Markkleeberg hat viel zu verlieren. Und es hat ein Problem: kein Stadtzentrum. Kein wirkliches, welches von den Einwohnern auch als solches empfunden und genutzt wird. Die 60 heute Abend im Saal sitzenden interessierten Bürger Markkleebergs waren neugierig, wie die Stadtverwaltung dies nun nach vielen Jahren der Diskussion bewerkstelligen will. Viele Fragen wurden gestellt, Anregungen, Kritik und Wünsche geäußert. Markkleeberg hat viel zu gewinnen.
Aber woher kommt das “Problem” mit dem nicht vorhandenen Stadtzentrum? Dazu ist ein Ausflug in die Gründungsgeschichte notwendig: Während Leipzig auf fast tausend Jahre Stadtgeschichte zurückblicken kann, ist die Stadt Markkleeberg noch sehr jung. 1915 vereinigten sich die Orte Raschwitz, Oetzsch und Markkleeberg zur Großgemeinde Oetzsch-Markkleeberg. 1934, dem eigentlichen Gründungsjahr, kam das westlich gelegene Gautzsch hinzu. Den Nationalsozialisten war allerdings der slawische Ursprung vieler Ortsnamen ein Dorn im Auge. Und so wurde aus Gautzsch Markkleeberg-West, aus Oetzsch wurde Markkleeberg-Mitte und das eigentliche Markkleeberg wurde einfach – der Himmelsrichtung entsprechend – in Markkleeberg-Ost umbenannt. 1937 kamen Zöbigker (einschließlich Cospuden und Prödel) und Großstädteln hinzu.
Vervollständigt wurde die heute bekannte Stadtstruktur durch die 1993 und 1994 eingemeindeten Orte Wachau, Auenhain und Gaschwitz. Durch den Kohleabbau verloren gegangen sind die früheren Ortsteile Cospuden, Prödel, Cröbern und Crostewitz.Ein Blick auf die Karte des Markkleeberger Stadtgebiets zeigt, wie zergliedert und zerrissen die Stadt auch heute noch ist. Städtische Strukturen sind direkt neben erhalten gebliebenen dörflichen Strukturen zu finden. Der Charakter der einst selbständigen Gemeinden ist bis heute zu sehen. Weit auseinandergezogen, “verbunden” durch dazwischen platzierte Wohn- und Gewerbegebiete – und lange Straßen. Es gibt viele kleine Dorfzentren, aber ein wirkliches Stadtzentrum, das sich aufgrund der Stadtstrukturen im Laufe der Geschichte herausgebildet hat, sucht man in Markkleeberg vergebens.
Bisher, denn genau dieser Herausforderung will sich die Stadtverwaltung nun stellen und in den kommenden Jahren umsetzen. Heute fiel der Startschuss mit einer Bürgerversammlung im Großen Lindensaal des Markkleeberger Rathauses. Willkommen waren alle Einwohner der Stadt, jeder Haushalt hatte in der letzten Woche ein Faltblatt mit Informationen und einer Einladung zum Meinungsaustausch im Briefkasten. Beispielgebend für benachbarte größere Städte, einen Termin für Bürgerbeteiligung nicht erst kurz vor Schluss anzusetzen, sondern über ein Jahr vor dem für Dezember 2015 geplanten Ende des Wettbewerbs zur städtebaulichen Entwicklung des Stadtzentrums.
L-IZ-Leser UB schrieb in einem Kommentar: “Dass Markkleeberg keinen gewachsenen Stadtkern mehr hat, ist dem Real existierenden Sozialismus zu verdanken! Nach dem Bau einer Honekerschen Kaufhalle wurden die Einzelhändler nicht mehr beliefert und mussten notgedrungen ihre Geschäfte aufgeben. So hat nur ein einziger Bäcker von 6 im Stadtkern überlebt. Gleiches gilt für Fleischereien und Gemüsegeschäfte oder Friseure. Auch kleine Betriebe wie Klempner, Sattler oder Schumacher sind nicht mehr vorhanden. Aus den leer stehenden Geschäften wurden Wohnungen kreiert, nach dem jetzigen Rückbau ist das wiederbeleben nicht so einfach, weil unser erster Bürgermeister (ein “Westimport”) lieber die Supermärkte auf der “Grünen Wiese” bevorzugte. OB Klose, ein gebürtiger Markkleeberger, dessen Vater als Einzelhändler ebenfalls schließen musste, versuchte alles ihm mögliche, dass die Innenstadt wieder belebt wird. OB Schütze, ebenfalls ein gebürtiger Markkleeberger, setzt jetzt das fort was Klose begonnen hat. (Ich finde ohnehin, das Bürgermeister die aus der Stadt kommen, sich mit IHRER Stadt identifizieren und nicht nur einen Job machen wie es in Leipzig den Anschein erweckt.) Man kann nur hoffen, dass es eine rege Bürgerbeteiligung geben wird und dass die Mieten dann nicht so hoch sind, dass die Geschäfte sofort wieder schließen müssen. Denn eine Bebauung ist dabei unumgänglich. Ich bin guter Dinge, dass die Bürgervorschläge mit ins Konzept aufgenommen werden.” Auch das ein weiterer möglicher Grund für das Nichtvorhandensein eines Stadtkerns mit Wohlfühlcharakter.
