Anfang April hat der Energiekonzern Mibrag offiziell mit den Bauarbeiten für eine neue Wohnsiedlung in Groitzsch begonnen. Hier sollen künftig Einwohner des Ortes Pödelwitz leben, den das Unternehmen abbaggern will. Laut Mibrag will ein Drittel der Pödelwitzer freiwillig in das Neubaugebiet im Süden Groitzschs ziehen. Andere Bewohner haben nach Angaben der Stadt bereits neue Bleiben in der Region gesucht. Die Umsiedlung soll bis 2018 abgeschlossen sein, ab 2028 will die Mibrag die Braunkohle unter Pödelwitz abbauen.
Folgt man der Auslegung der Mibrag, ist die Abbaggerung des kleinen Ortes beschlossene Sache. Doch offenbar ist längst nicht alles so klar und gesetzeskonform, wie es dargestellt wird. Davon jedenfalls sind einige zum Widerstand entschlossene Pödelwitzer fest überzeugt. Sieben Familien des 130 Einwohner zählenden Dorfes wollen ihren angestammten Ort nicht verlassen, sich den Plänen der Mibrag nicht beugen und haben sich gegen die “freiwillige” Umsiedlung ausgesprochen. Sie haben sich in der Bürgerinitiative “Pro Pödelwitz” zusammengeschlossen und wollen die Abbaggerung verhindern.Die Abbaggerung sei nicht nur unnötig, sondern auch gesetzeswidrig, sagt der Sprecher der Initiative, Jens Hausner.
Der 48-jährige Landwirt arbeitet seit vielen Jahren bei der Agrargenossenschaft Großstolpen, ist ein Pödelwitzer mit Leib und Seele. Er beschwert sich, wie die anderen Mitglieder der Initiative, dass die Mibrag die unter seinem Dorf lagernde Kohle eigentlich nicht brauche. Er weist darauf hin, dass die Braunkohle aus dem Tagebau Vereinigtes Schleenhain ausschließlich für den Betrieb des Kraftwerks Lippendorf genutzt werden dürfe. Für die Laufzeit des Kraftwerks sei aber auch ohne die unter seinem Ort lagernden Vorräte genug Kohle vorhanden. Dabei stützen sich Hausner und seine Mitstreiter auf die am sogenannten “Heuersdorf-Gesetz” angehängten Planungsvarianten, die den Erhalt von Pödelwitz garantierten.
Darüber hinaus sei nach Ansicht der Bürgerinitiative bereits der von der Mibrag genannte Grund für die Abbaggerung rechtswidrig. Das Unternehmen hatte erklärt, die durch den heranrückenden Tagebau entstehende Lärm- und Staubbelastung sei unzumutbar. Im aktuellen Braunkohleplan für das “Vereinigte Schleenhain” sei aber geregelt, dass für “tangierte Ortschaften” rechtzeitig entsprechende Schutzmaßnahmen zu treffen seien. Reichten diese nicht aus, müssten zusätzliche ergriffen werden. Verantwortlicher Kontrolleur: das Sächsische Oberbergamt. Dieses befürwortete jedoch ebenso wie der Landkreis und die Kommune Groitzsch, zu der Pödelwitz gehört, das Aus für den Ort. Hausner wirft ihnen allen vor, bewusst gegen Gesetze zu verstoßen und kündigte weiteren Widerstand an.Die Mibrag hält dagegen, dass sich in einer Umfrage 90 Prozent der Pödelwitzer für eine freiwillige Umsiedlung ausgesprochen hatten und verweist auf den am 16. November 2012 dazu unterzeichneten Grundlagenvertrag. Damit stieß das Unternehmen hier auf wesentlich weniger Widerstand als im benachbarten Heuersdorf, das ab 2009 abgebaggert wurde und nun komplett vom Tagebau verschlungen ist.
MIBRAG-Pläne für Pödelwitz: Es besteht gar keine Rechtsgrundlage für die Abbaggerung des Dorfes
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Das Unternehmen preist sein “Neu-Pödelwitz” als zentrale, aber dennoch ruhige Ortslage an. Hier entstünden auf 3,6 Hektar Fläche 23 Einfamilien- und fünf Mehrfamilienhäuser mit Gärten, die Grundstücksgrößen könnten individuell bestimmt werden. Zudem werden eine verkehrsberuhigte Zufahrt und parkähnliche Grünflächen versprochen. Die Mibrag hofft, am Ende auch die Widerständler von einem freiwilligen Umzug überzeugen zu können. Man sei mit allen im Gespräch und werde für jeden eine zufriedenstellende Lösung finden, so eine Mibrag-Sprecherin.
Zu einem Plan B, wenn die Überredungsversuche scheitern sollten, wollte sich das Unternehmen nicht äußern. Jens Hausner von der Bürgerinitiative befürchtet dagegen, dass den Widerständlern am Ende die Enteignung droht und kündigt an, notfalls auch rechtliche Schritte bis “zur letzten Instanz” zu unternehmen. Die L-IZ hat dem kleinen “Dorf der Unbeugsamen” einen Besuch abgestattet und mit einigen entschlossenen Vertretern der Initiative Gespräche geführt.
Zu lesen demnächst in der L-IZ.
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