Dass im Leipziger Gewässersystem bislang der technische Hochwasserschutz dominiert, kann jeder sehen, der an Elster, Luppe oder Pleiße unterwegs ist. Teils gigantische Bauwerke in Beton dominieren die Landschaft. Von Ansätzen eines schonenden und auch nachhaltigen Umgangs mit den Gewässern im und um den Auwald ist nichts zu finden. Nach einer Exkursion am 9. November macht nun der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder (AHA) eine ganze Reihe von Vorschlägen, wie es anders gehen könnte.

Dabei ist der AHA noch konsequenter als andere Leipziger Akteure. Aber anders ist der Unterschied zwischen der rein technikfixierten Entwicklung im Gewässerknoten Leipzig und einem wirklich nachhaltigen Umgang mit der Natur wohl auch nicht deutlich zu machen.

Am augenfälligsten ist der Vorschlag, die 2010 fertiggestellte Schleuse Connewitz wieder überflüssig zu machen und die Pleiße bis ins Stadtgebiet an der Wundtstraße wieder zu einem frei mäandernden Gewässer zu machen.

In der Formulierung von Andreas Liste, Vorsitzender des AHA, klingt das so: “Hinsichtlich der Zukunft des Connewitzers Wehrs schlagen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der AHA-Exkursion vor, Möglichkeiten der Mäandrierungen im Bereich des Pleißemühlgrabens zwischen begradigter Pleiße und Wundtstraße, unter Einbeziehung der Kleingartenanlage Südvorstadt zu prüfen, um dieses Querbauwerk zu erübrigen. Neben der ökologischen Durchlässigkeit entfiele auch die Unterhaltung des Connewitzer Wehrs. Ferner gilt es, das gesamte Auengebiet der unteren Pleiße wieder als komplettes Überflutungsgebiet zu betrachten, um so dem Fluss ein größeres Überschwemmungsgebiet zurückzugeben und die Weiterentwicklung naturnaher Auenwälder noch weiter zu befördern.”Womit er beiläufig auch etwas in den Vordergrund rückt, was in Leipzig gern vergessen wird: Teile der Südvorstadt und des Musikviertels sind im alten Auen- und Überschwemmungsgebiet von Weißer Elster und Pleiße erbaut worden. Die Pleiße ist für den östlichen Teil des Geländes der wichtigste Wasserableiter, was aber nicht mehr funktioniert, seit der Pleißemühlgraben vor 60 Jahren verrohrt wurde. Selbst wenn die innerstädtischen Teile – wie etwa an der Lampestraße – freigelegt sein werden, stehen die Lösungen für den Pleißemühlgraben zwischen Mahlmannstraße und Connewitzer Wehr noch aus.

Das Konfliktpotenzial spricht Liste mit der Kleingartenanlage Südvorstadt schon an. Es sind erstaunlich viele Kleingartenanlagen, die sich im ehemaligen Überschwemmungsgebiet der Flüsse angesiedelt haben. Sie sind es aber auch, die im Hochwasserfall als erste betroffen sind.

Der nächste Schritt ist folgerichtig und betrifft die Mühlpleiße, kaum noch einem Leipziger wirklich als Fließgewässer präsent, obwohl sie noch durch den agra-Park fließt und zwei Mal nun schon kühne Bebauungspläne der Leipziger Stadtverwaltung tangierte, die immer wieder glaubt, sie könne neue Wohngebiete in alten Auengebieten erschließen. Doch wenn Hochwasserschutz ernst genommen werden soll, muss auch die Mühlpleiße wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Andreas Liste: “Weiterhin sollte nach Auffassung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der AHA-Exkursion zum Beispiel der Raum zwischen Markkleeberger See und Pleiße unter Einbeziehung bzw. Berücksichtigung des Geländes der Agra eine besondere Rolle erhalten. So könnte u.a. die Wiederherstellung des alten Verlaufes der Mühlpleiße in Erwägung gezogen werden, um das Wasserabflusssystem zu verbessern sowie zudem eine weitere landschaftliche und ökologische Aufwertung des Raumes zu ermöglichen. Ferner ist das gesamte Gebiet von neuen Verbauungen freizuhalten und zu prüfen, inwieweit bestehende Verbauungen und Versiegelungen einen vollständigen bzw. zumindestens einen teilweisen Rückbau erfahren können.”

Dass sich der AHA expliziert gegen Motorbootbetrieb auf der Pleiße ausspricht, ist eigentlich logisch.

www.aha-halle.de

Die gesamte Stellungnahme des AHA zum Nachlesen als PDF zum Download.

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