Manchmal hat man das Gefühl, im Leipziger Land ticken die Uhren anders. Während nun in der Lausitz schon seit vielen Monaten über die Verockerung der Spree diskutiert wird, plätschert die Pleiße seit Jahren durch den Leipziger Südraum – genauso verockert wie die Spree. Nur der Bösewicht fehlt irgendwie. Denn hier plätschern alte Bergbausünden durchs Land. Was aktuell eine ganz andere Diskussion entfacht.

Denn die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) hat gerade eine neue Untersuchung beauftragt, wie man das Problem langfristig lösen könnte. Eine, die im bisherigen Vorschlagskatalog der LMBV nicht auftauchte und deshalb gerade rund um den Hainer See die Gemüter beunruhigt.

Die LMBV ist die Gesellschaft, die dafür zuständig ist, die Bergbaufolgen aus DDR-Zeiten in Mitteldeutschland zu beseitigen. Der idyllische Blick aufs Leipziger Neuseenland trügt dabei: Das ist ein hartes Stück Arbeit. Und nicht immer wissen die Sanierer, was ihnen der Untergrund für Dramen beschert. Am Concordia-See bei Aschersleben gab es schon zwei schwere Ereignisse. In beiden Fällen spielte die Aufschüttung aus DDR-Zeiten die Hauptrolle.

Über 10 Millionen Euro kostete allein die Baugrundverdichtung für den künftigen Harthkanal zwischen Zwenkauer und Cospudener See. Auch hier hat man es mit einer alten Abraumaufschüttung zu tun. Und dann sieht man da die Pleiße goldig durch die Landschaft plätschern. Selbst am Leipziger Eck ist an windstillen Tagen noch zu beobachten, wie sich das ockergefärbte Wasser der Pleiße in das wesentlich sauberere Wasser des Elsterflutbetts schiebt.

Je weiter südlich man dem Lauf der Pleiße folgt, umso mehr dominiert der Ockerton. Und selbst den Paddlern auf dem Gewässer ist nicht bewusst, wie hoch belastet die Pleiße tatsächlich ist.

2014 berichtete das Sächsische Oberbergamt zur Gewässerbelastung der Pleiße.

„Die sichtbare Braunfärbung der Pleiße entsteht durch Eisenverbindungen, die ungiftig sind, aber ab einer gewissen Konzentration das Wasser mit einer deutlichen Braunfärbung eintrüben. Setzen sich diese Eisenverbindungen ab, entsteht ein rötlicher Schlamm, der sich in der Gewässersohle und in Uferbereichen ansammelt“, fasste die LMBV den Bericht zusammen. Aber das mit dem „ungiftig“ wird deutlich relativiert. Denn die eingetragenen Stoffe beeinträchtigen nicht nur das Wachstum der Wasserpflanzen, sondern auch den Lebensraum von Fischen, Muscheln, Krebsen.

Da es sich auch um Sulfate handelt, werden auch alle Bauwerke am Fluss angegriffen.

Woher kommt der Eintrag? „Diese Eisenocker stammen aus natürlichen Eisensulfiden im Untergrund (im Wesentlichen Pyrit und Markasit), die während der bergbaubedingten Grundwasserabsenkung im Umfeld der Braunkohletagebaue unter Sauerstoffeinfluss gerieten und als nunmehr wasserlösliche Eisenverbindungen mit dem Grundwasserwiederanstieg freigesetzt werden“, erklärt die LMBV. Ausgespült werden sie vor allem aus Abraumkippen früherer Braunkohletagebaue. Die lagen über Jahre recht ruhig. Aber seit aus den Tagebauen kein Wasser mehr abgepumpt wird, steigt der Grundwasserspiegel. Die nun eisenhaltigen Grundwässer werden in die Oberflächengewässer gespült. Das passiert in diesem Fall vor allem im Bereich der Kippe des ehemaligen Tagebaus Witznitz II, auf dessen Gebiet heute der Kahnsdorfer und der Hainer See liegen.

Die Pleiße wurde hier in den 1960er Jahren in ein neues Bett verlegt, das mitten durch das Witznitzer Kippengelände führt. Und genau aus diesen Kippen werden die Eisenverbindungen in die Pleiße gespült. Von bis zu 1.000 Kilogramm pro Tag spricht die LVZ. Die LBMV hatte 2014 schon gemeldet, dass sie mit den üblichen Sanierungsmethoden das Problem nicht in den Griff bekommt. Das war eigentlich Klartext: „Die Belastung der Pleiße stammt jedoch aus diffusen Übertritten des flächendeckend eisenhaltigen Grundwassers und Sickerwässer aus Kippen in die Vorflut, so dass die üblichen Reinigungsmethoden für Anlagen nicht anwendbar sind.“

Seitdem sucht das Unternehmen nach einer Lösung. Denn es ist auch verpflichtet, die Gewässergüte der Oberflächengewässer nach europäischem Standard wieder herzustellen. Über die Note 5 kommt die Pleiße zwischen dem Wyhra-Zufluss und ihrer Mündung in Leipzig nicht hinaus.

Die Idee, mit der die LMBV jetzt an die Öffentlichkeit ging, sorgt für einige Furore. Denn um die Eisenockerfracht aus der Pleiße zu bekommen, will die LMBV die Pleiße noch einmal umverlegen, nördlich von Kahnsdorf in den Kahnsdorfer See leiten und den See zu einer Eisenfalle machen, so dass sich dort die Eisenschlämme absetzen und die Pleiße am Nordende den See in deutlich saubererem Zustand wieder verlässt. Nach all den Versuchen der LMBV, die Ausschwemmungen aus den Witznitzer Kippen in den Griff zu bekommen, scheint das jetzt die erste Maßnahme zu sein, die wirklich Effekte zeitigen könnte. Vor allem auch, weil die LMBV damit rechnet, dass die Ausschwemmungen auch in den nächsten Jahrzehnten nicht viel geringer werden.

2017 will man mit den Vorplanungen fertig sein. Doch Unmut kommt jetzt vom Nachbarsee, vom Hainer See, der der Blauwasser Seemanagement GmbH gehört und wo jetzt die Angst umgeht, das Projekt könnte die Entwicklung am Hainer See in Mitleidenschaft ziehen. Die Blauwasser Seemanagement GmbH möchte sogar eine Bürgerinitiative zum Leben erwecken, die vor allem „Argumente gegen das Projekt und die bessere Prüfung von Alternativen“ erarbeiten soll.

Da kann man gespannt sein, ob es Alternativen zu dem Projekt gibt.

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Es gibt 2 Kommentare

Im Titel habt ihr die Buchstaben vertauscht. Es sollte auch dort die LMBV sein, nicht die LBMV.

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