Ein gewisses düsteres Bild aus dem Leipziger Neuseenland zeichneten am Donnerstag, 23. Juni, die Grünen aus Markkleeberg. Der Zustand der Neuen Harth machte Tommy Penk, den Grünen-Vorsitzenden, und Joachim Schruth, den Grünen-Fraktionsvorsitzenden, besorgt. Geht da jetzt alles kaputt? Oder nimmt die LMBV ihre Aufgabe nicht wahr?

Ihre Beobachtungen aus der Neuen Harth, dem Waldgebiet südlich des Cospudener Sees: Bäume sterben in großer Zahl ab, die Wirtschaftswege- und Wanderwege werden zunehmend unpassierbar. Die Flächen vernässen zusehends.

Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Joachim Schruth sagte dazu: „Hier ist ganz klar der Bergbausanierer, sprich die LMBV (Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft) in der Verantwortung. Für die Flächen muss Ersatz gefunden werden oder das Wasser muss, wenn möglich, abgeleitet werden, da der Landkreis Leipzig ohnehin den geringsten Waldanteil in Sachsen aufweist. Die anfallenden Kosten muss jedoch die LMBV langfristig tragen.“

Aber auch am Markkleeberger See beobachteten sie Seltsames: Dessen Wasserstand ist höher als genehmigt. Deutlich sichtbar werde dies, so Anrainer Tommy Penk, „am ‚Schrumpfen‘, das heißt Abtragen des Strandes an der Seepromenade. Nunmehr soll das überschüssige Wasser direkt vom See in die Kleine Pleiße gepumpt werden. Ein entsprechender Antrag der LMBV liegt bei der Landesdirektion vor. Doch auch hier fehlt ein klares Bekenntnis des Bergbausanierers zur Kostenübernahme. Das im Bundesberggesetz verankerte Verursacherprinzip verpflichtet jedoch die Betreiber der Braunkohletagebaue, für die Folgekosten ihres wirtschaftlichen Handelns aufzukommen. Der Bund muss hier langfristige Zusagen zur Finanzierung machen. Doch der scheint sich aus der Verantwortung stehlen zu wollen. Bezahlen wird es wohl der Steuerzahler. Hier muss dringend bei Bund und Land ein Umdenken stattfinden und ein rascher Braunkohleausstieg vereinbart werden, um die Nachfolgeschäden überall in Sachsen zu minimieren“.”

Die (nasse) Harth

Wie kommt es aber zu den starken Vernässungen in der Harth?

Das ist, wie die LMBV mitteilt, eine lange Geschichte, die noch in DDR-Zeiten beginnt.

„Die LMBV ist aufgrund ihrer bergrechtlichen Verpflichtung dafür verantwortlich, im Bereich der ehemaligen Braunkohlebtagebaue Böhlen/Zwenkau/Cospuden bzw. der Neuen Harth die Wiedernutzbarmachung der Tagesoberfläche herzustellen“, schildert Claudia Gründig aus der Unternehmenskommunikation den Vorgang. „Diese Aufgabe wurde bereits von Vorgängerbetrieben in DDR-Zeiten begonnen. Der Standort wurde in den 1970er Jahren verkippt, in den 1980er Jahren wurden im Auftrag des Bergbaus durch den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Grimma erste Aufforstungen vorgenommen. Daher gibt es dort 30 Jahre alte Baumbestände. Die Aufforstung lief allerdings unter anderen Rahmenbedingungen, denn der Standort war damals trocken, weshalb entsprechende Gehölze ausgewählt worden sind.“

Doch was vor 30 Jahren trocken war, verwandelt sich mittlerweile in ein feuchtes Biotop.

Man habe es hier, so Claudia Gründig, mit einem bergbaulich bedingten Grundwasserwiederanstieg zu tun. Der nicht ganz überraschend kam. Denn als die Trockenwälder in DDR-Zeiten angepflanzt wurden, waren auch noch alle Pumpen in Betrieb, die das Wasser aus den Tagebauen abpumpten. Dadurch wurde auch in den Abraumkippen der Wasserstand niedrig gehalten – bis das Abpumpen aufhörte und der Grundwasserstand ringsum wieder anstieg.

