"Divide et impera - teile und herrsche", so lautet eine Redewendung, die den alten Römern zugerechnet wird. Meint: Teile ein Volk oder eine Gruppierung in verschiedene kleinere Untergruppen auf, damit sie leichter zu beherrschen oder zu besiegen sind. Schaut man sich das Vorgehen der Mibrag im "Fall Pödelwitz" an, so hat man ein perfektes Beispiel dieser machiavellistischen Vorgehensweise.

Natürlich weiß man bei der Mibrag aus Erfahrung, dass eine Dorfgemeinschaft mit relativ einfachen Mitteln aufzulösen ist. Und sei sie noch so gut. Denn auch eine Dorfgemeinschaft besteht natürlicherweise aus wirtschaftlich besser und weniger besser bis schlecht gestellten Mitgliedern. Und genau hier gilt es, den Hebel anzusetzen. Ist erst einmal ein Stein im scheinbar festen Gefüge der Mauer gelockert, ist der Mörtel der Solidarität herausgeschlagen, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Mauer in sich zusammenfällt.

Der Hebel, mit dem dies bewerkstelligt wird, heißt in diesem Fall “Geld”. Funktioniert fast immer. Offenbar auch im Falle Pödelwitz, wie drei Mitglieder der Bürgerinitiative “Pro Pödelwitz” im Gespräch mit der L-IZ zu berichten wissen. Denn unter der ganzen Misere hat natürlich auch die Solidarität der Dorfgemeinschaft gelitten. Tilo Kraneis spricht leise und mit Bedacht, als er darauf zu sprechen kommt: “Die Atmosphäre ist hier so teils, teils. Die Verfechter des Wegzugs sind natürlich nicht begeistert und uns nicht gerade wohlgesonnen. Man geht sich mehr oder weniger aus dem Weg. Viele grüßen nicht. Und die anderen, die gesagt haben, dass man jetzt ein paar Vorteile habe, die haben zwar nicht Druck gemacht, aber die nehmen den finanziellen Vorteil, der sich dann eben anbietet, mit.

Die grüßen, mit denen kann man auch mal ein paar Worte wechseln. Da ist von unserer Seite ja auch ein gewisses Verständnis da. Das war ja auch unser Ansatz anfänglich. Wer gehen will, soll gehen, wer bleiben will, soll bleiben. Aber das Ganze wurde dann durch die Mibrag ausgenutzt, so dass hier natürlich polarisiert wurde. Dazu haben natürlich auch die verlockenden Angebote beigetragen.”Einen ganz anderen Aspekt greift Jens Hausner auf: “Die Möglichkeit für die Mibrag, das hier rein spekulativ zu betreiben, besteht auch. Die können die Grundstücke aufkaufen und dann in sagen wir mal 30 Jahren attraktive Grundstücke schaffen, wenn das obere Teil des Abbaufeldes Peres zum See wird, weil der Abraum nicht langen wird, um es zu verfüllen, Wenn man sieht, wie man sich die Grundstücke in Kahnsdorf, in Markkleeberg-Zöbigker oder in Zwenkau hat vergolden lassen, dann wird die Mibrag nichts einbüßen. Im Gegenteil, denn der Wert steigt ja nach der Förderung extrem. Dann hat man gerade mal einen Kilometer Luftlinie bis zum See. Ideale Spekulationsobjekte also.”

Tilo Kraneis: “Es ist ja nicht nur die Nähe zum See. Rundum hat man hier schon Anpflanzungen. Das ist schon alles ziemlich waldähnlich und wenn man jetzt hier so sitzt, diese Ruhe. Die Straße ist jetzt weiter vom Dorf weg verlegt worden, eine feine Lage ist das jetzt schon, das wird noch besser, noch ruhiger. Das wird in 20 Jahren richtig attraktiv, hier zu wohnen. Und genau das ist die Phase, die wir überstehen müssen. Wenn wir das gepackt haben, dann sind wir durch.”

Jens Hausner: “Dann haben wir selbst den Wert unseres Grundstückes gesteigert und auf lange Sicht einen Gewinn eingefahren.”

Das will Kraneis so nicht alleine für sich stehen lassen: “Es geht uns ja auch nicht wirklich darum, hier den Wert zu steigern, sondern darum, unsere Lebensqualität zu erhalten. Wir wollen uns nicht der Mühsal einer Umsiedlung aussetzen, in irgendeiner Richtung, wo ich jetzt nicht weiß, wer ist mein Nachbar oder wie werden meine Wohnverhältnisse. Groitzsch ist ja auch im Wandel begriffen und wer weiß, ob da nicht doch noch eine Straße hinkommt. Und hier weiß man, was kommt. Und jeder Baum hier steht, solange wir darum kämpfen, dass er nicht gefällt wird. Für uns kann es nur besser werden. Natürlich gibt es mal Lärm und Staub, aber diese Einschränkungen hatten wir ja auch schon zu DDR-Zeiten. Gemessen an dem, was hier kommt oder kommen könnte, ist das nicht vergleichbar.”

Hausner ergänzt: “Für uns auf jeden Fall nicht so schlimm, wie für die Orte, die auf der Ostseite liegen. Und wenn die das Ganze so konsequent betreiben würden wie hier in Pödelwitz, dann müsste die Mibrag Deutzen und Neukieritzsch umsiedeln. Ich frage mich bloß, warum die es nicht machen.”

Fragen, auf die man bei der Mibrag keine Antworten bekommt. Für die widerspenstigen Pödelwitzer steht auf jeden Fall fest: Wir lassen uns nicht vertreiben.

Die L-IZ wird die weitere Entwicklung verfolgen.

www.pro-poedelwitz.de

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