Es passt schon zusammen: Am heutigen Freitag, 25. September, demonstriert Fridays for Future für eine Ökologische Verkehrswende. Und am Dienstag, 29. September, streiken die ÖPNV-Mitarbeiter/-innen für höhere Löhne. Auch die der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB). Also ziehen Sie sich warm an, nehmen Sie das Fahrrad oder die Wanderschuhe. Im Berufsverkehr kann es eng werden.

Dahinter steckt natürlich der Tarifkonflikt. Jahrelang wurde der ÖPNV auch auf Kosten der Fahrerinnen und Fahrer „gesundgespart“, wurden die Zuschüsse zum ÖPNV gesenkt, wurden Strecken stillgelegt und die Kosten immer mehr auf die Fahrgäste umgelegt. Auch in Leipzig.

Und jetzt, wo der ÖPNV dringend gebraucht wird für eine echte Verkehrswende, machen sich die fehlenden Ausbaumilliarden erst richtig bemerkbar. Und überall wird verzweifelt nach Fahrpersonal gesucht.

Im bundesweiten Tarifkonflikt um die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) will die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) am Dienstag, 29. September, den Druck auf die Arbeitgeber mit einem bundesweiten Warnstreik erhöhen, da sich die Arbeitgeber gegen die Aufnahme von Tarifverhandlungen ausgesprochen haben. Auch in Sachsen wird es dabei zu Arbeitskampfmaßnahmen kommen.

ver.di fordert in dem Tarifkonflikt für bundesweit 87.000 Beschäftigte einheitliche Regelungen in Fragen wie Nachwuchsförderung, Entlastung sowie den Ausgleich von Überstunden und Zulagen für Schichtdienste. Darüber hinaus soll die Ungleichbehandlung in den Bundesländern beendet und zentrale Regelungen wie 30 Urlaubstage oder Sonderzahlungen künftig bundesweit vereinheitlicht werden. Mit einer Forderung für Auszubildende sollen Anreize zum Einstieg in den Beruf und zur Nachwuchsförderung geschaffen werden.

Seit März fordert die Gewerkschaft hierzu die Verhandlung eines bundesweiten Rahmentarifvertrages. Am Wochenende hatte sich die Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) gegen die Aufnahme von Verhandlungen ausgesprochen.

Der ÖPNV braucht dringend einheitliche Regelungen zur Entlastung für die Beschäftigten, sonst kann die Verkehrswende angesichts des Fachkräftemangels nicht gelingen, stellt ver.di fest.

„Seit März kennen die Arbeitgeber unsere Forderungen, seit Juli warten wir auf eine Antwort. Nun teilen sie mit, dass sie die Chance, bundesweit für Entlastung zu sorgen, nicht ergreifen“, kritisiert ver.di. „Der Warnstreik ist ein entschlossener Weckruf an die Arbeitgeber, an den Verhandlungstisch zu kommen. Nicht nur die Beschäftigten, auch die Fahrgäste profitieren von ausgeruhten und gesunden Fahrerinnen und Fahrern. Die Arbeitgeber haben mit ihrer Verweigerungshaltung den Streik provoziert. Wir hoffen, dass sie das Signal verstehen und baldmöglichst in Verhandlungen eintreten werden.“

Neben den bundesweiten Forderungen werden in Sachsen unter anderem Verhandlungen zur Reduzierung der Wochenarbeitszeit von aktuell 39 auf 38 Stunden, einer spürbaren Gehaltsanhebung und Sonderzahlungen für langjährig Beschäftigte im Fokus stehen.

Und zu den Verkehrsbetrieben, die in Sachsen am Dienstag, 29. September, bestreikt werden, gehören neben der Chemnitzer Verkehrs AG (CVAG), den Städtischen Verkehrsbetrieben Zwickau GmbH (SVZ) und der Plauener Straßenbahn GmbH (PSB) auch die Leipziger Verkehrsbetriebe GmbH (LVB), die LeoBus GmbH Leipzig und die Leipziger Stadtverkehrsbetriebe (LSVB).

Mit Beginn der Frühschichten in den jeweiligen Betriebshöfen sind die Beschäftigten der genannten Unternehmen zum Warnstreik aufgerufen.

Update, 25. September, 14.35 Uhr, Meldung der LVB:

Eingeschränkter Linienbetrieb im gesamten Stadtgebiet

Für Dienstag, den 29. September 2020, hat die Gewerkschaft ver.di die Beschäftigten der Leipziger Verkehrsbetriebe, der Leipziger Stadtverkehrsbetriebe (LSVB) GmbH und der LeoBus GmbH zu Warnstreiks aufgerufen. Es kann deswegen am frühen Morgen bis zum Mittag zu erheblichen Einschränkungen im Linienangebot kommen. Darüber informieren die Verkehrsbetriebe in ihren Verkehrsmeldungen, u. a. auf www.L.de, oder auch über Twitter www.twitter.com/LVB_direkt.

Die Dauer des Streiks ist nicht bekannt. Die Verkehrsbetriebe sind bemüht, den Linienbetrieb so schnell wie möglich wieder aufzunehmen.

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