„Nach Einstellung der bergbaulichen Entwässerung kam es zum natürlich einsetzenden Grundwasserwiederanstieg und damit zu Vernässungen in der Neuen Harth“, so Claudia Gründig. „Der natürliche Grundwasserwiederanstieg bedingt gleichzeitig eine verringerte Versickerung des Oberflächenwassers. Es handelt sich demnach um Oberflächen – und um Grundwasser. Die Baugrundverdichtung im Bereich der geplanten Gewässerverbindung zwischen Cospudener und Zwenkauer See spielt hierfür keine Rolle, da kein räumlicher Bezug besteht.“

Die Phänomene werden nicht erst in diesem Jahr beobachtet. Sie beschäftigen das Unternehmen schon seit mehr als sechs Jahren. Und entsprechend hat man sich auch Gedanken gemacht, wie man das anstehende Wasser eventuell ableiten kann.

Aber das geht nicht so einfach, wie Claudia Gründig mitteilt: „Im Jahr 2010 wurde durch die LMBV eine erste Studie in Auftrag gegeben, die 2013 noch einmal präzisiert wurde. Ziel war es, herauszufinden, wie man mit technischen Möglichkeiten die gekippte Mischbodenkippe entwässern kann, um die aufgeforsteten Baumbestände zu sichern. In den Ergebnissen ließen sich Entwässerungsmaßnahmen wie Drainage und Gräben durch die hohen Investitionen und den hohen Unterhaltungsaufwand wirtschaftlich und nachhaltig nicht darstellen.“

Die gute alte Frage also: Wer soll das bezahlen?

Bleibt eigentlich die nachhaltigere Lösung: Nicht das Wassermanagement dem Trockenwald anzupassen, sondern den Wald dem nun einmal anstehenden Wasser.

Claudia Gründig: „Insofern hat sich die LMBV gemeinsam mit dem Sachsenforst und der Landesdirektion Sachsen zur Untersuchung einer möglichen Neugestaltung des Waldbereichs verständigt. Es wurde – in Abstimmung mit beiden Institutionen – eine Aufgabenstellung formuliert und in Auftrag gegeben. Sie wird die Nutzungsmöglichkeiten unter den derzeitigen Bedingungen untersuchen. Die Ergebnisse der Studie werden Ende des Jahres vorliegen. Nach Vorliegen der neuen Studie wird ein Lösungsansatz abgestimmt und umgesetzt werden.“

Der „MDR-Sachsenspiegel“ berichtete darüber am 16. Juni. Eine Stellungnahme von Planer Rolf Schlottmann findet man auch auf der Website der LMBV.

Der See ist zu voll

Und (zu viel) Wasser spielt natürlich auch am Markkleeberger See eine Rolle. Auch das ist nicht neu. Die Kleine Pleiße ist nicht in der Lage, die nötigen Wassermengen aus dem Markkleeberger See abzuleiten. Eigentlich müsste sie ausgebaut werden, um diese Aufnahme zu übernehmen. Aber da streiten sich die Geister, seit die LMBV nach einer möglichen Lösung für das Problem sucht.

„Der Wasserstand im Markkleeberger See liegt um wenige Zentimeter höher als im Planfeststellungsbeschluss festgelegt“, bestätigt Claudia Gründig. „In der LMBV-Planungsabteilung wird derzeit an der Thematik des erhöhten Wasserstands am Markkleeberger See gearbeitet. Da die avisierten Varianten, z. B. der Ausbau der kleinen Pleiße, einen Planfeststellungsbeschluss benötigen und damit nicht schnell umsetzbar sind, wurde nach anderen mittelfristigen Lösungsmöglichkeiten gesucht. Es wurde eine Interimslösung zur ‚Ableitung von Überschusswasser aus dem Seenverbund Störmthaler See und Markkleeberger See‘ gefunden, mit der Stadt Markkleeberg besprochen und bei der Genehmigungsbehörde eingereicht. Durch die Landesdirektion erfolgt die Beteiligung von Trägern öffentlicher Belange sowie weiterer Dritter und die Entscheidung zur Umsetzung.“

In eigener Sache

Jetzt bis 8. Juli für 49,50 Euro im Jahr die L-IZ.de & die LEIPZIGER ZEITUNG zusammen abonnieren, Prämien, wie zB. T-Shirts von den „Hooligans Gegen Satzbau“, Schwarwels neues Karikaturenbuch & den Film „Leipzig von oben“ oder den Krimi „Trauma“ aus dem fhl Verlag abstauben. Einige Argumente, um Unterstützer von lokalem Journalismus zu werden, gibt es hier.

Überzeugt? Dann hier lang zu einem Abo …

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar