Die ursprünglich für den 5. Juni geplante Führung entlang der Hochwasserschutzanlage konnte aufgrund des Hochwassers nicht stattfinden, teilt die Stadt Grimma mit. Das wird jetzt nachgeholt. Am Mittwoch, 2. Oktober, ab 17 Uhr laden die Stadt Grimma und die Landestalsperrenverwaltung (LTV) zu einer öffentlichen Besichtigung an der Hochwasserschutzbaustelle ein. Treffpunkt für die Führung ist der Steinbaum am Parkplatz "Volkshausplatz" in Grimma.
Das Hochwasser in diesem Jahr habe gezeigt, wie notwendig es sei, die Hochwasserschutzanlage schnellstmöglich fertigzustellen, betont die Stadtverwaltung Grimma in ihrer Einladung. Neben Oberbürgermeister Matthias Berger wird auch Heinz Kaiser von der Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen, Betrieb Elbaue, Mulde und Untere Weiße Elster, vor Ort über das Bauprojekt informieren. Die Besichtigung startet um 17 Uhr ab dem Steinbaum auf dem “Volkshausplatz”. Um sich über den aktuellen Stand zu informieren, werden auch Mitglieder des Stadtrates sowie Mitarbeiter der Stadtverwaltung an dem Rundgang teilnehmen.
Über zwei Kilometer erstreckt sich die gesamte Anlage von der Amtshauptmannschaft am Floßplatz bis zum Oberwerder. Etwa die Hälfte des Millionenprojektes ist fertiggestellt. In den vergangenen Jahren lag der Hauptschwerpunkt vorwiegend beim Bau der acht Grundwasserkommunikationsschächte und der unterirdischen Dichtwände. Jetzt werden die Bauarbeiten an der Hochwasserschutzanlage oberirdisch fortgesetzt. Auch die Gestaltung und die Funktionalität werden auf der Führung angesprochen.Die besondere Kür in Grimma sei es, so die Stadtverwaltung, Hochwasserschutz, Denkmalschutz und Stadtentwicklung geschickt zu verbinden sowie die Kosten in einem vertretbaren Rahmen zu halten. Die Europäische Union und der Freistaat Sachsen investieren hier etwa 40 Millionen Euro in das Projekt, das damit eines der wichtigsten und teuersten Hochwasserschutzvorhaben Sachsens ist.
Noch während der Juni-Flut wurden freilich auch erste kritische Stimmen laut, die bezweifelten, dass das Bauwerk wirklich Sinn macht. Denn ausgelegt ist es – so informiert auch die LTV – für ein Hochwasser, wie es statistisch alle 100 Jahre (HQ100) vorkommt.Derzeit wird an der oberen Hochwasserschutzmauer gebaut. Diese ist rund einen Kilometer lang und im Schnitt 3,5 Meter hoch. Sie wird vor die historische Stadtmauer gesetzt und in weiten Teilen mit Naturstein verkleidet.
Aber sowohl das Hochwasser von 2002 als auch das von 2013 waren solche der Klasse HQ150. Wobei diese Einteilung in 100-Jahre-Ereignise oder 150-Jahre-Ereignisse natürlich auch “vergänglich” ist. Denn wenn Hochwasserereignisse wie die von 2002 und 2013 öfter vorkommen als eben nur aller 100 Jahre, dann verändert sich auch die Terminierung. Der HQ-Standard beschreibt nur, was in den vergangenen Jahrhunderten normalerweise zu erleben war. Sollte es bei einer Zunahme der Starkregen-Ereignisse und der damit verbundenen Hochwasser bleiben, könnte durchaus ein HQ 200 zum neuen HQ 100 werden.
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Dass auch die modernen Mauersysteme, wenn sie für klassische Hochwasser ausgelegt sind, überfordert sind, zeigte im Juni das Beispiel Meißen, wo die Hochwasserschutzwand an der B 6 überflutet wurde und das Wasser in die Altstadt lief. Denn ein Problem der immer weiter gehenden technischen Aufrüstung der Hochwasserschutzsysteme ist, dass sie dem Wasser keine Rückzugsmöglichkeiten mehr lassen. Die Flut schiebt sich im engen Kanal zu Tal und staut sich entsprechend höher auf.
Auch für Grimma kann die nachhaltige Lösung nur lauten, alte Überschwemmungsflächen oberhalb der Stadt wieder zurückzugewinnen – bis weit in den Lauf der beiden Mulden hinauf. Wenn der Flutberg erst einmal im engen Tal bei Grimma ist, helfen auch Mauern nichts mehr.
Wer sich selbst ein Bild machen will, dem sei am Mittwoch der Ausflug nach Grimma empfohlen. Die klassischen Hochwassermarken findet man dort übrigens am Haus Markt / Brückenstraße und an der Großmühle.
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