Mit der Empfehlung, doch einmal einen Blick ins Amtsblatt von Markranstädt zu werfen, will man offenbar von Rathausseite für mehr Transparenz im Streit um das reparaturbedürftige Sportcenter sorgen. So verweist man auf eine Erklärung von Bürgermeisterin Carina Radon in der Februarausgabe von "Markranstädt informativ".
Die Bürgermeisterin informiert darin, dass die Problematik des undichten Hallendaches im Sportcenter seit zwei Jahren bekannt sei und neben der Stadtverwaltung mittlerweile auch Rechtsanwälte und Gerichte beschäftige. “Wir verstehen und teilen Ihren Unmut über den Zustand im Sportcenter und wünschen uns nichts mehr als eine schnelle Reparatur”, so die Bürgermeisterin. Der bezifferte Schaden zur Mängelbeseitigung am Dach liege jedoch bei rund 200.000 Euro.
Weiter informiert die Bürgermeisterin über Ausgangssituation und Hintergründe zur Problematik. So sei die Vergabe der Bauleistung zur Errichtung des Sportcenters im Oktober 2005 an das Generalunternehmen Rochlitzer & Rübner GmbH mit einer Auftragssumme von rund 4,5 Millionen Euro erfolgt. Des Weiteren sei eine fünfjährige Gewährleistung vereinbart worden. 2007 sei die Halle der Öffentlichkeit übergeben worden.
Als sich die ersten Mängel zeigten, habe man beim Generalunternehmen alle aufgetretenen Mängel angezeigt. Bis zur Insolvenz des Unternehmens seien auch einige Mängel beseitigt worden. Nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens habe die Stadt gegenüber dem Insolvenzverwalter alle bestehenden und seitdem aufgetretenen Mängel angezeigt. Infolge der Insolvenz sei die Inanspruchnahme der Gewährleistungsbürgschaft der DBW-Winterthur erklärt worden, um somit weiteren materiellen und finanziellen Schaden von der Stadt abzuwenden. Die Gewährleistungsbürgschaft wird mit einer Summe von 218.230,38 Euro angegeben.
Das derzeitige Hauptproblem sei, dass Wasser über Dach und Dachfenster eindringe. Die eingebauten Dachfenster entsprächen nicht der beauftragten Leistung und wiesen an sich schon Mängel auf. Deshalb müssten alle Dachfenster ausgewechselt werden. Dieser Mangel sei ebenfalls angezeigt worden. Hierzu habe eine Begutachtung durch einen von der DBV-Winterthur beauftragten Sachverständigen durchgeführt werden müssen. Dazu habe es mehrere Ortstermine innerhalb der letzten zwei Jahre mit Vertretern der Stadt, dem Rechtsanwalt und dem Sachverständigen der Stadt gegeben. Eine Entscheidung, so Carina Radon in ihrer Mitteilung, werde laut Auskunft des Sachverständigen bis Februar erwartet.
Man sei in der Zwischenzeit natürlich der Pflicht zur Schadensbegrenzung nachgekommen, habe Kleinreparaturen durchgeführt. Es werde jedoch geschätzt, dass der entstandene Schaden die Mittel der Gewährleistungsbürgschaft übersteige. Eine Reparatur vor Freigabe der Gewährleistungsbürgschaft würde dazu führen, so Carina Radon weiter, dass die Stadt die erwähnten rund 220.000 Euro nicht erhalten würde und somit auf dem nicht unerheblichen finanziellen Schaden sitzen bliebe.
Was die Photovoltaikanlage betrifft, so habe diese mit dem Eindringen des Wassers nichts zu tun und bringe im übrigen 30.000 Euro im Jahr ein, die für Reparaturen des Sportcenters genützt werden könnten. Für das eindringende Wasser seien ausschließlich die undichten Fenster verantwortlich. Carina Radon: “Die rechtliche Vertretung der Stadt Markranstädt unternehme alles, um schnellstmöglich die Gewährleistungsbürgschaft zu ziehen. Leider zeigt sich an dieser Stelle, dass dies nicht so zügig klappt, wie wir uns das wünschen.”
Natürlich hoffe man auf eine schnelle Lösung. Sobald die Mittel aus der Gewährleistungsbürgschaft zur Verfügung stünden, werde man die entsprechenden Aufträge auslösen. Ein Unternehmen dafür stehe bereits zur Verfügung. Die entsprechenden Angebote lägen der Stadt vor, so dass umgehend mit der Mängelbeseitigung begonnen werden könne.
Diese Erklärungen sind jedoch für den politischen Gegner kein Grund, in seiner Kritik nachzulassen, wird die Anhörung des Gutachters zu den Schäden nicht öffentlich erfolgen.
Für Jens Spiske von den Freien Wählern Anlass zu Spekulationen und kritischen Fragen: ” Für uns als FWM ist erfreulich, dass sich Teile der CDU und die Opposition im Stadtrat einig sind, dass eine öffentliche Anhörung besser gewesen sei. Erstaunlich aus unserer Sicht ist allerdings auch, dass es nachvollziehbar sein soll, ‘dass die Stadt verhindern möchte, dass Informationen zur gegnerischen Seite, also dem Insolvenzverwalter, gelangen’, so Christian Aegerter (CDU-Stadtrat). Ist doch nicht alles so klar, wie Frau Radon uns glauben machen möchte? Gibt es doch Schäden, die die Stadt bisher verheimlicht hat und die Regresspflicht des insolventen Bauunternehmens in Frage stellen? Kommen wieder Kosten auf den Steuerzahler zu, die verhindert worden wären, wenn die Stadt rechtzeitig und vernünftig reagiert hätte? Warum wird erst anderthalb Jahre nach Erstellung des Gutachtens reagiert?”
Viel wichtiger, so Spiske weiter, sei die Frage der Sicherheit von Kindern, Sportvereinen und Besuchern öffentlicher Veranstaltungen, die SPD-Stadtrat Frank Meißner zurecht gestellt habe. Spiske weiter: “Haben diese Wassereinbrüche zu einer Gefährdung der Bausubstanz, sprich Statik, geführt? Gab und gibt es eine Gefährdung der Nutzer des Sportcenters, die billigend in Kauf genommen wurde? Vor allem wegen dieser unbeantworteten Fragen hat die Öffentlichkeit ein Recht, informiert zu werden und zwar ungefiltert. Aber das lässt unsere Bürgermeisterin, wie so häufig, nicht zu!”
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