Die Stadt Leipzig hat am 2. August mitgeteilt, dass die als Schutzmaßnahme für den Eisvogel erlassene Allgemeinverfügung zur Sperrung des Floßgrabens für Bootsverkehr aufgehoben wurde. Aus Sicht des BUND Leipzig ist die Aufhebung der Allgemeinverfügung verfrüht, da das weitaus größte Problem nicht gelöst ist - der Schutz der Umwelt vor dem Tourismus und vor den Booten.
Die Sperrung des Floßgrabens erfolgte letztlich deshalb, weil die Stadt bislang viel zu wenig über den Auwald und insbesondere den Eisvogel wusste. Naturschützer hatten seit Jahren auf die Problematik hingewiesen, dass Eisvögel am und im Floßgraben brüten und dort auch ihre Nahrungsgründe haben, ohne dass dies von der Stadtverwaltung berücksichtigt oder schon damals ein Monitoring installiert wurde. Die Sperrung nach offizieller Feststellung eines Brutbestandes war deshalb eine sinnvolle Maßnahme.
Dies vor allem, weil der Eisvogel Brutröhren braucht und die Vögel auch künstliche Brutröhren annehmen. Die Population der Eisvögel im Auwald kann damit gestärkt werden, sofern ausreichende natürliche und unberührte Uferböschungen zur Verfügung stehen und die Wasserqualität stimmt. Mit der Aufhebung der Sperrung ohne gleichzeitige andere Schutzmaßnahmen trägt die Stadt Leipzig leider nur Sorge für den Bootstourismus. Dabei können die Bootsverleiher, die vom Auwald und dessen Artenreichtum profitieren, durchaus selbst etwas für den Schutz des Vogels tun, indem sie etwa künstliche Brutröhren finanzieren.
“Wir müssen nach wie vor feststellen, dass ein naturnaher, umweltschonender Tourismus, der den Leipziger Auwald erhält und Natur erfahrbar macht, offensichtlich weder in die Kalkulation der Bootsverleiher noch in Teile der Stadtverwaltung passt”, erklärt dazu Jürgen Kasek, Co-Vorsitzender des BUND Leipzig. “Immer wieder erreichen uns Beschwerden über deutlich zu schnell fahrende Motorboote, oder eine unsachgemäße Benutzung der Boote und ein extremes Lärmaufkommen.”
“Ein Engagement der Bootsverleiher für den Umweltschutz oder den Leipziger Auwald können wir leider kaum feststellen”, sagt er. “Als BUND fordern wir daher, dass die Anzahl von Booten, die insgesamt das sensible Gebiet des Floßgrabens befahren, reduziert wird und deutlich strenger auf die Einhaltung der Regeln geachtet wird. Nur so kann perspektivisch die Natur erhalten werden. Als BUND zeigen wir uns auch darüber verwundert, dass die ersten Ausnahmegenehmigungen sehr schnell erteilt wurde, vor allen Dingen für Motorboote.”
Dagegen erhielten Sportverbände, die Leipzigs Gewässer sehr genau kennen und sich auch umweltschonend verhalten, zum Teil keinen Zugang. Der BUND Leipzig fordere die Stadt deshalb auf, kurzfristig ein schlüssiges Konzept zum künftigen Umgang mit der Problematik Eisvogel vorzulegen. Zugleich bietet der BUND Leipzig an, die Stadt bei der Ermittlung der notwendigen Schutzmaßnahmen fachlich zu unterstützen.
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