Montag ist ein schrecklicher Tag. Alle Leute sind freundlich, gehen gutgelaunt an die Arbeit, wo unsereinem der Schädel dröhnt und man am liebsten gleich wieder alles ausmachen und sich aufs Rad schwingen möchte. War ja auch eher ein belämmertes Wetter am Wochenende. Und jetzt scheint die Sonne, und ich arme Sau muss arbeiten. Das ist nicht gerecht! Auch mal mit Ausrufezeichen. Ich darf das.

Ich hab mich heute schon durch Berge von Meldungen gewühlt. So, wie man das macht in einer Redaktion: „Die guten in den Papierkorb und die schlechten auf die Titelseite.“ Nicht wahr?

Oder ging es Ihnen am Montagmorgen nicht so? Hatten Sie nicht das verflixte Gefühl, jede deutsche Großredaktion habe sich wirklich alle Mühe gegeben, die blödesten, krudesten und sonnverbranntesten Nachrichten auf die Seite zu knallen, damit Sie nur ja die richtige Einstimmung bekommen: „Diese Welt ist durchgeknallt! Und wir sorgen dafür, dass sie noch viel durchgeknallter wird! Schöne Grüße, Horst.“

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Wobei die gute Nachricht ja lautet: Horst und Markus liegen voll daneben. Sie machen Politik, die nicht mal bei den Bayern gut ankommt. Das war die Nachricht, die mich in dem ganzen Geplärre dann doch angenehm überraschte.

Auf der „Frankfurter Rundschau“ klang sie zum Beispiel so: „Forsa-Umfrage Merkel erhält in Bayern mehr Zuspruch als die CSU“.

Und noch viel schöner im Text: „Nach dem neuen Trendbarometer von Forsa im Auftrag von RTL und n-tv bewerten die Bürger die Arbeit von Ministerpräsident Markus Söder und Bundesinnenminister Horst Seehofer überwiegend negativ. Die von der CSU attackierte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erhält in Bayern hingegen mehr Zuspruch als die CSU-Führung. Der von Seehofer geforderte nationale Alleingang in der Flüchtlingspolitik wird überwiegend abgelehnt – in Bayern ebenso wie im Rest der Republik.“

Wird es nicht verflixt noch mal Zeit, dass wir für unsere Kanzlerin kämpfen und aufhören, diesen Holzmicheln aus dem bayerischen Wald permanent nach der Gusche zu reden?

Nicht war, Michael? Hast du kein Selbstbewusstsein? Glaubst du, dass wir Sachsen es toll finden, wenn unser Ministerpräsident ständig den Horst macht?

Ich nicht!

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Und dann fällt mir so eine Umfrage von vor ein paar Tagen ein, wo irgendwie das Gegenteil stand. Sie wissen ja: Umfragen haben seltsamerweise immer irgendwie genau das Ergebnis, das die Auftraggeber wollten.

Wollte ich also „CSU“ eingeben ins Suchfeld. Und was bekomme ich angeboten? „Champagner“. Da weiß ich nun, was die Leute auf der „FR“ regelmäßig suchen.

Aber weiter unten hab ich gefunden, was ich suchte: „Umfrage: CSU käme bundesweit auf 18 Prozent“. Das war am 19. Juni. Und irgendwie ist das dem Horst wohl in die Birne gestiegen.

„Sollte aber die CSU bundesweit antreten und die CDU auch in Bayern, kämen beide Unionsparteien zusammen auf 40 Prozent der Stimmen: die CDU auf 22 Prozent, die CSU auf 18. Die AfD, die in der normalen Sonntagsfrage bei 16 Prozent liegt, würde in diesem Szenario hingegen auf 11 Prozent abrutschen“, stand da. Und wer genau hinguckt, liest auch: Es war eine Umfrage für die „Bild“.

War mir alles klar.

Man kann sich auch mit Umfragen so richtig in die Tasche wummsen.

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Und dann noch das. Das kam am Montagfrüh mit der E-Mail rein. Ich lasse das so stehen, wie es unsere Genies von der Bundeszentrale für politische Bildung geschickt haben. Ich hab auch die fragliche Seite aufgerufen. Und ich habe alle Götter angerufen, sie mögen dieses Experiment baldigst unterbinden. Es gibt schon schlimme journalistische Formate in Zeitungen und Fernsehen, in denen mit wirklich fehlendem Sinn für Ironie versucht wird, gegen den Dummsinn der Verschwörungstheoretiker anzudampfen.

Aber das, was die Freizeitjournalisten der BPB da jetzt angerichtet haben, ist nicht nur noch eine Nummer schlimmer und entmutigender. Es ist Anmaßung. Glauben die Leute wirklich, mit diesen bierernst dargebotenen Nonsens-Nachrichten irgendeinen von den Aluhut-Trägern davon zu überzeugen, dass er falsch liegt?

Lesen Sie selbst: Wahre Welle TV

Projekt zur Stärkung der Medienkompetenz / Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlicht eine Website mit satirischen Kurzfilmen zu Verschwörungstheorien / www.wahrewelle.tv

Die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb veröffentlicht am 25. Juni 2018 das Online-Angebot „Wahre Welle TV“. Die Website im Stil eines Fernsehsenders gibt vor, über Verschwörungen aufzuklären. Bei genauerem Hinsehen entlarvt sich das Angebot als satirische Auseinandersetzung mit Verschwörungstheorien und deren absurden und wirklichkeitsverzerrenden Argumentationsmustern. Sechs Filme, die in der Machart von unterschiedlichen Fernsehformaten gehalten sind, stellen die unterschiedlichen Verschwörungstheorien auf eine skurrile, realitätsferne Art und Weise dar, sodass die fehlende Logik der Verschwörungstheorien klar wird. Die Webvideos sind unter www.wahrewelle.tv zu finden.

