Während die LMBV am Cospudener See im Kreuzfeuer steht, weil sie im Zusammenhang mit den Erdbodenverdichtungen für den künftigen Harthkanal 300 Meter Uferweg nicht nur sperren musste, sondern auch noch richtig aufgebaggert hat, hat drüben am Markkleeberger See ein LMBV-Projekt begonnen, das die Bedingungen für Radfahrer künftig verbessert. Bislang kommt man vom Pleißeradweg nur über einen Umweg zum Markkleeberger See, wenn man nicht über die Bornaische hinfährt.

Dieser Umweg führt über den agra-Park und die viel befahrene Seenallee (S 46). Zwei Kilometer weiter südlich war der Übergang seit Jahrzehnten unterbrochen. 2014 hat die Lausitzer und Mitteldeutsche Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV)  zwar schon die Brücke im Verlauf der Cröbernschen Straße über die Pleiße instand gesetzt. Erbaut worden war die Brücke 1985. Aber auf der anderen Seite wird die Cröbernsche Straße zur Sackgasse. Vor der rauschenden B2/B95 enden alle Wege.

Doch hier soll es künftig weitergehen zum Markkleeberger See. Am 29. Juni – so teilte die LMBV mit – erfolgte der Baustart für den Neubau des Brückenbauwerks zur Querung der B2/B95 als zweite Teilmaßnahme.

Davon sieht man zwar noch nichts. Aber das liegt auch daran, dass man es auch an dieser Stelle mit aufgeschüttetem Abraum aus dem Tagebau Espenhain zu tun hat. Und auf dem Zeug kann man eigentlich keine großen Bauwerke errichten. Was tun?

Das Ende der alten Cröbernschen Straße kurz vor der Lücke in der Schallschutzwand an der B2 / B95. Foto: Ralf Julke
Das Ende der alten Cröbernschen Straße kurz vor der Lücke in der Schallschutzwand an der B2 / B95. Foto: Ralf Julke

Die Lösung ist dieselbe wie am Zwenkauer See: Der Untergrund muss verdichtet werden, um die Fundamente der Brücke setzen zu können.

Nach öffentlicher Ausschreibung wurde die Millionen-Baumaßnahme an die Firma ARLT Bauunternehmen GmbH aus Frohburg vergeben, berichtet die LMBV zum Prozedere.  Zunächst werden das Baufeld freigemacht und die Versorgungsmedien, zum Beispiel Telekomkabel und Abwasserleitungen, umverlegt. Bevor der Brückenbau starten kann, ist eine Verdichtung des Untergrunds mit Rüttelstopfsäulen notwendig. Die Stahlträger und der Pylon werden im Werk vorgefertigt und dann auf die Baustelle gebracht. Nach dem Aufbau wird die Betonfahrbahnplatte betoniert. Wenn die Baumaßnahme im Jahr 2017 abgeschlossen ist, schließen sich die Pflegeleistungen für die Pflanzen an.

Das neue Brückenbauwerk wird als gefächerte, einhüftige Schrägseilbrücke aus Stahl- und Verbundkonstruktion mit schlankem Fahrbahnträger ausgeführt. Die zwei Seilebenen werden von einem Pylon fächerförmig aufgenommen und über die Abspannseile am östlichen Widerlager verankert. Das Bauwerk verfügt über eine Gesamtlänge von 64 Metern mit Einzelstützweiten von 49,20 Metern und 14,60 Metern, so die LMBV. Die Höhe des Pylons wird rund 33 Meter betragen.

Gemäß einer Vereinbarung zwischen LMBV, Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASuV) und der Stadt Markkleeberg erfolgt die Planung, Ausschreibung, Vergabe der Bauleistung sowie Bauüberwachung durch das LASuV als den künftigen Baulastträger für das Brückenbauwerk. Dieses Abkommen wurde schon 2012 geschlossen. Die LMBV trägt die Kosten für Planung und Errichtung des Brückenbauwerks einschließlich der Wegeanschlüsse.

Anders als bei den diversen §4-Maßnahmen im Neuseenland, mit denen neue Infrastrukturen in der Seenlandschaft gebaut werden (wie zum Beispiel der Harthkanal), ist der Bau einer funktionierenden Wegeverbindung an dieser Stelle sogar eine Pflichtaufgabe. Die LMBV muss eine, vor Beginn der Bergbautätigkeit  bestehende Wegeverbindung wieder herstellen.

Blick durch die Lücke in der Schallschutzwand der B2 / B 95 zu den Teichen westlich des Markkleeberger Sees. Foto: Ralf Julke
Blick durch die Lücke in der Schallschutzwand der B2 / B 95 zu den Teichen westlich des Markkleeberger Sees. Foto: Ralf Julke

Die Cröbernsche Straße endet jetzt quasi an der Lärmschutzwand der B2, dort, wo künftig die Pylonbrücke die Schnellstraße überspannen soll.

Der gesetzliche Hintergrund: Im Rahmen der bergbaulichen Grundsanierungsverpflichtung nach § 2 des Verwaltungsabkommens zur Braunkohlesanierung ist zur verkehrstechnischen Erschließung der Bergbaufolgelandschaft des Tagebaus Espenhain ein funktionsfähiges und der öffentlichen Sicherheit Rechnung tragendes Wegenetz wiederherzustellen.

Die historischen Straßen- und Wegebeziehungen in West-Ost-Richtung wurden durch den Betrieb des Tagebaus Espenhain seinerzeit überbaggert. Zur Wiederherstellung der vorbergbaulichen Ost-West-Verbindung zwischen der Ortslage Gaschwitz und Markkleeberg sind Brücken- und Wegebaumaßnahmen vom Ortsrand Gaschwitz (Pleißebrücke) bis zum Seerundweg Markkleeberger See erforderlich. Die Anbindung in West-Ost-Richtung kann dabei aufgrund der parallelen Linienführung der verlegten Pleiße und der B2/95 nur über Brückenbauwerke realisiert werden.

Der Neubau der Pylonbrücke über die B2 ist nach Auskunft der LMBV am 29. Juni offiziell gestartet und läuft voraussichtlich bis Ende Mai 2017.

Dann ist zwar die B2/B95 überbrückt – aber es fehlen dann logischerweise noch die Radwegeanbindungen. Der Wegebau zur Anbindung an den bereits bestehenden Rundweg um den Markkleeberger See wird dann nach Fertigstellung der Brücke erfolgen, verspricht die LMBV.

Und damit wird dann auch der S-Bahnhof-Gaschwitz zu einem der besten Startpunkte ins Leipziger Neuseenland. Denn westwärts gibt es über die Neue Harth direkte Radwegeverbindungen zum Cospudener See (künftig vielleicht auch mal vernünftige Routen zum Zwenkauer See), westwärts kommt man über die Cröbernsche Brücke dann direkt zum Markkleeberger und zum Störmthaler See.

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