In seiner Sitzung am Mittwoch, 20. Februar, beschloss der Stadtrat auch die Installation einer Koordinierungsstelle "Lärmvermeidung". Eine Initiative der Grünen, die in der Verwaltung endlich einen Ansprechpartner für alle vom Fluglärm Betroffenen bringen soll. Denn: Lärm macht krank. Er beeinflusst die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger im negativen Sinne erheblich.

Viele Bewohner leiden unter mehr als einer Lärmquelle. Neben dem motorisierten Individualverkehr verursachen Straßenbahnen und Busse, Züge der Deutschen Bahn und der Flughafen täglich Lärm. Lärm, oder physikalisch korrekter: Schallwellen überlagern sich und verstärken sich. Das ist gerade in mehrfach belasteten Wohngebieten eine Quelle von Gesundheitsschäden.

Bürgerinitiativen, -gruppen und -vereine machen seit Jahren gegenüber der Stadt Leipzig auf ihre lokalen Lärmprobleme aufmerksam. Sie verlangen Lösungen und Abhilfe. Ihr Engagement versandet oft erfolglos im Behörden- und Zuständigkeitsdickicht. Denn für jede Lärmquelle ist ein anderer Verursacher zuständig. Auch wenn der einzelne Verursacher innerhalb der gesetzlichen Grenzwerte bleibt, entsteht eine Belastung, die das gesundheitlich verträgliche Maß überschreitet – wie am Beispiel der Sternsiedlung zu sehen.

“Wir beantragten daher die Einrichtung einer Koordinierungsstelle ‘Lärmvermeidung’. Der ursprüngliche, von uns gestellte Antrag sollte grundsätzlich alle Lärmquellen vom motorisierten Individualverkehr der Bahn-, Straßenbahn-, Bus- bis hin zum Flugverkehr erfassen”, erläutert Bert Sander, Stadtrat der Wählervereinigung Leipzig und Mitglied der Grünen-Fraktion, den Vorstoß. “Der gestern positiv votierte Alternativvorschlag der Verwaltung konzentriert das Aufgabenfeld der Koordinierungsstelle zunächst und vor allem auf die Fluglärmproblematik. Das heißt nicht, dass die übrigen Lärmquellen außer Acht gelassen werden, die Verwaltung hat zurecht darauf hingewiesen, dass diese im noch zu verabschiedenden Lärmaktionsplan zu berücksichtigen sind. Wir sind über das Ergebnis sehr froh, denn auch wenn die Schaffung dieser Stelle selbstverständlich noch nicht die Lösung des Problems ist, bedeutet die Stelle doch gleichsam die Institutionalisierung desselben, oder anders ausgedrückt, die offizielle Anerkennung der Lärm-Problematik.”

Die zusätzliche neue Stelle zur Wahrnehmung von Aufgaben im Zusammenhang mit dem Flughafen Leipzig/Halle und der Mitgliedschaft der Stadt Leipzig in der Kommission zum Schutz gegen Fluglärm und Luftschadstoffe sowie dem Dialogforum Flughafen Leipzig/Halle wird im Amt für Umweltschutz eingerichtet.

“Die Stadt hat nun ein halbes Jahr Zeit für die Umsetzung des Beschlusses, was wir genau im Auge behalten werden”, sagt Sander. Die Stelle wird als Aufgabenschwerpunkt die fachliche Begleitung aller mit dem Luftverkehr und dem Flughafen Leipzig/Halle in Verbindung stehenden Problemstellungen und Sachverhalte haben. Damit verbunden ist eine umfangreiche Koordinierungsfunktion zwischen Bürgerinnen und Bürgern und der Stadtverwaltung sowie externen Aufgabenträgern, zuständigen Behörden, Sachverständigen und dem Flughafen selbst. Sie soll dazu beitragen, Aufgaben und Fragestellungen, die im Zusammenhang mit der Errichtung des Luftfrachtdrehkeuzes am Flughafen Leipzig/Halle entstanden sind, schneller und effektiver bearbeiten zu können und die Kommunikation zwischen Lärm betroffenen Bürgerinnen und Bürgern und Entscheidungsträgern zu verbessern. Das erhofft sich Sander zumindest.

Am 12. Februar hat der Flughafen seine Zahlen für 2012 veröffentlicht.

Danach gab es wieder einen Rekordwert beim Frachtumschlag. Im Gesamtjahr 2012 wurden 863.665 Tonnen umgeschlagen, was im Vergleich zu 2011 einer Zuwachsrate von 13,6 Prozent entspricht. Der Leipzig/Halle Airport baut damit seine Position als zweitgrößtes Frachtdrehkreuz Deutschlands weiter aus.

Und das wird auch 2013 weiter zulegen: Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg der Umschlag im Januar 2013 um 14,5 Prozent auf rund 71.677 Tonnen.

Und nun zum Wort Nachhaltigkeit, das Markus Kopp, Vorstand der Mitteldeutschen Airport Holding, auf ganz eigene Weise benutzt: “Das anhaltende Wachstum zeigt auf, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern nachhaltig von den sehr guten Rahmenbedingungen, die Leipzig/Halle bietet, profitieren. Ein gutes Omen für das noch junge Jahr 2013!”

Die “sehr guten Rahmenbedingungen” sind: “Der Leipzig/Halle Airport verfügt über eine 24-Stunden-Betriebserlaubnis für Frachtflüge und eine direkte Anbindung an das transeuropäische Autobahn- und Schienennetz. Das Start- und Landebahnsystem umfasst zwei parallele Runways mit einer Länge von je 3.600 Metern, die auch unter Cat III b-Bedingungen unabhängig voneinander genutzt werden können. Seit 2008 dient der Standort DHL als europäisches Drehkreuz. Aktuell werden im Frachtverkehr vom Leipzig/Halle Airport aus rund 60 Ziele in mehr als 30 Ländern auf vier Kontinenten angeflogen.”

Kein Wort zu den niedrigen Startgebühren und den Subventionen der Anteilseigner?

So kann man Masse machen. Aber die Frage ist – nicht nur bei der Lärmbelastung: auf wessen Kosten?

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