Wenn Politiker und Amtsträger von "historischen Momenten" sprechen, ist eigentlich grundsätzlich eine gesunde Portion Skepsis angebracht. Aber beim Termin zum Baubeginn der vorbereitenden Arbeiten an der künftigen Verbindung zwischen Zwenkauer und Cospudener See südlich der A38 durfte Zwenkaus Bürgermeister Holger Schulz diesen Terminus zu Recht im Mund führen.
Die “Gewässerverbindung Zwenkauer-Cospudener See” im ehemaligen Tagebau von Zwenkau wird dann Teil des Kurs 1, so dass man bei planmäßigem Verlauf in etwa zwei Jahren vom Stadthafen in Leipzig per Wasserstraße bis ans Kap Zwenkau wird fahren können. Eine Entwicklung, die Bürgermeister Holger Schulz schon in touristischen Dimensionen denken lässt und zu eben jenem viel bemühten Satz verleitete: “Ein historischer Moment. Endlich wird das, was so lange vorbereitet wurde, umgesetzt. Für uns als Stadt ist das ganz wichtig. Wir haben voriges Jahr den Kurs 1 eröffnet, was bedeutet, dass man vom Leipziger Stadthafen bis zum Zwenkauer Stadthafen Kap Zwenkau fahren kann. Für uns war es immer ganz wichtig, dass auch zu kommunizieren. Damit wird die letzte Maßnahme für die gewässertouristische Durchgängigkeit in Angriff genommen. Das ist hinsichtlich der touristischen Entwicklung ein sehr bedeutender Schritt für die Region.”Bernd-Stephan Tienz von der LMBV zu den baulich-technischen Maßnahmen: “Auf den Flächen der zu errichtenden technischen Anlagen sowie des Verbindungskanals sind zur Freimachung der zu bebauenden Flächen rund 1,6 Hektar Gehölzaufwuchs zu entfernen. Das ist Voraussetzung für die ab Ende 2012 vorgesehenen Arbeiten zur Vorprofilierung des Verbindungskanals.”
Die Arbeiten finden laut LMBV unter Beachtung der Naturschutzgesetzgebung gezielt außerhalb der Brut- und Aufzuchtzeit vieler geschützter Tierarten im Winter statt. Die Arbeiten sollen laut Tienz bis Ende Februar abgeschlossen sein. Der LMBV-Vertreter: “Eine ökologische Baubegleitung sorgt dafür, dass keine geschützten Tierarten während der Umsetzung der Maßnahmen geschädigt werden.”Für das Umland bedeutet die Flutung des Zwenkauer Sees auch eine Entlastung hinsichtlich der Hochwassergefahr. So wurden die Bauarbeiten zur Minderung der Hochwassergefahr durch die Weiße Elster zur Einleitung von Elsterwasser in den Zwenkauer See 2011 planmäßig weitergeführt. Dazu zählt die Herstellung eines Abschlagbauwerks in der Weißen Elster, eines Überleiterbauwerks und eines Einlaufgerinnes in den Zwenkauer See sowie der Bau einer Brücke im Zuge der B186 über das Überleiterbauwerk. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme des Abschlags- und Überleiterbauwerks, so Tienz, sei für Mitte 2012 geplant.
Über das kombinierte Bauwerk ist eine zusätzliche Wasserzufuhr aus der Weißen Elster zur Flutung des Zwenkauer Sees geplant. Die Kosten dafür betragen rund 10 Millionen Euro. Tienz weiter: “Gegenwärtig erfolgt die Erstellung der ingenieurtechnischen Ausführungs- und Vergabeplanung zum Hochwasserleitbauwerk am Standort Hartmannsdorf, Betriebsauslass Weiße Elster.”
Auch die Verbesserung der Wasserqualität soll voran getrieben werden. Dazu gehört auch die Mitte 2011 in Betrieb gegangene Neutralisationsanlage, die vom Hainer in den Zwenkauer See führt. Bis Ende 2014 sollen täglich 26 Tonnen Brandkalk in Form einer Suspension dem Seewasser zugeführt werden, dessen pH-Wert gegenwärtig bei 3, also im stark sauren Bereich liegt. Zum Vergleich: Der Cospudener See weist einen pH-Wert von 8 auf. Gegenwärtig ist der Zwenkauer See mit einer Füllmenge von 92 Millionen Kubikmetern bei 50 Prozent angelangt. Eine wirtschaftlich-touristische Nutzung käme aber schon, so Tienz, eventuell bei einer Füllmenge von 113 Millionen Kubikmetern in Frage.
Die Flutung ist bis Ende 2014 geplant. Und bis jetzt, sieht es so aus, als würde dieses Ziel erreicht. Bürgermeister Holger Schulz: “Wir liegen mit allen Maßnahmen voll im Plan!” Tja, wie gesagt, wenn es erst mal so weit ist, dann sprechen wir sicher wieder von dem nächsten unvermeidlichen “historischen Moment”.
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