Am heutigen Samstag, 9. Mai, ab 13 Uhr wird der Zwenkauer See feierlich zum Gemeingebrauch freigegeben. Für die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) ist es ein Anlass, noch einmal Bilanz zu ziehen. Denn sie hat seit Stilllegung des Tagebaus Zwenkau 1999 die Sanierungen gesteuert, die aus dem Tagebauloch den nächsten großen Badeteich im Leipziger Süden haben entstehen lassen. Fertig ist man freilich noch nicht.
Mit 960 Hektar ist der Zwenkauer See der größte Bergbaufolgesee im Südraum Leipzig. Mit den neun größeren LMBV-Gewässern sind damit zusammen fast 3.600 Hektar neue Wasserflächen südlich von Leipzig entstanden.
„Die Seenmacher der LMBV haben viel Knowhow und Arbeit in das entstehende Leipziger Neuseenland gesteckt“, erklärt dazu Klaus Zschiedrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der LMBV. Wiedernutzbarmachung, Flutung und Rekultivierung der ehemaligen Braunkohlentagebaue in Mitteldeutschland und in der Lausitz – das sind die wesentlichen Aufgabenbereiche der LMBV.
„Nach 15 Jahren ist das ‚Seen-Kleeblatt‘ im Süden Leipzigs nun komplett“, freut sich Zschiedrich. Zum Kleeblatt gehören der Cospudener See, der seit dem Jahr 2000 in Nutzung ist, der Markkleeberger See, der im Sommer 2006 für die Öffentlichkeit freigegeben werden konnte, und der Störmthaler See, dessen Gemeingebrauch 2014 folgte. Gemeingebrauch bedeutet: Die Seen können von der Allgemeinheit so genutzt werden wie jedes andere öffentliche Gewässer. Sondernutzungen brauchen Sondergenehmigungen. Und mit Schiffbarkeit hat das Ganze überhaupt nichts zu tun.
Eigentlich braucht kein Mensch im Südraum eine Schiffbarkeitserklärung, ein Konstrukt, das vor allem den Verkehr und die Nutzung von (wirtschaftlichen) Wasserstraßen regelt. Das Verfahren zur Schiffbarkeitserklärung läuft derzeit trotzdem parallel, denn per Novellierung des Wassergesetzes 2013 hat Sachsens Regierung die Seen im Leipziger Südraum samt ihren Verbindungskanälen einfach für schiffbar erklärt.
Sanierung des Zwenkauer Sees hat bis jetzt 195 Millionen Euro gekostet
Im ehemaligen Tagebau Zwenkau begannen 1999 die kontinuierlichen Sanierungstätigkeiten der LMBV und 2007 dann der Auftakt zum Fluten. “Bisher wurden Sanierungsleistungen in einem Wertumfang von rund 195 Millionen Euro am Zwenkauer See durch die LMBV erbracht“, stellt Klaus Zschiedrich fest.
Der Tagebau Zwenkau, 1921 als Tagebau Böhlen aufgeschlossen, wurde 1999 als letzte Förderstätte der LMBV im mitteldeutschen Revier endgültig stillgelegt. Seit der Einstellung des Braunkohlenabbaus im Raum Zwenkau hat sich der Landstrich südlich von Leipzig grundlegend gewandelt. Standsichere Böschungssysteme von rund 22 Kilometern Länge wurden hergestellt. Das Restloch, das der Bergbau hinterlassen hatte, wird seit dem Jahr 2007 zu einem See mit Hochwasserschutz- und Naherholungsfunktion geflutet. Das Wasser zur Flutung des rund 960 Hektar großen Bergbaufolgesees kommt dabei über einen rund 60 Kilometer langen Rohrleitungsverbund aus dem MIBRAG-Tagebau Profen.
An den Ufern des Sees entstanden seither im Rahmen der LMBV-Arbeiten naturnahe Bereiche und asphaltierte Wegeabschnitte, ein viel besuchter Ausstellungspavillon am KAP Zwenkau – als Erinnerung an die Abraumförderbrücke AFB 18 – und nicht zuletzt ein großer Hafen. Bereits seit 2008 fährt das Passagierschiff „MS Santa Barbara“ im Rahmen einer von der LMBV erlaubten Zwischennutzung über das noch nicht vollständig hergestellte Gewässer. Zwischen 2010 und 2012 erfolgte zudem der Bau eines Hochwassereinlaufbauwerks von der Weißen Elster in den Zwenkauer See. Das ja bekanntlich gerade so rechtzeitig fertig wurde.
Hochwasserfunktion ist jetzt komplett
Denn schon wenige Tage nach Fertigstellen hat es seine Bewährungsprobe bestanden, als beim Hochwasser 2013 rund 20 Millionen Kubikmeter aus der Weißen Elster zum Schutz der Stadt Leipzig in den See eingeleitet werden konnten. Das Einlassventil funktionierte also, nur das Ablassventil fehlte noch. Aber auch das ist inzwischen fertig, teilt die LMBV mit. Anfang 2015 wurde der vor zwei Jahren begonnene Bau dieses Hochwasserauslaufbauwerks zur Weißen Elster fertiggestellt und der See ist zu über 90 Prozent gefüllt. Eine Auffüllreserve von etwas weniger als 20 Millionen Kubikmetern wird künftig immer für den Hochwasserfall vorgehalten, so dass bei einem Elsterhochwasser rechtzeitig das Einlaufbauwerk geöffnet werden kann und der Zwenkauer See sozusagen zum Zwischenspeicher wird.
Seit dem Jahr 2011 werden gezielt Maßnahmen zum Verbessern der Gewässergüte umgesetzt. Zusätzlich zu einer stationären Neutralisationsanlage am Ostufer des Sees war temporär ein Bekalkungsschiff im Einsatz. Der pH-Wert verbesserte sich dadurch von ursprünglich 2,6 auf 7,0, so die LMBV.
Aber auch wenn der See jetzt von den Neuseenländern genutzt wird, sind noch nicht alle Bauarbeiten beendet.
Neben Restarbeiten im Umfeld sowie dem Verwahren von Filterbrunnen konzentrieren sich die Arbeiten derzeit auf die Baugrundverdichtung im Bereich des künftigen Harthkanals, der auf rund 800 Metern Länge den Zwenkauer See an den Cospudener See anbinden wird. Mit seiner Fertigstellung nach 2018 wird eine weitere Kanal-Vision Wirklichkeit werden. Hier soll die bootsgängige Verbindung des Zwenkauer Sees zum Cospudener See hergestellt werden und damit die Anbindung an den Gewässerknoten Leipzig.
Noch vor der Inbetriebnahme dieser letzten wasserbaulichen Anlage inklusive Schleuse und Brücken wird nun am zweiten Maiwochenende 2015 der vorzeitige Nutzungsbeginn für den Großteil des Gewässers erfolgen. Nach einem feierlichen Akt für die Teilfreigabe zum Gemeingebrauch am 9. Mai ab 13 Uhr gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen, Stanislaw Tillich, heißt es dann am See neben „Glück auf!“ auch „Schiff ahoi!“. Am Sonntag, 10. Mai, können Besucher dann die neuen Nutzungsmöglichkeiten auch beim 6. Zwenkauer Hafenfest erleben.
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