Die Schaufeln des Tagebauriesen Vereinigtes Schleenhain drehen sich hungrig weiter und weiter. Nächster Appetithappen: Im anstehenden Jahr werden die Kumpels der Mibrag das zweite der drei Abbaufelder in Angriff nehmen. Bis aber die ersten fossilen Brennstoffe aus dem Abraumgebiet Peres als Granulat durch die Brenndüsen des Mega-Kraftwerks in Lippendorf gejagt werden, wird es noch bis zum Jahreswechsel 2016/17 dauern.
Pendler zwischen Borna und Groitzsch haben es aufgrund der regen Aktivitäten der Mibrag schon längst gemerkt. Rund um die B 176 wurde fleißig gerodet, gegraben und Versorgungsleitungen in Vorbereitung auf die geplante Abbaggerung gelegt. Ursprünglich war seitens der Mibrag geplant worden, das Abbaufeld Peres schon Ende dieses Jahres in Angriff zu nehmen. Doch wieder einmal erweist sich das Bergbaugeschäft als eines mit vielen Unwägbarkeiten, die sich vor allem im Untergrund, also in der Bodenbeschaffenheit verbergen.
So haben sich die Böden in der Nähe von Deutzen für die Bagger als problematischer herausgestellt als vorgesehen, so dass die Arbeiten sich verzögerten. Allein hier sei laut Mibrag fast ein Vierteljahr verloren gegangen. Sieben Jahre hat man seitens der Mibrag für den fließenden Übergang vom Abraumfeld Schleenhain bis nach Peres eingeplant. Innerhalb dieser Zeit wird Schleenhain dann verlassen worden sein, um nach und nach in eine Bergbaufolgelandschaft umgewandelt zu werden.
Seit 1999 befördern die rund um die Uhr laufenden Kohlebänder den Brennstoff in Richtung Lippendorf. Davor war eine mehrjährige Umrüstung vonnöten gewesen, die zeigt, wie aufwändig sich Bergbau im Prinzip gestaltet. Zurzeit bewegen sich die Abraumbagger unweit der ehemaligen Ortslage von Heuersdorf in den ehemaligen Tagesanlagen. Das dortige Gebiet soll laut Mibrag bis zum Jahr 2016 überbaggert werden. Danach wird es immer noch voraussichtlich bis 2021 dauern, bis Schleenhain komplett ausgebeutet sein wird.
Danach wird dann Peres ausgebaggert.Immerhin müssen dann ausschließlich aus diesem Abraumfeld jährlich zehn bis zwölf Millionen Tonnen Kohle gefördert werden. So viel nämlich braucht der Kraftwerksriese im Süden von Leipzig, um ausreichend Strom und Fernwärme für die Region zu erzeugen. Inzwischen ist das neue Bundesstraßenteilstück von Borna nach Groitzsch mit Radweg, Hochspannungsleitungen, Wasser- und Telefonleitungen ausgestattet, so dass in dieser Hinsicht einem Weiterrücken des Tagebaus nichts mehr im Wege steht. Anfang 2014 soll laut Angaben der Mibrag der erste Bagger von Schleenhain nach Peres umgesetzt werden. Bis dahin sollen die Bandanlagen installiert werden, die dann den Abraum von Peres in den “ausgehöhlten” Teil von Schleenhain transportieren sollen.
Erst dann kann es ran an die Kohle gehen, die hier allerdings in einem etwas ungünstigeren Verhältnis als in Schleenhain im Boden zu finden ist, das einen Spitzenwert von 3 : 1 aufweist. Also: Um eine Tonne Kohle zu fördern, müssen 3 Kubikmeter Erdreich gebaggert werden. In Peres beträgt das Verhältnis 4 : 1. Das sei immer noch im oberen Drittel anzusiedeln, verlautet es von der Mibrag und man verweist darauf, dass man bei Vattenfall und RWE Werte von 6 : 1, bis teilweise 10 : 1 habe.
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Der erste Schnitt in Peres soll dann von 2014 bis 2015 vonstatten gehen. Auf diese Weise soll erst mal Platz geschaffen werden, um den sogenannten Massenverteiler zu errichten. Eine Vorrichtung, mit der Kohle vom Abraum getrennt wird. Die eigentliche Kohlegewinnung wird dann erst ab 2020 geschehen, was wieder einmal beweist, welch eine langfristige Angelegenheit Bergbau darstellt. Während in Schleenhain derweil noch an fünf Tagen der Woche gebaggert wird, die Schaufeln am Wochenende weitestgehend ruhen, wird es in Peres an sieben Tagen der Woche Bagger- und Förderbandlärm geben. Das ist dem schon besagten ungünstigeren Verhältnis von Kohle zu Abraum geschuldet.
Auch an diesen Umstand werden sich die umliegenden Gemeinden mehr oder weniger zähneknirschend gewöhnen müssen. Insgesamt lagern laut Mibrag 120 Millionen Tonnen Kohle im Abraumfeld Peres. Die sollen dann bis spätestens 2036 abgebaggert worden sein. Danach soll das Abbaufeld Groitzscher Dreieck ausgebeutet werden. Hier lagern laut Mibrag zwischen Groitzsch und dem ehemaligen Tagebau Groitzscher Dreieck rund 70 Millionen Tonnen Kohle. Im Tagebau Vereinigtes Schleenhain sind derzeit etwa 250 Kumpel beschäftigt. Noch einmal 250 Kollegen sind für die Instandhaltung und Entwässerung zuständig. Sieben Bagger, zwei Absetzer und etwa 30 Kilometer Bandanlagen sind in Betrieb. Die Laufzeit der Förderstätte ist von 1999 bis 2040 festgeschrieben. Jährlich werden von der Mibrag zehn bis zwölf Millionen Tonnen gefördert. Nach Ablauf der festgeschriebenen Laufzeit werden rund 420 Millionen Tonnen nach Lippendorf geliefert worden sein.
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