Der Landkreis Nordsachsen wählt in diesem Jahr einen neuen Landrat. Der alte, der 2008 zum ersten Landrat im neu gebildeten Landkreis Nordsachsen gewählte Michael Czupalla (CDU), tritt nicht wieder an zur Wahl. Doch noch ist völlig offen, ob es am Ende zu einem echten Duell kommt. Zwei Parteien haben sich zwar schon auf einen gemeinsamen Kandidaten geeinigt - eine aber will's wieder allein versuchen.

Das ist die SPD, die sich im Januar regelrecht überrascht zeigte, als Czupalla bekanntgab, nicht wieder antreten zu wollen. Sie scheint mal wieder zwischen Baum und Borke zu stecken. „Eisern verteidigte unser Landrat mit unserer vollen Unterstützung unser Tafelsilber wie Krankenhäuser, Schulstandorte, Schullandheim und andere Einrichtungen und immer wieder nervte er den Ministerpräsidenten mit Unterstützungsforderungen für unseren enorm verschuldeten Landkreis“, erklärte der Fraktionsvorsitzende der SPD im Kreistag, Heiko Wittig, zum Rückzug Czupallas. “Er ist topfit und macht seinen Job mit einer derartigen Intensität und Lust wie kaum ein anderer. Nichts deutete bis vor wenigen Tagen auf seinen Abschied hin. Wir vermuten, dass uns nun ein harter Sanierer vor die Nase gesetzt wird. Sollte es so sein, werden wir mit aller Macht gegenhalten. Nun gilt es, über Parteigrenzen hinweg Gespräche zu führen, um möglichst eine Kandidatin oder einen Kandidaten zu finden, die oder der eine hohe Akzeptanz findet. Auch wir werden ein Personalangebot unterbreiten.“

Das hat die SPD nun am 6. März auch getan: Der Kreisvorstand der SPD Nordsachsen will der Mitgliedervollversammlung am 21. März vorschlagen, Lars Menzel als Kandidaten für die Landratswahlen im Juni zu nominieren. Menzel ist Leiter der Johanniter-Akademie in Leipzig, einem Berufsschulzentrum im Gesundheits- und Sozialwesen. Er ist Vorsitzender des Fachverbandes der berufsbildenden Schulen der Diakonie in Sachsen und Mitglied im Vorstand des Bundesverbandes evangelischer Ausbildungsstätten für Sozialpädagogik. Seit 2008 ist er Mitglied der SPD.

Der SPD-Kreisvorsitzende und Fraktionsvize im Sächsischen Landtag Volkmar Winkler: „Als Experte in den Bereichen Wirtschaft, Bildung und Soziales ist Lars Menzel der geeignetste Kandidat in der Landratswahl für die größer werdenden Probleme wie Schulnetzplanung, Flüchtlingsunterkünfte oder Krankenhausstiftung.“

Damit gibt es jetzt zwei mögliche Gegenkandidaten für den möglichen Kandidaten der CDU.

Als erste hatten die Grünen mit Peter Hettlich einen Mann nominiert, der schon im Bundestag emsig gearbeitet hat und seinerzeit auch zu jenen Grünen-Abgeordneten gehörte, die gegen Schröders “Agenda 2010” gestimmt haben. Ein Punkt, den jetzt die Linkspartei würdigt, die sich entschieden hat, nicht mit einer eigenen Kandidatin oder einem eigenen Kandidaten anzutreten, sondern für Hettlich ackern will.

Am 7. März wurde Peter Hettlich auf der Wahlkreisversammlung der Linken auch zu ihrem Landratskandidaten nominiert. Auf der in Podelwitz stattfindenden Gesamtmitgliederversammlung votierten 90 Prozent der Anwesenden für den 56-Jährigen, der nun als gemeinsamer Kandidat der Linken und Grünen für die bevorstehenden Landratswahlen in Nordsachsen antritt.

Susanna Karawanskij, Kreisvorsitzende der Linken in Nordsachsen: „Mit der Nominierung von Peter Hettlich geht die Linke in Nordsachsen mit einem politisch überzeugenden und motivierten Kandidaten in die kommenden Landratswahlen. Hettlich hat nicht nur mit seiner persönlichen Ausstrahlung die Mitglieder der Linken überzeugt, sondern bei seiner Vorstellung auch gleich einen Entwurf des Wahlprogramms vorgelegt, welcher inhaltlich an das Kommunalwahlprogramm der Linken anschließt. Gemeinsam mit den Grünen unterbreiten wir mit Peter Hettlich als Kandidaten links von der CDU eine echte Wahlalternative für die Bürgerinnen und Bürger Nordsachsens.“

Peter Hettlich: „Von Anfang an war die Atmosphäre wohlwollend und positiv, ich freue mich außerordentlich über das große Vertrauen, was mir seitens der Linken entgegengebracht wird. Ich habe mich immer politisch auch eher als linker Grüner verstanden und schon vor 10 Jahren, bei der Einführung der Hartz IV Gesetze mit sechs Kollegen der Grünen im Bundestag dagegen gestimmt. Unter dem Motto ‘Aufbruch für Nordsachsen’ haben wir gemeinsam einen politischen Fahrplan für ein soziales, ökologisches, solidarisches und nachhaltiges Nordsachsen erarbeitet, der in beiden Parteien bis April diskutiert wird und auf dessen Grundlage ich mich als Landratskandidat in Nordsachsen zur Wahl stelle.“

Jetzt kann man gespannt sein, ob die Mitgliedervollversammlung der SPD am 21. März beim eigenen Kandidaten Lars Menzel bleibt oder sich doch für einen gemeinsamen Kandidaten von SPD, Linken und Grünen entscheidet.

2008 hatte Czupalla erst im zweiten Wahlgang gewonnen und dort die Mehrheit geholt mit 45,7 Prozent der Stimmen. Die Mitbewerber haben sich dafür gegenseitig die Stimmen abgejagt und damit dem CDU-Mann erst den Durchmarsch ermöglicht. Im zweiten Wahlgang holte Thomas Rüdiger Kind für Die Linke 34,5 Prozent der Stimmen und Dr. Liane Deicke für die SPD 19,8 Prozent.

Die Landratswahl im Landkreis Nordsachsen findet am Sonntag, 7. Juni, statt. Der Tag des etwaigen zweiten Wahlgangs ist Sonntag, 28. Juni.

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Es gibt 2 Kommentare

„Eisern verteidigte unser Landrat mit unserer vollen Unterstützung unser Tafelsilber wie Krankenhäuser, Schulstandorte, Schullandheim und andere Einrichtungen und immer wieder nervte er den Ministerpräsidenten mit Unterstützungsforderungen für unseren enorm verschuldeten Landkreis“, erklärte der Fraktionsvorsitzende der SPD im Kreistag, Heiko Wittig, zum Rückzug Czupallas.

Ich möchte gewisse Verdienste des Herrn Czupalla nicht negieren. Auch wenn es viele nicht verstehen bzw. verstehen wollen, ein Grund für die enorme Verschuldung des Landkreises ist , dass Herr Czupallla keine demokratische Verwaltung, sondern ein Fürstentum aufgebaut hat. Nun sehen plötzlich viele der gehorsamen Untertanen, die sicher auch fürstlich gefördert wurden, ihre Felle wegschwimmen.

“SPD-Vorstand nominiert eigenen Kandidaten”
Warum denn das?
In Thüringen klappt ROT/ROT/GRÜN offensichtlich recht gut, warum lässt man das nicht in Sachsen passieren.
Warum versperrt sich die SPD (gibt statt dessen die große Wahl 2017 schon verloren?) Wollen die nicht mehr?

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