Es gab ja in letzter Zeit einige verächtliche Bemerkungen von gut bezahlten Politikern gegenüber Bürgern, die auf verschiedene Weise versuchen, ihre Interessen in politische Entscheidungsprozesse einzubringen. "Wutbürger" war so ein arroganter Begriff. Dabei können selbst Großprojekte sinnvoller, nachhaltiger und vor allem zielführender geraten, wenn Politik frühzeitig die Diskussion mit den Betroffenen sucht. Das ist bei den Planungen zur neuen B 87 sogar passiert.
Bis das sächsische Wirtschaftsministerium dazwischenfunkte und den im kommunalen Planungsverband gefundenen Kompromiss einfach ablehnte und alle Absprachen aufhob. Mit Verweis auf Verkehrsprognosen aus den frühen 1990er Jahren. Die so nie eintreten werden. Im Gegenteil: Die Region würde sich über Jahre mit einem gigantischen Verkehrsbauwerk belasten, das wesentliche Grundlagen wie Lebensqualität oder die so sensible Parthenaue zerstört. Damit haben sich die Akteure vor Ort auch nach dem ministeriellen Einspruch nicht abgefunden.
Stattdessen sind sie jetzt mit einer “Tauchaer Erklärung” an die Öffentlichkeit gegangen. Die Bürgerinitiative “Alternative B87” e.V. ist selbst überrascht vom positiven Echo und von der Anzahl der Erstunterzeichner unter der “Tauchaer Erklärung” zur B87n vom 26. Januar 2013.
In der von der Bürgerinitiative initiierten Erklärung “Für eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur zwischen Leipzig und Torgau. Für den Schutz von Lebensraum, Parthenaue und Endmoränenlandschaft” wird eine bedarfsgerechte Verkehrsinfrastruktur zwischen Leipzig, Eilenburg und dem Wirtschaftsraum Torgau unter Berücksichtigung folgender Randbedingungen gefordert:
– Bau der B 87n unter Nutzung und Ausbau der vorhandenen Verkehrsinfrastruktur von B2/S4 mit Ortsumgehungen.
– Keine Querung der Parthenaue.
– Keine neue Zerschneidung der Taucha-Eilenburger Endmoränenlandschaft.
– Entlastung des Straßenverkehrs in der Stadt Taucha.
– Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs zwischen Leipzig und Torgau.
“Eine Vielzahl politischer und gesellschaftlicher Vertreter von Leipzig bis Torgau haben sich als Erstunterzeichner hinter die für die Region so wichtige Erklärung gestellt und verleihen damit ihrer Hoffnung Ausdruck, dass bei den Planern in Dresden ein Umdenken einsetzt, von der in der Vergangenheit heftig kritisierten Vorzugsvariante der vierspurigen Schnellstraße durch die Parthenaue und Endmoränenlandschaft abzulassen”, stellt Thomas Becher, Sprecher der Bürgerinitiative, fest.
Erstunterzeichner sind:
Stadträte der Stadt Taucha
Gemeinderäte der Gemeinde Borsdorf
Landratsamt Nordsachsen, vertreten durch Landrat Michael Czupalla (CDU)
Bundestagskandidat der CDU Nordsachsen Wendt
Kreistagsfraktion Nordsachsen SPD/Grüne
SPD Kreisvorstand Nordsachsen
Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU, Kreisverband Nordsachsen, vertreten durch RA Tschiedel
NABU Landesverband Sachsen
NABU Regionalgruppe Partheland
Regionaler Planungsverband Westsachsen, vertreten durch Dr. Gey und Prof. Berkner
Evangelische Kirchgemeinde Taucha
Evangelische Kirchgemeinde Panitzsch
Heimatverein Taucha
Bürgerinitiative Alternative B87 e.V.
Bürgerinitiative “Keine B87n durch Taucha” e.V.
Bürgerinitiative für den Erhalt der Parthenaue und Endmoränenlandschaft e.V.
Bürgerinitiative B87 Nord
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“Weitere Hoffnung für die einstimmig verlangte Abkehr der sächsischen Planungsbehörden von der kritisierten Vorzugsvariante der B87n bietet die aktuell vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) veröffentlichte Grundkonzeption für den Bundesverkehrswegeplan 2015, dessen Ziele klar auf Substanzerhaltung und auf die Vermeidung des Verlusts unzerschnittener Räume ausgerichtet sind”, so Becher. “Die Bürgerinitiative wird jetzt die Tauchaer Erklärung an die verantwortlichen Planer und Ministerialbehörden in der Landeshauptstadt Dresden übergeben und gleichzeitig den Forderungen der breiten Öffentlichkeit nach einer wirtschaftlichen und gleichzeitig verträglichen Lösung zur B87n im betreffenden Streckenabschnitt noch stärkeren Ausdruck verleihen.”
Die Bürgerinitiative “Alternative B87” wurde im Sommer 2009 von Bürgern aus der Region Taucha und Umgebung ins Leben gerufen, nachdem die Pläne zum Bau einer vierspurigen Bundesstraße mit Autobahncharakter zwischen Leipzig und Eilenburg bekannt wurden. Die Bürgerinitiative macht sich stark gegen die erwartete massive Zerstörung von Natur und Umwelt durch ein politisches Prestige-Projekt, dessen Notwendigkeit aufgrund der regional stark rückläufigen Bevölkerungs- und Verkehrsentwicklung sowie vor dem Hintergrund der zu erwartenden Bau- und Unterhaltskosten äußerst zweifelhaft ist.
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