Markkleebergs Oberbürgermeister Karsten Schütze fand zu Beginn der Bürgerversammlung wie gewohnt klare Worte für das zu erreichende Ziel: “Ich weiß, dass die Seen gut und gern angenommen werden, aber wir haben kein Stadtzentrum mit Aufenthaltsqualität.” Und machte den Anwesenden deutlich, wie günstig gerade jetzt die Voraussetzungen für eine Weiterentwicklung des Areals entlang der Rathausstraße sind. Man sei glücklich, dass man nun erstmals über alle notwendigen Grundstücke verfügen könne, da sich nun alle im Besitz der Stadt Markkleeberg befinden. Der Neubau der am S-Bahnhof bis Ende 2015 entstehenden Schwimmhalle biete mit den im Umfeld gelegenen Flächen weitere gute Optionen für eine positive Entwicklung. Man wolle es sich nicht so einfach machen und einfach “einen weiteren Supermarkt da hinsetzen, sondern Straßen und Plätze mit Aufenthaltsqualität” schaffen. Er freue sich über die Beteiligung der Markkleeberger, weil dies doch das große Interesse der Bürger an ihrer Stadt zeigt. Karsten Schütze erwähnte auch nochmal lobend und anerkennend die umfangreichen Rückmeldungen der im März durchgeführten Bürgerumfrage zum ÖPNV, bei der viele Meinungen, Anregungen und Kritikpunkte geäußert wurden, die nun in die Entwicklung des ÖPNV-Konzeptes der Stadt mit einfließen können.
Die nächste knappe dreiviertel Stunde übernahm Michael Rudolph vom Leipziger Architekten- und Planungsbüro Station C23, welches auch schon an vielen Projekten in Leipzig beteiligt war: Gymnasium Telemannstraße, Riesentropenhalle Leipziger Zoo, Stadtraum Bayerischer Bahnhof, Fördergebietskonzept “Leipziger Innenstadt”, Spielplatz General-Olbricht-Kaserne, “Grüne Gleise” in Plagwitz, …
Michael Rudolph findet es “außergewöhnlich, dass Markkleeberg soviel Zeit einplant” und findet es “gut, welchen Stellenwert die Meinungen der Bürger haben, gerade bei solchen Projekten, die schon seit so vielen Jahren in der Diskussion sind”. Denn “Bürgerbeteiligung ist wichtig” und fügt schmunzelnd hinzu, dass “irgendwelche Planungsbüros sonst vielleicht 5 Restaurants und 10 Hotels hier hinsetzen würden, was vielleicht die Markkleeberger gar nicht wollen.”
Er gibt einen Überblick über die nächsten Etappenziele: Im November 2014 wird es mehrere Workshops mit Händlern, Gewerbetreibenden, Verkehrsfachleuten, Stadträten, … geben, dem schließt sich im Dezember die Erstellung eines ersten Entwurfes an, der im Frühjahr 2015 erneut bei einer Bürgerversammlung vorgestellt wird. Nach einem weiteren Erfahrungs- und Meinungsaustausch können nochmals Ergänzungen und Änderungen eingearbeitet werden. Der überarbeitete zweite Entwurf soll dann schon im Mai 2015 dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Dem schließt sich bis September 2015 das Bewerbungsverfahren der Landschaftsplaner und Architekten an, im Oktober und November soll ein Preisgericht die eingereichten Vorschläge prüfen und eine Entscheidung fällen. Und wenn alles so wie geplant abläuft, ist der Wettbewerb im Dezember 2015 abgeschlossen. Beginnen dann ab dem Frühjahr 2016 schon die Baurbeiten?
