Der Kulkwitzer See ist mit seinen reichlich 40 Jahren der älteste der Bergbauseen an Leipzigs Stadtrand. 1973 wurde da das ehemalige Tagebaurestloch der Öffentlichkeit zur Nutzung übergeben. Rund 30 Jahre lang war der "Kulki" die eigentliche Badewanne Leipzigs. Doch in letzter Zeit sieht man dem künstlichen See immer mehr die Überforderung an.
Die nach dem Ende der Kohleförderung neu erstandene Natur zeigt deutliche Spuren von Übernutzung. Die Lachen am Fuß der Hochkippe bei Göhrenz, etwa 100 Meter vom See entfernt, sind in einem desaströsen Zustand, stellt der BUND Leipzig fest. Seltene Kröten, die dort in den 1960er Jahren kurz auftauchten, können dort nicht leben. Im Seearm zwischen Campinghalbinsel und Leipziger Ufer gab es ernsthafte Umweltprobleme aufgrund des Sauerstoffmangels im vergangenem August. Dazu kommen die Abwässer der Dauercamper. Auch die Orchideen im Pappelwald geraten immer mehr unter Druck. Vorbei die Zeiten, als Frauenschuh am Wegesrand wuchs, bedauert Leipzigs BUND-Vorsitzender Jürgen Kasek.
“Das alles mahnt, dringend zu überlegen, wie der See nachhaltig so genutzt werden kann, dass auch unsere Kinder und Enkel sich dort in artenreicher und attraktiver Natur erholen und in sauberem Wasser baden können”, sagt er.
Der Kulkwitzer See liegt direkt am Rande Grünaus, gegenüber Markranstädt. Dazu kommen Göhrenz und Miltitz. Insgesamt können mehr als 50.000 Anwohner den See in höchstens einer halben Stunde zu Fuß erreichen. Kasek: “Das liegt schon dicht an der langfristigen Grenze, innerhalb derer die Natur die Hinterlassenschaften und Auswirkungen der Besucherströme verkraften kann, ohne dauerhaft Schaden zu nehmen.”
Dabei sind es nicht einmal die Badenden und Wassersportler, die den See überfordern. Es sind die neu dazugekommenen Nutzungsformen, die ihm die zeitlichen und räumlichen Puffer zur Regeneration nehmen.
Der BUND hat deshalb sechs Forderungen aufgestellt, mit denen der See als Erholungsgebiet gerettet werden könnte:
1. Keine Neubauten von Wohn- und Gewerbeimmobilien im Abstand von 300 m vom Ufer entfernt.
2. Der See sollte vorrangig den Anwohnern vorbehalten bleiben. Für Touristen gibt es um Leipzig genügend andere Seen, die weiter von den dicht besiedelten Wohngebieten entfernt sind.
3. Autoparkplätze dürfen nicht näher als 100 Meter an das Ufer heranrücken
4. Die Halbinsel muss künftig für Camping gesperrt werden, Caravans dürfen dort auch künftig nicht erlaubt werden. Ein eventueller Ersatzcampingplatz muss mindestens 50 Meter vom Ufer entfernt sein, Stellplätze für Caravans mindestens 100 Meter.
5. Der Pappelwald und der breite Grünzug am Westufer müssen dauerhaft gesichert werden. Der BUND fordert einen sofortigen Stopp der Pläne, am Markranstädter Ufer Wohnhäuser und Parkplätze zu errichten.
6. Alle größeren Eingriffe in die Region im Abstand von 1 Kilometer um die Ufer müssen durch die Mehrheit der Einwohner der angrenzenden Wohngebiete mitgetragen werden. Dazu sind in den betroffenen Kommunen Bürgerentscheide durchzuführen. Gegen den Willen einer Bevölkerungsmehrheit sei die Qualität des Naherholungsgebietes Kulkwitzer See und seine Natur nicht zu erhalten.
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“Das alles erfordert eine enge Kooperation zwischen Markranstädt und Leipzig. Das hat bisher im Zweckverband leidlich funktioniert”, stellt Kasek fest. “Haupthemmnis war die dominierende Orientierung der mit der Bewirtschaftung beauftragten Neuseenland GmbH auf Umsatz und damit verbunden zahlende Besucher. Dabei haben die Verbandsräte systematisch übersehen, dass Vieles von dem, was sie heute dem Umsatz opfern, morgen vom Steuerzahler mit dem Mehrfachen zu reparieren ist oder allmählich wegen Übernutzung verkommt.”
Doch wenn das passiert, würden auch die Gäste wegbleiben und die Wohnqualität in Grünau und Markranstädt sinkt.
“Nun will die Bürgermeisterin von Markranstädt Frau Radon den Zweckverband verlassen und die Westseite des Kulkwitzer See komplett bebauen lassen, mit einem immensen Schaden für die Umwelt”, kritisiert Kasek. “Wir fordern, dass der Zweckverband erhalten bleibt. Eine abgestimmte Entwicklung des Sees, so dass intensive Nutzung und Erhalt von Natur und Landschaft zusammen finden, ist nur möglich, wenn Markranstädt und Leipzig ihren gemeinsamen See auch gemeinsam gestalten. In diesem Zusammenhang muss auch über das Geld gesprochen werden: Am Leipziger Ostufer wohnen sehr viel mehr Menschen als am Markranstädter Westufer. Es ist unfair, wenn Leipzig von Markranstädt erwartet, dass dort Wald und Grünland erhalten bleiben und selbst Unterhaltungskosten durch intensive Nutzung zu Lasten der Natur erwirtschaftet werden. Über den Zweckverband muss hier ein Lastenausgleich gefunden werden, der fairer als bisher funktioniert.”
Der BUND Leipzig spreche sich ausdrücklich gegen die begonnene Bebauung am Westufer des Kulkwitzer Sees aus, die bereits jetzt einen immensen Schaden für die Natur entfalte. “Die Entscheidung, das Westufer zu bebauen, war eine Entscheidung gegen den Umweltschutz und damit auch gegen die Bürger”, sagt Kasek und erwartet, dass sich der oder die neue Bürgermeisterin in Markranstädt klar für Mitbestimmung und für den Umweltschutz ausspricht.
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