Die Markkleeberger wissen es schon. Ihnen hat es ihr OBM verklickert: Die Linie 9 soll künftig in Markkleeberg nicht mehr fahren. Die Leipziger Verkehrsbetriebe und der Mitteldeutsche Verkehrsverbund denken derzeit hinter verschlossenen Türen darüber nach, die Straßenbahnlinie 9 ab Connewitzer Kreuz in Richtung Markkleeberg stillzulegen. Im März sind diese Pläne durch Stadtrat Karsten Albrecht (CDU) an die Öffentlichkeit gelangt.
Das südliche Connewitz, konkret die Wohngebiete östlich und westlich der Wolfgang-Heinze-Straße, das Conne Island, der Wildpark und das Wohngebiet Wolfswinkel sowie Markkleeberg-West sollen ab Dezember 2015 vom Straßenbahnnetz abgeklemmt werden. Im Gespräch war das schon länger. Der Streckenast in Markkleeberg muss neu definiert werden, weil die ebenerdige Querung der Gleise der Bahn rechtlich nicht mehr zulässig ist. Doch für die verantwortlichen Politiker ist das Thema seit Jahren “abgehakt”. Mit Inbetriebnahme der neuen Mitteldeutschen S-Bahn galt die Straßenbahn in Markkleeberg als “Parallelstrecke”.
Doch als die Stillegungspläne jetzt öffentlich wurden, startete der Ökolöwe einen Aufruf, die Straßenbahnlinie nicht einfach zu kappen. Denn dadurch werden nicht nur Connewitz-Süd, der Wildpark und Markkleeberg-West komplett von einer sinnvollen ÖPNV-Verbindung nach Leipzig-Mitte abgeklemmt, auch die Chance wird vertan, die ÖPNV-Anbindung für das Neuseenland deutlich zu verbessern. Ein Thema, das auch in den Thesen der “Charta Leipziger Neuseenland” mittlerweile verankert ist. Und das auch die Bewohner des Neuseenlandes selbst immer wieder anmahnen.
Und während immer wieder heftig um die Parkplätze an den Seen diskutiert wird und Markkleeberg Sommer für Sommer ein Parkplatzproblem in Nähe des Cospudener Sees hat, wünschen sich die Bürger tatsächlich eine bessere ÖPNV-Anbindung. Aber ernsthafte Gedanken um eine Anbindung des Cospudener Sees mit der Straßenbahn machen sich die Verantwortlichen derzeit nicht.
Der Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e. V. und der Fahrgastverband Pro Bahn stemmen sich gegen die Stilllegung der Straßenbahn und drängen stattdessen auf eine neue Linienführung bis zum Cospudener See.
Die beiden Verbände haben deshalb jetzt eine Petition gestartet und hoffen auf viele Unterzeichner.
“Der Stadtrat hat mit dem Stadtentwicklungsplan Verkehr und öffentlicher Raum beschlossen, den Anteil des öffentlichen Nahverkehrs deutlich auszubauen. Wie kann es sein, dass dann die erste Amtshandlung darin besteht, halb Connewitz und Markkleeberg die Straßenbahn zu nehmen?”, fragt Tino Supplies, verkehrspolitischer Sprecher des Ökolöwen.
Auch für Carsten Schulze, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn in Mitteldeutschland, ist die Stilllegung der Straßenbahn unbegründet. “Die Stadtteile Connewitz und das angrenzende Markkleeberg sind groß genug, um eine Straßenbahnverbindung sinnvoll betreiben zu können. Erst recht kann eine direkte Anbindung des Cospudener Sees Ausflugsverkehr auf die Schiene locken.”
Die Verbände fordern Leipzigs Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau in ihrer Position als Bürgermeisterin für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr, Aufsichtsratsvorsitzende der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) und Vertreterin der Stadt Leipzig im Aufsichtsrat des Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV) nun dazu auf, folgende Punkte durchzusetzen:
– Die Straßenbahnlinie 9 darf nicht eingestellt werden
– Das südliche Connewitz darf nicht vom Straßenbahnnetz abgeklemmt werden
– Die Linie 9 muss auch zukünftig mindestens bis zur Stadtgrenze Leipzigs fahren (Wendeschleife D.-Bonhoeffer-Platz)
– Es müssen aktiv neue Fahrgastpotentiale für die Straßenbahn erschlossen werden
– Es muss unverzüglich mit der Vorplanung zur Neutrassierung der Linie 9 bis zum Cospudener See begonnen werden
– Die Leipziger und Markkleeberger Bürger sind am Entscheidungsprozess und an der Diskussion um die Trassen-Varianten zu beteiligen
Die Petition ist ab sofort online und kann unter www.oekoloewe.de/linie9.html mitgezeichnet werden. Der Ökolöwe ist zudem mit Unterschriftenlisten auf dem Connewitzer Straßenfest am Sonntag, 10. Mai, unterwegs. Darüber hinaus bittet der Umweltverein die Händler entlang der Strecke der Straßenbahnlinie 9, die Unterschriftenlisten in ihren Geschäften auszulegen.
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