Erst mal großes Tamtam, dann Stille am Wasser. Im Beisein von Umweltminister Frank Kupfer wurde am Samstag, 18. Mai, die Kanupark-Schleuse zwischen dem Markkleeberger und Störmthaler See im Leipziger Neuseenland offiziell freigegeben. "Nach zwei Jahren Bauzeit können wir heute einen wichtigen Schritt zur wassertouristischen Erschließung des Leipziger Neuseenlandes tun", sagte Frank Kupfer. Er war extra an Bord der "MS Wachau" gestiegen, die künftig die Schleuse Richtung Störmthaler See befahren darf.

“Denn damit ist die erste schiffbare Wasserverbindung zwischen zwei Bergbaufolgeseen im Leipziger Südraum fertig gestellt und nutzbar. Mit Hilfe der 800 Meter langen Verbindung und dem dazugehörigen Schleusenbauwerk gelangen Kanu- und Paddelboote künftig von dem einen auf den anderen See, ohne aus dem Boot aussteigen zu müssen”, jubelte der Umweltminister. “Und auch das Fahrgastschiff ‘MS Wachau’ kann jetzt den Höhenunterschied von vier Metern überwinden und auf beiden Seen unterwegs sein.” Die für den Wassertourismus erschlossene Seefläche beträgt jetzt fast 1.000 Hektar. Der Freistaat Sachsen hat die Herstellung der Wasserverbindung mit rund 4,7 Millionen Euro unterstützt.

Die Schleuse kann zukünftig sowohl von privaten Paddel- und Segelbooten als auch von der ansässigen Personenschifffahrt genutzt werden. Mit einer Kammergröße von 20 x 5 Metern und einem Hub von vier Metern bei Normalwasserstand ist die Kanupark-Schleuse derzeit die größte nutzbare Schleusenanlage in der Region. Sie dient neben der touristischen Funktion auch der Abflussregulierung für den Störmthaler See. Bislang einmalig ist die Brücke mit beweglichem Brückengebilde (Klappbrücke), die den Uferrundweg des Markkleeberger Sees über den Verbindungskanal führt. Diese kann bei Bedarf für Schiffspassagen geöffnet werden. Am 18. Mai war sie mal geöffnet, weil auch ein paar Segler den fotogenen Konvoi bereicherten.Am 19. Mai war die Brücke wieder geschlossen, die Schleuse auch. Und die perplexen Besucher, die am sonnigen Sonntag sehen wollten, wie das Wunder der Technik funktioniert, standen vor verschlossenem Zaun. “Weiß das auch Minister Kupfer?”, fragen sie. Antwort gab’s keine. Aber den selben Effekt hätte es auch gegeben, wenn die 4,7 Millionen Euro teure Schleuse wie geplant im April eingeweiht worden wäre. Da hat der lange Winter die Einweihung verhindert. Ein Einweihe-Termin ist noch längst kein Inbetriebnahmetermin.

Der Grund ist in diesem Fall nicht die Schleuse und auch nicht der 800 Meter lange Kanal, der 2012 geflutet wurde. Der Grund ist der Störmthaler See, der nach jetzigen Informationen 2013 noch nicht in Betrieb gehen wird. Alles, was dort aktuell passiert, passiert mit Ausnahmegenehmigung – der Betrieb der Amphibienfahrzeuge genauso wie die Bespielung von “Vineta”. Eine Sondererlaubnis hat auch die “MS Wachau”, die am heutigen Montag, 20. Mai, ihre Sonderrundfahrten mit Tour durch die Schleuse aufgenommen hat. Auch geführte Kanu-Touren sind in diesem Jahr noch geplant. Hingegen ist eine individuelle Befahrung der Schleuse 2013 noch nicht möglich.

Die Flutung des Markkleeberger Sees begann im Juli 1999, der Störmthaler See folgte ab September 2003. Im vergangenen Jahr erreichten beide Seen ihren Endwasserstand. Von den 20 größeren Bergbaufolgeseen im Leipziger Neuseenland sind bisher 16 vollständig gefüllt. Zum Abschluss der wassertouristischen Erschließung sollen im Neuseenland etwa 200 Kilometer befahrbare Wasserwege und 18 Bergbaufolgeseen mit ca. 7 900 Hektar Seewasserfläche für Einheimische und Touristen zur Verfügung stehen. Die zwei restlichen Seen sind dem Naturschutz vorbehalten.

Seit 2003 hat der Freistaat Sachsen Vorhaben bzw. Maßnahmen der Folgenutzung in den Braunkohlensanierungsgebieten mit insgesamt 62 Millionen Euro unterstützt. “Der Freistaat wird sich auch weiterhin dafür einsetzen, dass die ehemaligen Bergbaulandschaften in Sachsen zu lebenswerten Regionen für Mensch und Natur werden”, so der Minister. Im Rahmen des neuen Verwaltungsabkommens zur Braunkohlesanierung stellt der Freistaat Sachsen von 2013 bis 2017 220 Millionen Euro Landesmittel bereit, davon allein 44 Millionen Euro für Maßnahmen der Folgenutzung.

www.markkleeberger-see.info/neuigkeiten/ms_neuigkeiten_aktuell.html

Informationen zu den Rundfahrten mit der “MS Wachau”: www.personenschifffahrt-leipzig.de

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