Kaum ist Bootsmesse, tragen die Befürworter des Motorbootssportes ihre neuesten Vorstellungen in die Öffentlichkeit. Aktuell sind die Interessen der Motorbootshersteller auf den Bau eines Schiffshebewerkes im Elster-Saale-Kanal gerichtet. Ein entsprechender Vortrag war Thema auf dem Seenlandkongress auf der "beach & boat".
Diese Zielstellung trifft jetzt auf harsche Kritik des Leipziger Umweltverbandes Ökolöwe, der sich seit vielen Jahren für einen sanften und naturnahen Tourismus in der Region ausspricht. “Höher, größer, weiter!”, das scheine das Motto für den Ausbau des Elster-Saale-Kanals zu sein.
Die Kosten für den Kanalausbau inklusive des Baus eines Schiffshebewerks sollen sich auf 100 Millionen Euro belaufen. Diese Kostenabschätzung erscheint Juliane Elzner-Buhl, Umweltpolitische Sprecherin des Ökolöwen, nicht plausibel.
“Über die laufenden Ausgaben zur Unterhaltung der Bauwerke und die zum Anschluss notwendigen Kosten wie Schleusenneubauten und die Generalüberholung des alten, seit Jahrzehnten brachliegenden Alt-Kanals wird nichts Realistisches dargelegt. Auch die Zahl der jährlich nötigen Schiffshebebewegungen bzw. Schiffsbewegungen auf dem Elster-Saale-Kanal damit sich der Bau eines Schiffshebewerks rentiert, sind keinesfalls realistisch dargestellt”, sagt Elzner-Buhl.
“Das Vorgehen der Motorbootlobby entspricht der üblichen Salamitaktik, die die tatsächlichen Folgekosten wohlweislich verschleiert. Investoren, Geld, Arbeitsplätze, Besucher, Übernachtungszahlen usw. schaffen wie von Zauberhand Wohlstand und Schönheit. Wenn der Zug dann einmal rollt, gibt es aus Kostengründen kein Zurück mehr und der Schutz und die Erhaltung der Natur und Umwelt in der Region Halle-Leipzig bleiben auf der Strecke”, so Buhl weiter.
Der in umweltrechtlichen Fragestellungen versierte Umweltverband bezweifelt die grundsätzliche Genehmigungsfähigkeit des Gesamtvorhabens zum Massenmotorbootsbetrieb. Juliane Elzner-Buhl: “Der Elster-Saale-Kanal durchschneidet die europäischen Schutzgebiete “Bienitz und Moormergelgebiet” und “Leipziger Auwald” und mündet ins Vogelschutzgebiet “Saale-Elster-Aue südlich von Halle”. Wenn eine Machbarkeitsstudie den Naturschutz nicht hinreichend betrachtet, ist sie nur ein unvollständiges Blattwerk und keinesfalls eine hinreichende Planungsgrundlage.”
Leipzig ist nicht das neue Motorboot-Mekka. Der Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. sieht die Zukunft vielmehr im muskelbetriebenen Motorbootverkehr. “Die Potentiale liegen woanders”, meint Juliane Elzner-Buhl. “Die Leipziger Gewässer laden zum Verweilen und zum Naturgenießen ein. Darauf sollten wir uns besinnen. Wir müssen uns und unsere Umwelt nicht neu erfinden, sondern sollten die letzten Refugien der Ruhe bewahren.”
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