Michael Rudolph weiter zu den besonderen Herausforderungen des vom Planungsbüro Station C23 betreuten Wettbewerbs, hier nur stichpunktartig wiedergegeben:
- die durch die Geschichte bedingte zergliederte Stadtstruktur
- die Mischnutzung für Gewerbe und Wohnen
- unterschiedliche Straßenquerschnitte zwischen 23,5 Metern am Ring, 16 Metern an der Rathausgalerie und nur 11,3 Metern in der östlichen Rathausstraße hinter der S-Bahn-Brücke
- ein an manchen Stellen des Areals starkes Missverhältnis von zu schmalen Wegen (von nur einem Meter Breite) und überdimensionierten Straßen
- die katastrophale städtebauliche und verkehrliche Situation im Bereich vor der Rathausgalerie (einschwenkende eingleisig geführte Straßenbahn mit Bahnübergang, Wartende im Haltestellenbereich, fahrende und parkende Autos, Radfahrer und deren abgestellte Fahrzeuge, Fußgänger, Besucher der Rathausgalerie, …)
- mögliche Nutzung von existierenden Baulücken im Straßenzug
- Radfahrer und ihre Anforderungen (Abstellflächen, Anbindung an Bus, Straßenbahn und S-Bahn, …)
- das im gesamten Verlauf des Straßenzugs auf Straßen und Gehwegen existierende sehr uneinheitliche, keinesfalls harmonisch wirkende Straßenbild und ein Mix aus unterschiedlichen Belägen
Dem schloss sich ein Überblick über die vom Planungsbüro Station C23 bis jetzt festgehaltenen 14 Schwerpunkte der Umgestaltung in diesem Areal an – von West nach Ost dem Straßenverlauf folgend:
1. Parkfläche/Brache gegenüber der Rathausgalerie: hoher Flächenverbrauch, aber zu wenige Stellplätze und zu viele ungenutzte Restflächen
2. Kreuzung Rathaus-/Ringstraße: wenige Händler und Gewerbetreibende in den Eckhäusern, aufgrund des sehr großen Straßenquerschnitts ergibt sich eine für Fußgänger sehr ungünstige Situation
3. Bereich direkt vor der Rathausgalerie mit der Straßenbahnhaltestelle ohne Platz- und Aufenthaltsqualität: Treppen zum Eingangsbereich und die sehr beengten, schmalen Fußwege entlang der Rathausgalerie
4. Bahnübergang der Waldbahn mit dem Bahnwärterhäuschen und dem neu anzulegenden Bahnsteig Markkleeberg-Mitte5. Kreuzung Fr.-Ebert-Straße/Rathausstraße mit einem vierstöckigen Wohnhaus und einer Kleingartenanlage neben der Bahnlinie: hier könnte langfristig eine Wohnbebauung geplant werden
6. Busbahnhof mit Wendeschleife und Haltestellen, einigen Parkplätzen, dem Bauplatz für die Schwimmhalle und den umliegenden, noch ungenutzten Freiflächen
7. Altes Bahnhofsgebäude und der dazugehörige Vorplatz, der aktuell wegen der fehlenden Stellflächen als wilder Parkplatz für Radfahrer dient. Der Platz kann später zusammen mit der sich dahinter befindlichen Schwimmhalle als repräsentativer Eingangsbereich für die Schwimmhalle dienen. Welchen Namen könnte dieser Platz zukünftig tragen?
8. Platzfläche am Kreuzungsbereich Fr.-Ebert-/Rathausstraße: Aufwertung durch Bepflanzung und bessere Sitzmöglichkeiten
9. Unterführung/S-Bahn-Brücke: Zugang zu den Bahnsteigen soll in Absprache mit der Deutschen Bahn aufgewertet werden. “Ne Menge Beton”. Brücke wird von den Markkleebergern als Trennung empfunden, soll aber den östlichen und westlichen Teil der Rathausstraße besser miteinander verbinden.
10. Brachfläche rechts hinter der S-Bahn-Brücke: Platz für neue Bebauung? Einbinden der derzeit ungenutzten Fläche ins Nutzungskonzept
11. Kleine Platzfläche Rathausstraße/Ecke Südstraße: derzeit nur wenige Bäume und Sitzmöglichkeiten.12. Östlicher Teil der Rathausstraße zwischen S-Bahn-Brücke und Mittelstraße: sehr kleiner Straßenquerschnitt, Nutzung als Einbahnstraße mit abgetrenntem Fahrradstreifen, sehr wenige/zu wenige Parkflächen für die Händler entlang der Straße, zu schmale Gehwege, die oft durch Aufsteller zugestellt sind.
13. Östlicher Teil der Rathausstraße zwischen Mittelstraße und Rathausplatz: verkehrsberuhigte Einkaufsstraße mit einigen Parkflächen und großzügig gestalteten Vorbereichen, welche durch Handel und Gastronomie genutzt werden.
