"Schauen Sie sich das genau an, so was bekommt man nicht alle Tage zu sehen." Zwenkaus Bürgermeister Holger Schulz beugt sich über das Gelände und zeigt auf jede Menge Kies. Kies, der die trockene Mole des Yachthafens am Zwenkauer See bedeckt. Zehn Meter und etwa zwei Jahre fehlen dem Stadtoberhaupt bis zum Glück. Dann hat der Zwenkauer See seinen Endpegel erreicht.
Doch ungeachtet der Tatsache, dass der See noch lange nicht voll geflutet ist und am Horizont noch die Reste der einstigen Tagebau-Mondlandschaft zu sehen sind, herrscht rund ums Kap Zwenkau emsige Betriebsamkeit. Holger Schulz: “Das ist umso beachtlicher, da hier eine Menge Geld investiert wird.”
Mit den Investitionen meint er die zahlreichen schmucken und modernen Häuser, die am Südufer entstehen oder schon entstanden sind. Der Bürgermeister: “Auch die Bauherren hier verbinden mit der weiteren Entwicklung viele Hoffnungen. Hier sind schon Rechtsanwaltskanzleien oder Praxen von Physiotherapeuten entstanden. Deshalb hoffen auch wir auf die Paragraph-4-Mittel. Die Entwicklung darf nicht ins Stocken geraten, sonst verunsichern wir die Investoren.”
Sein Blick fällt dabei auf die Kulissen von Belantis, die am Horizont zu sehen sind: “Sehen Sie, wie es rund um Belantis aussieht. Da ist gar nichts. Das muss sich ändern. Genau das haben wir vor und werden mit den Planungen Ende des Jahres fertig sein. Noch ein Grund, warum wir dringend die Mittel aus dem Verwaltungsabkommen zwischen Bund und Ländern brauchen.”1,8 Milliarden Euro sind laut Prof. Andreas Berkner vom Regional Planungsverband bisher in die Sanierung der ehemaligen Braunkohleabbaugebiete Westsachsens geflossen. Geld, das gut angelegt wurde, so die einhellige Meinung der regionalen Planer und der hiesigen Kommunalpolitiker. Doch selbst auf der Informationsreise durch das Leipziger Neuseenland (LNL), die eigentlich die positiven Seiten der bisherigen Entwicklung zeigen soll, ist die Verunsicherung der Kommunalpolitiker förmlich mit den Händen greifbar, wenn sie gebetsmühlenartig den “Paragrafen 4” wie ein Mantra herauf beschwören.
Holger Schulz: “Es muss einfach weiter gehen. Sonst wäre alles, was wir bisher geschaffen haben, umsonst.” 30 Millionen Euro stehen zumindest bei Regionalplaner Prof. Andreas Berkner, Mitglied der Steuerungsgruppe LNL, ganz oben auf der Wunschliste: “Das über einen Zeitraum von fünf Jahren. Also Geld, das wir für die Planung bis 2017 brauchen. Die Verhandlungen darüber laufen.”
Konkret geht es um das 5. Bund-Länder-Verwaltungsabkommen zur Braunkohlesanierung, das ab 2013 in Kraft treten soll. Wie viel Geld der Freistaat darin für sogenannte Paragraf-4-Maßnahmen zur Verfügung stellen wird, ist derzeit offen. Weil die sächsische Staatsregierung sich dem eisernen Sparen verschrieben hat, ist man bei der Steuerungsgruppe LNL in die Offensive gegangen, hat Bundes- und Landtagsabgeordnete eingeladen, sich über die Fortschritte vor Ort zu informieren. Und die sind, gerade was das Beispiel Zwenkau anbelangt, unübersehbar.Die Hafenanlage, wenn auch noch ohne Wasser, ist komplett fertig. Das ist umso erstaunlicher, wenn man weiß, dass der Tagebau erst am 30. September 1999 mit der Ausfahrt des letzten Kohlezuges stillgelegt wurde.
Mit seiner Gesamtfläche von rund zehn Quadratkilometern wird der Zwenkauer See nicht nur der größte See im LNL, sondern auch in die “Top 50” Deutschlands aufrücken. Über einen kurzen Verbindungskanal erfolgt der wassertouristische Anschluss an den nahen Cospudener See und gleichzeitig der Ausbau zu einem Segelrevier von 14 Quadratkilometern Fläche sowie zum sogenannten Leipziger Wasserknoten. Eine Aussicht, die die Augen von Bürgermeister Holger Schulz regelrecht funkeln lässt: “Die ‘Gewässerverbindung Zwenkauer-Cospudener See’ im ehemaligen Tagebau von Zwenkau wird dann Teil des Kurs 1, so dass man bei planmäßigem Verlauf in etwa zwei Jahren vom Stadthafen in Leipzig per Wasserstraße bis ans Kap Zwenkau wird fahren können. Endlich wird das, was so lange vorbereitet wurde, umgesetzt. Für uns als Stadt ist das ganz wichtig. … Damit wird die letzte Maßnahme für die gewässertouristische Durchgängigkeit in Angriff genommen. Das ist hinsichtlich der touristischen Entwicklung ein sehr bedeutender Schritt für die Region.”
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In der Tat wird dann die Größe der Seefläche gute Voraussetzungen für Sport, Freizeit und Erholung bieten. Aber auch an die Erhaltung wichtiger Naturgebiete wird gedacht. Während die touristische Entwicklung insbesondere am Kap Zwenkau mit dem 2006 eingeweihten Ausstellungspavillon für die Abraumförderbrücke und am Nordufer mit Autobahn-Direktanschluss und unmittelbarer Nachbarschaft zu Belantis mit über 500.000 Besuchern pro Jahr zum Tragen kommen, werden weite Uferbereiche vor allem im West- sowie im Süd- und Ostteil des Sees bewusst von intensiver Nutzung freigehalten.
Ein gut erschlossenes Wegenetz ermöglicht Ausflüge zu Fuß oder mit dem Rad zwischen der Bistumshöhe als neue Landmarke, Eythraer Trianon und Lindenallee. Dazu kommt das Zwenkauer Eichholz als echtes Kleinod aus Sicht des Naturschutzes. Übrigens schippert schon seit Juli 2008 die Santa Barbara als größtes Fahrgastschiff im Leipziger Neuseenland über die Fluten des Zwenkauer Sees und macht die versinkenden Landschaften in den stetig steigenden Fluten erlebbar. Einmalig, nicht nur im Leipziger Neuseenland.
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