Ja, wer war's denn nun in Markranstädt? Wer hat da unerlaubt von außen aufs Netzwerk der Stadtverwaltung zugegriffen? Dass es entsprechende Zugriffe gab, darüber informierte am 5. Januar Bürgermeisterin Carina Radon (CDU) den Stadtrat. Am 7. Januar berichtete dann die LVZ darüber. Und sorgte für einige Verwirrung. Auch bei der Bürgermeisterin.
So sah sie sich noch am Samstag, 7. Januar, genötigt, eine weitere Pressemitteilung zum Thema herauszugeben, worin es unter anderem heißt: “Insbesondere zeigte sich Frau Radon über einzelne Aspekte in der Berichterstattung der Leipziger Volkszeitung am 7. Januar 2012 erstaunt. In dem Artikel äußerte Andreas Schneider, Sprecher des sächsischen Datenschutzbeauftragten, seine angebliche Überraschung, dass Frau Radon in der öffentlichen Sonderstadtratssitzung, 5. Januar 2012, über Details des unerlaubten externen Zugriff auf das Computernetzwerk der Stadt Markranstädt gesprochen haben soll.”
Carina Radon: “Ich bin meiner Informationspflicht gegenüber dem Stadtrat und den Bürgern der Stadt Markranstädt nachgekommen. Der Stadtrat wurde von mir über den Hergang und aktuellen Kenntnisstand in der Sache informiert. Aufklärung, Transparenz und Offenheit sind die Gebote der Stunde.”
Im Presseartikel wurde dann durch den mutmaßlich Beschuldigten – den ehemaligen IT-Dienstleister der Stadt Markranstädt (von 2001 bis 2009) – behauptet, die Rathauschefin träfe “eine Schuld” an der Situation, dass es bei der Stadt Markranstädt eine Sicherheitslücke gäbe. 49 unerlaubte Zugriffe soll es seit März 2011 gegeben haben. Matthias V., bis 2009 als IT-Administrator für die Stadt Markanstädt tätig, erklärte, er habe nur auf eine Sicherheitslücke hinweisen wollen und sei nur für einen der 49 unerlaubten Zugriffe verantwortlich.
“Wenn der mutmaßlich Beschuldigte bereits seit vier Jahren die Passwörter für Rechner der Stadt Markranstädt besitzt, warum unternimmt er erst im Dezember 2011 Versuche, auf eine eventuelle Sicherheitslücke hinzuweisen?” fragt Carina Radon. Darüber hinaus hätten die Stadt Markranstädt und der Geschäftsführer der Kommunaler Datennetze GmbH (KDN) umgehend durch den mutmaßlich Beschuldigten informiert werden müssen.
Da der mutmaßlich Beschuldigte gegenüber der LVZ zugestanden haben soll, dass er nur für einen Hackerangriff auf das Computernetzwerk der Stadt Markranstädt verantwortlich sei, stellt sich auch für Carina Radon die Frage, wer für die anderen 48 unerlaubten Zugriffe verantwortlich sei. Mittlerweile ist auch die Polizei eingeschaltet. Seit dem 2. Januar ermittelt sie.
Der Geschäftsführer der Kommunalen Datennetz Sachsen GmbH (KDN), Frank Schlosser, hat mittlerweile bestätigt, dass es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen seiner Mitarbeiter handele, welcher derzeit vom Dienst suspendiert sei. Außerdem soll es sich aus seiner Sicht nur um einen einmaligen Vorgang handeln, was sich mit der Aussage des Betroffenen deckt. Seit dem 28. Dezember soll – laut KDN – auch das Leck geschlossen sein. Inwieweit sich der suspendierte Mitarbeiter strafbar gemacht hat, muss jetzt ermittelt werden. Und genauso muss die Frage geklärt werden, wer für die anderen 48 Zugriffe verantwortlich ist.
Die CDU, die im Stadtrat von Markranstädt 12 von 22 Sitzen inne hat, fordert freilich gleich einmal die “sofortige Entlassung des Mitarbeiters, der für den Hackerangriff verantwortlich ist.” Siegward Vitz, Vorsitzender des CDU Stadtverbandes Markranstädt: “Der Hackerangriff ist für uns Markranstädter CDU eine kriminelle Handlung. Dem muss mit allen rechtsstaatlichen Mitteln nachgegangen werden. Denn schließlich geht es hier um die Sicherheit der Daten bei der Stadt Markranstädt.”
Weitere Informationen
www.markranstaedt.de
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