14. Vorplatz Rathaus mit seinem kaum angemessen, sondern nur “technisch-funktional” gestalteten Eingangsbereichen und Zufahrten
Diese Informationen werden in den nächsten Tagen vom Planungsbüro Station C23 als Dokument zur Verfügung gestellt. Wir werden dies dann hier auch bei uns im Downloadbereich ergänzen und verlinken.
All die genannten Schwerpunkte entlang der Rathausstraße können auch beim Stadtspaziergang am Samstag, dem 18. Oktober, gemeinsam mit OBM Karsten Schütze in Augenschein genommen, bewertet und diskutiert werden. Beginn ist um 14 Uhr gegenüber der Rathausgalerie.
Nach einer dreiviertel Stunde aufmerksamen Zuhörens konnten manche Markkleeberger schon nicht mehr ruhig auf ihrem Stuhl sitzen. Manche meldeten sich schon zwischendurch, denn Karsten Schütze und Michael Rudolph hatten mit ihren Informationen viele Fragen bei den Zuhörern aufgeworfen. Und so bekamen all die, die am heutigen Abend schon Ideen im Gepäck hatten, die Möglichkeit, ihre Meinung und Erwartungshaltung, Wünsche und Ideen zu äußern.
Ein paar Beispiele seien hier genannt:
Besteht die Möglichkeit, den Bahnhofsvorplatz als Gedenkort für das KZ Markkleeberg zu nutzen? Dieses war von August 1944 bis April 1945 als Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald im heutigen Equipagenweg in Gautzsch. Man könne einen Wagon von der Bahn erwerben, der 1945 benutzt wurde, um die hier untergebrachten Frauen nach Theresienstadt zu bringen, und diesen für Schüler und andere Interessierte als Gedenkort herrichten.
Ein Markkleeberger schlägt vor, dass der Bereich der Hauptstraße zwischen Schulstraße und H.-Landmann-Straße verkehrsberuhigt gestaltet werden sollte, damit Fußgänger die Straße besser überqueren können. Derzeit ist das eher eine “Nochmal-schnell-Gas-geben-damit-ich noch-die-Ampel-schaffe”-Strecke. Die Hauptstraße trenne die Rathausstraße zu sehr, dies sollte auch optisch berücksichtigt werden.
Ein Markkleeberger befürchtet, dass man sich bei der Diskussion um Verkehrsnutzung, Parkflächen und verkehrsberuhigte Bereiche zu sehr auf die Rathausstraße konzentriert und dass dabei vor allem das gesamte verkehrliche Umfeld außer Acht gelassen wird. Michael Rudolph versicherte, dass dies durch die Einbeziehung der Verkehrsplaner bei den fachlichen Workshops vermieden werden soll und dass auch das gerade in der Erstellung befindliche Verkehrskonzept beim Wettbewerb Berücksichtigung finden wird.
Ein Immobilieneigentümer der Fr.-Ebert-Straße wollte genauer erfahren, wie denn nun die Planungen für die Straßenbahn Linie 9 aussehen. Der Zustand der Straße und der damit verbundene Lärm seien unzumutbar. Karsten Schütze sagte “Ich kann dem nicht widersprechen” und verwies auf die Ergebnisse der März-Bürgerbefragung und das kommende ÖPNV-Konzept. Anfang 2015 wisse man mehr (auch wie es dann mit der Linie 9 weitergeht).
Eine Markkleebergerin, die schon viele Jahre in der Stadt wohnt, ermahnte die Markkleeberger und die Stadtverwaltung, das bisher verfolgte Ziel der Stadt im Grünen nicht aus den Augen zu verlieren. Es gehe um Lebensqualität, die eben auch davon abhängt, welche Funktionen die neuen Nutzungen zugeordnet bekommen und wie diese von den Einwohnern angenommen werden. Im Besonderen sprach sie den derzeitigen Wochenmarkt an, mit dem sie sehr unzufrieden sei.
Zum Thema Wochenmarkt gab es eine durchaus ernste Anmerkung einer Wochenmarkt-Händlerin, dass die Umsätze einfach zu gering seien und dass man über neue Konzepte nachdenken müsse, wie man den Markt mit mehr Leben erfüllt: Kinderflohmärkte, Abendmärkte, Aktivitäten wie zum Beispiel Weinverkostungen, musikalische Angebote, Kleingärtner, die ihre Erzeugnisse dort verkaufen können, usw. … Wer Ideen hat oder schon mal etwas Tolles auf einer Reise in einer anderen Stadt gesehen hat, solle diese Anregungen doch bitte auch im Rahmen dieser Bürgerbeteiligung mit einbringen.