„Der 11. September 2001 wurde von der US-Regierung inszeniert“. Die Kondensstreifen am Himmel seien eigentlich Schwaden voller Gift und ein Großteil unserer Politiker in Wirklichkeit „Echsenwesen“. Verschwörungstheorien haben Konjunktur. Und ihre Verbreitung in Zeiten der Allgegenwärtigkeit Sozialer Medien ist rasant.

Die Idee des Projektes ist es, auf niedrigschwellige Weise ein medienpädagogisches Angebot zu entwickeln, das die Logik von Verschwörungstheorien aufzeigt und die oftmals abstrusen Argumentationen aufdeckt. Das Instrument der satirischen Überspitzung wird hier bewusst gewählt, um die Medienkompetenz und die Fähigkeit zur kritischen Auseinandersetzung mit politischen Themen im Netz zu fördern.

wahrewelle.tv der Bundeszentrale für politische Bildung. Screenshot: L-IZ
wahrewelle.tv der Bundeszentrale für politische Bildung. Screenshot: L-IZ

Thomas Krüger, Präsident der bpb, spricht von einem Bildungsangebot, um Zielgruppen zu erreichen, die konventionellen Medien oft nur noch wenig Beachtung schenken: „Über Webvideos und Satire erreichen wir vor allem die Netzcommunity. Sie wollen wir dafür sensibilisieren, nicht alles zu glauben, was man in sozialen Netzwerken liest und hört.“

Thomas Krüger weiter: „So verschieden die Verschwörungstheorien auch sein mögen, so eint sie doch, dass sie versuchen, einfache Antworten auf komplexe Fragen zu geben und die Welt in ein Gut-Böse-Schema teilen.“ Eine zentrale Herausforderung für die politische Bildung, deren Aufgabe es ja gerade sei, die parlamentarische Demokratie zu vermitteln und demokratische Verfahren wie Vermittlung, Kompromiss und Ausgleich zu fördern.

Die bpb nutzt seit einigen Jahren verstärkt Webvideoformate, um junge Menschen durch eine aufsuchende politische Bildung anzusprechen. Mit Aktionsformaten zur historisch-politischen Bildung und News-Formaten, u.a. auch in Zusammenarbeit mit YouTubern, erreicht die bpb neue Zielgruppen und fördert Diskussionen über politische Themen im Netz.

Die bpb hat hierfür nun in Zusammenarbeit mit der Turbokultur GmbH „Wahre Welle TV“ entwickelt, ein fiktiver Online-Kanal, der die bekanntesten Verschwörungstheorien in satirischen Clips thematisiert. Im Anschluss an die Videos können sich die Nutzer auf einer bpb-Website genauer über die Hintergründe der Verschwörungstheorien informieren.

Die Infotexte zu den Filmen findet man unter www.bpb.de/wahrewelle.

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Und weil es auch gute Nachrichten geben muss, geb ich hier eine aus Zwenkau zum Besten. Denn dort hat man gemerkt, dass ein großer sonniger Stadtplatz am Zwenkauer See zwar richtig toll ist. Aber wenn immerzu die Sonne scheint wie in den letzten vier Wochen, dann wird das zu einer Bratpfanne für jeden, der über den Platz muss.

Deswegen soll der tolle Stadtplatz jetzt endlich einen Schattenspender bekommen. Die gute Nachricht also aus Zwenkau:

Licht und Schatten am Zwenkauer Hafen

Die Sonne meint es gut mit Zwenkau, manchmal sogar zu gut. So erfährt auch der Stadtplatz am Z1 DER REVIERHAFEN gerade in den Sommermonaten eine erhebliche Aufheizung und ist daher nur eingeschränkt nutzbar. Diesem Umstand soll ein Kunstwerk Abhilfe schaffen, welches mit dem Licht und der bewegten Wasserfläche am Hafen in Beziehung tritt und damit einerseits den Stadtplatz weiter aufwertet sowie andererseits durch sein vielfältiges Schattenspiel die Aufenthaltsqualitäten bei starker Sonneneinstrahlung signifikant verbessert.

Entwurf für das Schattendach am Zwenkauer Hafen. Visualisierung: Architekturbüro KNOCHE ARCHITEKTEN BDA, Leipzig
Entwurf für das Schattendach am Zwenkauer Hafen. Visualisierung: Architekturbüro KNOCHE ARCHITEKTEN BDA, Leipzig

In Zusammenarbeit zwischen der Stadt Zwenkau, der See- und Hafenbetreibergesellschaft Zwenkau mbH und dem Architekturbüro KNOCHE ARCHITEKTEN BDA wurde der Entwurf für das Schattenspiel Hafen Zwenkau erarbeitet. Mit Hilfe der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungs GmbH wird dieses Bauwerk noch in diesem Jahr auf dem Stadtplatz am Z1 DER REVIERHAFEN realisiert.

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Und vielleicht geht’s Ihnen ja auch so. So nebenbei beim Rumfuhrwerken stolpert man über einen Song, der einen genau da erwischt, wo es schon das ganze Wochenende wehtut.

Hier ist so einer: Mad World Remix of Moby Video (Are You Lost In The World Like Me)

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Und weil ich mir das mit meinem tapferen Start kopfüber in den Montag verdient habe, verschlinge ich jetzt diese drei dreisten, renitenten und unverschämten Schokokrsschmmpfnnn …

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