Viel ist nicht übrig von der alten Druckereistadt Leipzig. Und das, was noch übrig war, kam mit der Krise der Zeitungen ins Schlingern. Oder auch nicht. Niemand weiß das so richtig. Auch nicht, was den Madsack-Konzern bewog, die LVZ-Druckerei Ende 2019 komplett schließen zu wollen. Was letztlich bedeutet, dass bereits im Sommer das Ende naht. Ein Thema, mit dem sich jetzt die Leipziger SPD etwas eingehender beschäftigt hat.

Am Montag, 19. November, wählte die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmer*innenfragen (AfA) in der SPD Leipzig einen neuen Vorstand und befasste sich mit der drohenden Schließung der LVZ-Druckerei.

Der Tenor war einhellig: Wieder einmal solle ein tarifgebundenes Unternehmen geschlossen werden. Und das natürlich wieder mal in Sachsen, dem Freistaat, der bundesweit mit der niedrigsten Tarifbindungsquote glänzt.

Seit Anfang Oktober wissen die verbliebenen 61 Voll-Beschäftigten der LVZ-Druckerei, dass mit Ende des kommenden Jahres am Leipziger Standort Schluss ist. Dies betrifft dann aber nicht nur die direkten Angestellten, sondern auch etwa 200 weitere an die Druckerei gebundene externe Arbeitsplätze.

„Es ist mehr als bedauerlich, wenn in einer traditionsreichen Buch- und Verlagsstadt wie Leipzig ein damit verbundenes Unternehmen geschlossen werden soll. Der wirkliche Skandal ist aber, dass der Standort in Leipzig nur geschlossen wird, um Geld für Investitionen zu sparen und an den neuen Standorten auf dem Rücken der Arbeitnehmer*innen günstiger zu produzieren“, erklärt dazu Fabian Wolff, frisch gewählter Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen der SPD Leipzig.

Und das sei Strategie im großen Zeitungsverlag Madsack, zu dem die „Leipziger Volkszeitung“ genauso gehört wie die LVZ-Druckerei in Stahmeln, die jetzt geschlossen werden soll. Gedruckt wird ja weiter: in Halle bei DuMont und anderswo.

Diese Strategie praktiziere der Chef von Madsack, Thomas Düffert, schon viele Jahre, so die AfA. Eigentlich lukrative Standorte würden geschlossen, um an anderer Stelle günstiger, und das heißt für ihn eben auf Kosten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, zu produzieren. Wenn es keine Subventionen für Investitionen gebe, werde der Laden eben geschlossen. Hinzu kommt nach L-IZ-Informationen aus dem Unternehmen, dass der Maschinenpark im Standort Leipzig stark überaltert ist, man befindet sich praktisch in Dauerreparatur. Was auf fehlende Investitionen in den vergangenen Jahrzehnten hindeutet.

„So etwas dürfen wir uns nicht weiter gefallen lassen. Die Beschäftigten, die Zeitungsleser*innen, die Politik, ja die ganze Zivilgesellschaft müssen solchem Handeln klar widersprechen“, so die Arbeitsgemeinschaft der SPD.

„Wenn es tatsächlich zu einer Schließung kommen sollte, fordern wir einen Sozialplan und außerdem den Oberbürgermeister auf, im Stadtkonzern Leipzig nach geeigneten Arbeitsplätzen mit Tarifbindung für die Kolleg*innen der Druckerei zu suchen“, erklärt Irena Rudolph-Kokot, Vorsitzende der sächsischen sozialdemokratischen Arbeitnehmer*innen ergänzend.

„Aus unserer Sicht muss die Sozialdemokratie, auch wenn sie keinen großen Einfluss auf das laufende Unternehmensgeschäft hat, Verantwortung übernehmen und dies auch zeigen.“

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