südwestufer des Cospudener Sees von ursprünglich 13 Brutpaaren auf circa 60, darunter viele seltene und empfindliche Arten. In manchen Jahren wurden mehrere Kuckuckaufzuchten im Gehegebereich beobachtet.“

Eingetreten ist auch der gewünschte Effekt, die Erhaltung von licht- und offenlandliebenden Arten. Mittlerweile haben sich stabile Populationen von Heuschrecken, Schmetterlingen und Reptilien gebildet.

Wie das Landschaftsbild rund um den Cospudener See künftig aussehen soll, erläutert Andreas Sickert, Leiter der Abteilung Stadtforsten: „Ein besonders wichtiges Anliegen ist es, das Offenland zu erhalten. Neben der Entwicklung von Baumwiesen ist auf großen Flächen auch die Entstehung von Hutewäldern, also lichten Waldgebieten, die regelmäßig mit verschiedenen Tieren beweidet werden, angestrebt.“

Ziegen im Hutewald. Foto: Ralf Julke
Ziegen im Hutewald. Foto: Ralf Julke

Zum Einsatz kamen bisher die unterschiedlichsten Weidetiere, für die entsprechende Bedingungen geschaffen wurden: zum Beispiel zwei mehrteilige Gehege für Waldbisons und Hirsche oder der Bau von festen Gehegen für Schafe, Ziegen und Yaks. Bei der Wanderbeweidung mit Schafen, Ziegen und Yaks kommen temporäre Weidezäune zum Einsatz.

„Durch das Abäsen der Krautschicht und Verbiss der Gehölze durch die Weidetiere wurde nicht nur dafür gesorgt, dass sogenannte Neophyten, also fremdländische eingewanderte Pflanzen, wie Kanadische Goldrute und Japanischer Knöterich extrem zurückgedrängt wurden. Die neue Struktur mit einer relativ niedrigen Krautschicht stellt auch ein ideales Jagdrevier für einen der seltensten Vögel in Leipzig dar – den Wendehals“, stellt Andreas Sickert fest. „Er ernährt sich zum großen Teil von Ameisen. Durch die niedrige Krautschicht ist es ihm möglich, die Ameisenbaue besser zu finden.“

Bei der Suche nach einem Projekt des Naturschutzes und der Landschaftspflege für Auszubildende in der Abteilung Stadtforsten war auch die Idee entstanden, Brutmöglichkeiten für den Wendehals im Umfeld des Cospudener Sees zu schaffen. Unter Beratung, Anleitung und in Zusammenarbeit mit erfahrenen Ornithologen wurden im Bereich der Beweidungsprojekte erstmals Brutkästen für den Wendehals aufgehangen.

„Der aktuell anhaltende Erfolg war so durchschlagend, dass er sogar Experten überraschte“, freut sich Andreas Sickert. „Im Jahr 2016 wurden zum Beispiel sechs erfolgreiche Bruten mit insgesamt rund 40 Jungtieren gezählt.“

Und Amtsleiter Rüdiger Dittmar: „Die erfolgreiche Entwicklung der Wendehalspopulation, eines Vogels, der zeitweise in Leipzigs Umgebung fast ausgestorben war, ist ein Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit von ehrenamtlichen Ornithologen mit landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Betrieben.“

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Keine Kommentare bisher

So eine “nette” Nachricht.
Dumm nur, daß in Bälde die Nachricht kommt, daß wegen der Eröffnung des Harth-Kanals und der erklärten Schiffbarkeit die Schutzgebiete im südlichen Teil des Cospudener Sees, leider, leider, aufgehoben werden müssen. Und beide Nachrichten im Zusammenhang stehen. Denn seht, “wir” tun etwas für den Naturschutz. Wir sorgen an der einen Stelle für (künstliche) Biodiversität. Da wird man uns doch nachsehen, wenn an anderer Stelle Naturschutz in die Tonne getreten wird.

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