Die Abgesänge auf die Sammlungsbewegung #aufstehen reißen nicht ab. Auch weil Sahra Wagenknecht mit ihren Statements zur Zuwanderung den Medien immer wieder Steilvorlagen liefert, vom Thema abzulenken. Augenscheinlich glaubt die Linke-Abgeordnete selbst nicht so recht daran, dass #aufstehen von allein Ideen finden könnte, wie es gehen könnte, Politik anders zu machen. Dabei finden die Versammlungen von #aufstehen auch in Leipzig großen Zuspruch.
Am Freitag, 19.Oktober, gab es das zweite Leipziger Treffen der linken Sammlungsbewegung. Mittlerweile sei man im ganzen Stadtgebiet vertreten, meldet Wolfgang Zarnack. Grund für die Schaffung lokaler Ortsgruppen ist das explosive Wachstum der Leipziger Teilnehmer: Waren im Monat zuvor nur 150 „Aufgestandene“ bei der Veranstaltung im „Walradushof“ erschienen, reichten im „Felsenkeller“ am Freitag nicht einmal 350 Stühle für alle aus. Wieder mussten dutzende Anwesende die Tagung im Stehen verfolgen.
„Die Organisation künftiger Treffen der immer größer werdenden Bewegung in der Stadt gerät für die Ehrenamtlichen zunehmend zur Herausforderung – auch finanziell“, so Zarnack.
Was zumindest eines heißt: Der Redebedarf der Bürger ist enorm. Und der Wunsch nach einer anderen Politik ebenfalls. Einer Politik, die in Deutschland nicht wählbar scheint, weil die eher linken Parteien entweder nicht miteinander können oder nicht miteinander wollen. Die ewige Große Koalition ist ja das direkte Ergebnis dieser gegenseitigen Ausgrenzungspolitik. In einem Land, in dem linke Bündnisse unmöglich scheinen, gibt es nun einmal nur Angela Merkel als Option.
Vielleicht kommt daher der mediale Frust auf #aufstehen: Wenn die Idee von Wagenknecht und Lafontaine funktionieren sollte, könnten linkere Ideen für den Sozialstaat wieder mehrheitsfähig werden.
Worauf ja die aktuelle Kampagne der Bewegung aufmerksam macht. Da diskutieren die bürgerlichen Zeitungen ernsthaft darüber, dass Deutschland seinen Wehretat auf Wunsch eines egozentrischen amerikanischen Präsidenten bitte vergrößern solle. Und #aufstehen erinnert daran, dass Deutschland schon jetzt 12 Prozent seines gesamten Haushaltes fürs Militär ausgibt. Geld, das für soziale Lösungen natürlich fehlt.
Prominenter Gast am Freitag war der ehemalige Staatsminister im Auswärtigen Amt und Mitgründer der Bewegung, Dr. Ludger Volmer (B90/Die Grünen). Er berichtete über die Arbeit der Berliner Organisatoren, denen er angehört. Er erklärte sich den wachsenden Zuspruch so: „Jeder kann bei uns mitmachen, auch, wenn wir uns früher gestritten haben oder unterschiedlichen Parteien angehören. Wir haben ein gemeinsames Projekt und müssen uns gegenseitig versichern: Bei uns gilt der Pluralismus, es gibt viele unterschiedliche Meinungen, und die sind erlaubt und gefragt.“
Sachsen-Koordinator Wolfgang Zarnack gelang es mit Mühe, die vielen Wortmeldungen der Leipziger zu moderieren – er sagt: „Wir sind jetzt bei einer Teilnehmerzahl angelangt, bei der es unmöglich wird, jedem Einzelnen bei dem Treffen Gehör zu schenken. Auch die Wahl eines passenden Versammlungsortes wird immer schwieriger für uns. Den ‚Felsenkeller‘ können wir uns beim derzeitigen Spendenaufkommen nicht jedes Mal leisten.“
Um dennoch dem großen Bedarf am gegenseitigen Kennenlernen der Teilnehmer gerecht zu werden, entschied die Versammlung die Gründung von zehn Stadtbezirksgruppen, die sämtliche Leipziger Ortsteile beinhalten. Die jeweils lokal verantwortlichen Ansprechpartner sollen in den kommenden Tagen auf den Webseiten und in den Sozialen Medien der Bewegung veröffentlicht werden.
Neben organisatorischen Details bestimmten die politischen Inhalte das Programm. Die Arbeitsgruppe für Frieden stellte den Teilnehmern zwei erste, konkrete Projekte zum Mitmachen vor:
– eine für den 3. November um 11:58 Uhr auf dem Augustusplatz beginnende Demonstration gegen Aufrüstung sowie
– einen für das Frühjahr 2019 geplanten, sachsenweiten Kongress in Vorbereitung auf die Landtagswahl im Freistaat Sachsen.
Das nächste #aufstehen-Treffen wurde für den 16. November terminiert, der Ort ist angesichts der erwarteten Besucherzahl noch ungewiss, so Wolfgang Zarnack.
Der Aufruf zur Demonstration am 3. November.
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