„Zusammenhalten. Durchhalten. Zuversicht behalten.“, ermuntert seit Freitag, 20. März, ein Transparent am Zaun des Budde-Hauses in Gohlis die Passanten. In der KarLi mahnen gleich drei große Transparente, die Solidarität nicht zu vergessen, auch nicht die mit den in griechischen Lagern gestrandeten Flüchtlingen, die in der Corona-Pandemie erst recht keine Möglichkeit mehr haben, sich in Sicherheit zu bringen.
Auch das Budde-Haus hat derzeit den Kulturbetrieb bis auf Weiteres eingestellt und ist für den öffentlichen Besucherverkehr zur Vermeidung von Menschenansammlungen nicht zugänglich“, meldete Jürgen Schrödl, Leiter des Budde-Hauses, zur Hängung des Ermunterungs-Banners am Zaun. „Um dennoch mit den Menschen in Kontakt zu bleiben, hängt seit gestern ein Banner am Zaun des Budde-Haus-Geländes. Bleiben Sie gesund!“
Und auch andere reagieren, die eigentlich dringend auf Menschennähe angewiesen sind.
„Leipziger Straßenmagazin stellt Verkauf ein, Spenden erbeten“, meldete am Dienstag, 24. März, das Straßenmagazin KiPPE.
„Aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus stellt die KiPPE den Straßenverkauf ab heute ein – vorerst für die kommenden zwei Wochen. Der gesundheitliche Schutz unserer Verkäufer-/innen und Mitarbeitenden hat im Moment oberste Priorität. Wir folgen damit den Maßnahmen, die viele deutschsprachige Straßenmagazine bereits letzte Woche ergriffen haben.
Die neue Ausgabe wird wie geplant am 1. April erscheinen. Dass unsere Verkäufer/-innen die KiPPE nicht wie gewohnt im Stadtgebiet verkaufen können, bedeutet für viele finanzielle Einbußen, die wir gern durch Spenden kompensieren möchten. Wir werden die April-Ausgabe deshalb als PDF-Download auf unserer Website zur Verfügung stellen – mit der Option den üblichen Preis zu spenden. Der Erlös kommt dann unseren Verkäufer/-innen zugute. Außerdem halten wir Kontakt zu ihnen und vermitteln sie bei Bedarf an Hilfsangebote.
Über Infos und Änderungen zum KiPPE-Verkauf halten wir Sie auf dem Laufenden. Spenden sind auch jetzt schon unter www.kippe-leipzig.de/unterstuetzen möglich.
Und was macht ein Theater, das eigentlich ohne Zuschauer kein Theater ist?
„Um das Publikum während der Schließzeit regelmäßig mit Kultur zu versorgen, bietet das Schauspiel Leipzig Zuschauerinnen und Zuschauern die Möglichkeit, sich das Theater in die eigenen vier Wände zu holen. Jeweils dienstags und donnerstags werden auf der Homepage des Schauspiel Leipzig On-Demand-Inszenierungen präsentiert. Die Mitschnitte sind für jeweils 24 Stunden auf www.schauspiel-leipzig.de online abrufbar“, teilt das Schauspiel Leipzig am Dienstag mit.
Zum Start zeigt das Theater zwei Produktionen großer Klassiker: Gleich am heutigen Dienstag, 24. März, geht die Inszenierung „Die Räuber“ aus dem Jahr 1998 von Regisseurin Konstanze Lauterbach online.
Am Donnerstag, 26. März, wird Wolfgang Engels Studio-Inszenierung von Goethes „Clavigo“ von 1997 gezeigt.
„Auch die Social Media Kanäle des Hauses stehen nicht still“, so das Schauspiel. „Dort zeigen Ensemblemitglieder in Kurzvideos kleine Monologe und szenische Ausschnitte aus aktuellen Rollen und Texten.“
Und was macht ein Museum ohne Besucher?
Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig sendet „Hoffnungszeichen: Sammlungsstücke und Geschichten für Jetzt. Zeugnisse von Orientierungssuche, Streben nach Menschlichkeit und Zusammenhalt in schweren Zeiten“.
Noch kann das Ausmaß und die Dauer der vom Coronavirus verursachten Krise kaum erahnt werden, versucht das Stadtgeschichtliche Museum sein Dilemma zu beschreiben. „Als Historiker eines Stadtgeschichtlichen Museums liegt unsere Aufgabe dabei vor allem in der Aufzeichnung und Begleitung dieser epochalen Vorgänge – doch können wir immerhin aus der Geschichte Trost und Ermutigung schöpfen. Aus diesem Anlass präsentiert das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig ab sofort die digitale Reihe ,Hoffnungszeichen‘. Ein Objekt der Museumssammlung als Hoffnungszeichen wird täglich auf der Museumswebsite und in den Sozialen Netzwerken vorgestellt.
„Wir sind ja keineswegs die erste Generation, die in Leipzig mit gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen, Pandemien, Kriegen und Umwälzungen konfrontiert wird, damit zu leben lernte und letztlich doch zu einem gestärkten Neuanfang fand. So, wie wir heute allenthalben Zeichen eines kreativen Selbstbehauptungswillens sehen, sind auch die Sammlungen des Stadtgeschichtlichen Museums voller Objekte, die Zeugnis von der Orientierungssuche und dem Streben nach Menschlichkeit und Zusammenhalt in schweren Zeiten ablegen“, erklärt dazu Direktor Dr. Anselm Hartinger.
Das Kuratorenteam des Museums, bestehend aus Experten der Stadtgeschichte bis 1800, der Stadtgeschichte ab 1800, des Sportes, der Musik, der Kunstgeschichte, Bibliothekswissenschaft und der Fotografie, stellt einige dieser Hoffnungszeichen als Inspirationsquelle, Anstoß des Innehaltens und Beispiel für heute und morgen vor. Leipziger und interessierte Museumsbesucher erleben dies dabei nicht wie gewohnt beim Besuch einer Ausstellung oder bei einer Kuratorenführung im Museum selbst. Sie können von zu Hause aus auf der Museumswebsite und im Social Media Momente der Zuversicht finden.
„Wir haben uns kurzfristig überlegt, wie wir den Kern unserer wissenschaftlichen Arbeit – die Bewahrung, Erschließung und Vermittlung unserer Objekte – nicht nur fortsetzen, sondern auch bei unseren Besuchern präsent halten können – gerade angesichts der aktuellen räumlichen Distanz und für die vielen Menschen, die Museum momentan nur zuhause erleben können. Wir tun dies, weil wir überzeugt sind, dass unsere Objekte aus der Geschichte heraus auch für heute etwas zu sagen haben – und wenn dies ein Moment des Nachdenkens, der Erkenntnis oder auch des Schmunzelns in einer so bedrückenden Situation ist. Genau dafür sind unsere Sammlungen da“, sagt Ulrike Dura, Kunsthistorikerin im Stadtgeschichtlichen Museum.
Und womit begannen die Stadthistoriker/-innen am Dienstag,24. März, ihre Reihe? Mit dem Pestkelch von 1632. Der steht übrigens für den hoffnungsvollen Teil an der Geschichte – für den Dank der Leipziger für das Ende der Pest: „So stiftete ein Leipziger Bürger als Dank für das Abklingen der Pest im Jahr 1632 diesen vergoldeten Kelch einer Leipziger Kirche. Mit der Inschrift ,Maria‘ stellte er sich auch für künftige Zeiten demonstrativ unter den Schutz der Gottesmutter. Durch die Funktion als Abendmahlskelch wurde aus dem Bußwerk in Notzeiten ein die Gemeinde dauerhaft verbindendes Geschenk.“
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