Zum Areal gegenüber der Rathausgalerie gehörten auch noch weitere Wortmeldungen, in denen es um eine mögliche Tiefgarage ging, die man oberirdisch mit einem Platz für einen Wochenmarkt, mit Bäumen und Sitzmöglichkeiten attraktiv machen könnte. Ein Ruhepunkt inmitten der Stadt.
Sehr überzeugend erklärte einer der Anwesenden, dass es für ihn überhaupt keinen Sinn mache, über weitere neu zu bauende Gebäude für Handel und Gewerbe nachzudenken. Man sei mit der S-Bahn in 12 Minuten im Leipziger Stadtzentrum, da gibt es alle Märkte und Einkaufsmöglichkeiten. Geschäfte seien nur dort sinnvoll, wo auch Bedarf besteht, in Markkleeberg sieht er das nicht. “Wenn ein Markkleeberger sagt, er geht in die Stadt, dann meint er Leipzig.” Die Zuhörer im Saal stimmen dem zu und applaudieren. Sie wollen mehr Grün in ihrer Stadt, sie brauchen keine neuen Geschäfte.
Als weitere Anregung wurde gegeben, die grauen Flächen zum Beispiel an der Rathausgalerie mit zu Markkleeberg passenden Völkerschlachtmotiven zu gestalten.
Für eine andere Markkleebergerin ist das Ende der Rathausstraße direkt vor dem Rathaus besonders wichtig. Man sollte diese Fläche am besten als 15. Punkt in die Liste mit aufnehmen – unabhängig von einer Entscheidung für oder gegen Markkleeberg als Austragungsort der Landesgartenschau 2019 (die im späten Herbst erwartet wird). Die derzeitige Verwendung als Hundewiese ist zu schade für so eine wertvolle und große Fläche.
Natürlich wurden auch die Bedürfnisse der Kinder genannt. Aufenthalts- und Spielflächen müssen berücksichtigt werden.Auch an der in den vergangenen Jahr(zehnt)en ausgeübten Praxis bei der Zuweisung von Flächen an Discounter wurde Kritik geübt – da geht es also den Markkleebergern genauso wie den Leipzigern. Es stehe eine Entscheidung zwischen Einkaufen oder Erholung an. Die kleinen Läden der Rathausstraße und der umliegenden Bereiche leiden schon jetzt unter der Rathausgalerie als Einkaufscenter, das einen Großteil der Kunden abzieht. Eine hohe Fluktuation und die Schließung mancher Geschäfte sollten vermieden werden. Fraglich ist, wie man dem vorbeugen kann und das “neue” Stadtzentrum so attraktiv gestaltet, dass die Markkleeberger die Geschäfte auch wieder mehr für ihren alltäglichen Einkauf nutzen und nicht immer nur in die Discouter und Supermärkte fahren.
Ein wichtiges Argument für die Notwendigkeit einer genauen Nutzenanalyse gab eine junge Markkleebergerin, die es nicht versteht, warum man den vielen Radfahrern, die gerade am Wochenende zwischen Markkleeberger See und Cospudener See immer schön die Straße entlang fahren, keine Möglichkeit bietet, damit diese in der Stadt Halt machen, sich ausruhen, ein Eis schlecken, etwas essen oder trinken können. Dafür wäre der Platz gegenüber der Rathausgalerie perfekt geeignet.
Markkleebergs Oberbürgermeister Karsten Schütze beendete nach dieser umfangreichen Meinungsrunde die erste Bürgerversammlung zur Entwicklung der Rathausstraße. Manche blieben noch ein wenig und diskutieren in kleinen Gruppen weiter oder schauten sich die ausgestellten Informationen und Pläne an, notierten Ideen und Anregungen auf das ausgehängte Papier oder hefteten ihre Wunschzettel an die Pinnwand.
Karsten Schütze bedankte sich bei allen und wünschte sich in den nächsten Wochen eine rege Beteiligung der Markkleeberger an der Bürgerumfrage, die noch bis zum 7. November andauert. Der Markkleeberger OBM freue sich schon mal auf den Stadtspaziergang am 18. Oktober und einen weiteren Meinungsaustausch mit den Spaziergängern.
Markkleeberg hat also gar nichts zu verlieren – die Markkleeberger können, wenn sie sich an der Aktion beteiligen – nur gewinnen. Man hat viel vor und gute Ideen für ein attraktive Stadt. Ein großes und großartiges Projekt für die 24.000-Einwohner-Stadt.
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