In Heuersdorf haben es ja alle Beteiligten miterlebt: Es geht nicht nur ein Dorf verloren, wenn die Kohle kommt, es gehen auch eine ganze Reihe denkmalgeschützter Gebäude verloren. Aus Heuersdorf wurde wenigstens die Emmauskirche aus dem 13. Jahrhundert gerettet. Aber was passiert mit den Pödelwitzer Denkmalen? Das wollte jetzt der Grünen-Landtagsabgeordnete Wolfram Günther gern mal wissen.
Er bekam seine Antwort von Innenminister Markus Ulbig (CDU). Auch er bestätigt ihm, dass die MIBRAG gerade dabei ist, die Sache mit Pödelwitz ein für alle Mal zu klären: „Im seit 2011 verbindlichen Braunkohlenplan Tagebau Vereinigtes Schleenhain ist das Gebiet Pödelwitz als Vorbehaltsgebiet für den Braunkohlenabbau festgelegt. Im bergrechtlichen Verwaltungsverfahren hat die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH (MIBRAG) am 29. Februar 2016 mitgeteilt, dass im Zusammenhang mit dem Planfeststellungsverfahren zur Fortschreibung des Rahmenbetriebsplanes 1995 für den Tagebau Vereinigtes Schleenhain der Scoping-Termin für die Umweltverträglichkeitsuntersuchung vorbereitet wird.“
Und während die MIBRAG jetzt die Grundlagen dafür schafft, dass sie hier ab 2018 vielleicht schon abräumen kann, bestätigt der Innenminister, dass das 1350 erstmals erwähnte Pödelwitz auch einen kleinen Schatz an Baudenkmälern besitzt: „In Pödelwitz sind derzeit sieben Objekte in die Kulturdenkmalliste eingetragen. Darunter befinden sich die Dorfkirche und sechs Höfe bzw. Teile dieser Höfe. Die Bausubstanz der unter Schutz gestellten bäuerlichen Anwesen stammt überwiegend aus dem letzten Drittel des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Gebäude sind als Zeugnisse ländlicher Bau- und Lebensweise der Vergangenheit von baugeschichtlichem sowie geschichtlichem Wert. Bei der Kirche handelt es sich um eine im Kern romanische Anlage mit Chorturm, die im 18. Jahrhundert grundlegend umgebaut und im 19. Jahrhundert erneut verändert wurde.“
Aber was ist der „baugeschichtliche sowie geschichtliche Wert“ eigentlich wirklich noch wert, wenn die MIBRAG alle Genehmigungen zum Abbau der Kohle hat?
Nicht viel. Denn so richtig scheint das Thema Denkmalschutz die Staatsregierung nicht zu interessieren.
„Angesichts fehlender Anträge auf die Genehmigung des Abrisses denkmalgeschützter Gebäude in Pödelwitz (siehe hierzu die zusammenfassende Antwort auf die Fragen 2 und 3) sieht die Staatsregierung keine Veranlassung, sich zu möglichen späteren Abbruchvorhaben zu äußern“, sagt Ulbig.
Man wartet also ab, bis die MIBRAG den Abbruch beantragt.
Solange tun auch die Denkmalschutzbehörden so, als wäre da nichts im Gang. Wo kein Antrag, da keine Position.
Oder mit Ulbigs Worten: „Der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Leipzig liegen aus Pödelwitz keine Anträge auf eine Abrissgenehmigung vor.“
Damit dürften auch bei Wolfram Günther einige Hoffnungen zerplatzen, man könnte das Dorf noch retten vor den Baggern. Denn irgendwie hatte er ja noch so eine Hoffnung, als er schrieb: „Der Ort Pödelwitz (Landkreis Leipzig) ist im Rahmen des genehmigten Tagebaus Vereinigtes Schleenhain nicht für eine Abbaggerung vorgesehen. Ein großer Teil des Dorfes Pödelwitz ist denkmalgeschützt. Dennoch kauft die MIBRAG Gebäude in Pödelwitz und plant, diese abzubrechen.“
Die Anfrage von Wolfram Günther (Grüne) zu den Baudenkmalen in Pödelwitz. Drs. 4444
Es gibt 3 Kommentare
Unter der Überschrift :”Baggern für Bildungsbürger” hat die damalige SPD – Landrätin und heutige Integrationsministerin Köpping den Schautagebau an der Arbeit 38, am ehemaligen Tagebau Espenhain eröffnet. Dort werden jede Saison etliche Schulklassen durchgeführt. Die Jungen sollen schon lernen, daß ein Tagebau nötig und die Folgen doch nett sind. Errichtet wurde dieser Schautagebau aus Tagebausanierungsmitteln. Also mit den Mitteln, die dazu bestimmt sind, die Folgen von Heimat- und Umweltzerstörung zu mildern, werden die nächsten Generationen auf die kommende Heimat- uns Umweltzerstörung eingestimmt…
Was erwarten wir von solchen Politikern?!
Wahnsinn, was da alles verloren geht. Ich hab mir im Netz mal Bilder von Braunkohlegebieten vorher/nachher angesehen. Das ist so traurig, da können die noch so viele Seen draufsetzen.
Da es nur um schnöde Kohle geht, könnte man die Zerstörung von Heimat und Kulturgut auch mit dem Gedanken “Verbrannte Erde ist alles was zurück bleibt” unterlegen oder übertiteln oder ähnliches.
Es scheint nicht die Heimat des Herrn Markus Ulbig (CDU) zu sein, in der er da gar Kirchen aus dem 13. Jahrhundert abreisen lässt. Rücksichtslose Politik braucht rücksichtslose Politikern.