Heute ist ja Park(ing) Day und zwölf Initiativen haben – wie hier in der Bernhard-Göring-Straße 159 – zwölf Stellplatzflächen bezogen, um einen Nachmittag lang zu zeigen, wie Straßenleben auch aussehen könnte, wenn nicht alles mit Autos zugeparkt wäre. Die Leipziger Greenpeace-Gruppe hat sich eine Stellfläche in der KarLi gesichert und erklärt aus ihrer Sicht, warum so ein Park(ing) Day wichtig ist.
Denn letztlich geht es um eine gerechtere Verteilung des städtischen Raums und eine Verkehrswende, hin zu einem solidarischen Verkehr, der auch in großen Städten nicht immer wieder die schwächeren Verkehrsteilnehmer an den Rand drängt.
Mit Rasenteppich, Stühlen, Tischen, Spielen und Musik verwandeln die Umweltschützer von Greenpeace ein etwa 40 Meter langes Teilstück der Karl-Liebknecht Straße am Leipziger Südplatz vorübergehend in ein öffentliches Naherholungsgebiet.
„In vielen Stadtteilen haben parkende Autos mehr Platz als spielende Kinder“, sagt dazu Klaus Weber von Greenpeace Leipzig. „Moderne Städte müssen die Bedürfnisse ihrer Bewohner decken, nicht die ihrer Autos. Das wird nur mit weniger Autos und einem umweltfreundlicheren Verkehr mit noch besseren Radwegen und einem attraktiven ÖPNV gelingen.“
Die Einwohnerzahl vieler deutscher Städte wächst, gerade in Leipzig. Entsprechend steigt auch die Konkurrenz um den begrenzten öffentlichen Raum. Autoverkehr ist, was Gesundheitsfolgen und Flächenverbrauch angeht, die rücksichtsloseste Form der Mobilität. Durchschnittlich 23 Stunden am Tag steht ein Pkw und besetzt damit wertvollen öffentlichen oder privaten Raum. Ein Auto braucht dabei etwa fünf mal zwei Meter an Fläche. Alle 46 Millionen Autos in Deutschland besetzen demnach eine Standfläche von 460 Quadratkilometern – diese ist anderthalbmal so groß wie das Leipziger Stadtgebiet.
Laut der vom Umweltbundesamt in Auftrag gegebenen Studie zum Umweltbewusstsein der Deutschen sind 91 Prozent der Befragten der Ansicht, dass weniger Autos in Städten die Lebensqualität verbessern.
In einem kürzlich veröffentlichten Mobilitätsszenario zeigt Greenpeace, dass eine Verkehrswende, die den Radverkehr und den öffentlichem Nahverkehr konsequent ausbaut, die Anzahl der Privatautos schon bis zum Jahr 2035 im Vergleich zu 2015 halbieren kann. Weil die verbleibenden Pkw kleiner sind und statt mit Verbrennungsmotoren mit Erneuerbaren Energien betrieben werden, verbessert sich die Luftqualität und es gibt mehr Fläche für das öffentliche Leben.
In fortschrittlichen Städten wie etwa Kopenhagen spielt das eigene Auto eine immer kleinere Rolle, während mehr Radverkehr, Car-Sharing und öffentlicher Verkehr die negativen Folgen privater Diesel- oder Benzin-Pkw vermeiden. Länder wie Frankreich, Norwegen oder China planen den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor.
„Die Bundesregierung muss endlich in die Gänge kommen beim Umstieg auf umwelt- und lebensfreundlichere Verkehrsformen“, sagt Klaus Weber.
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Gesetz dem Fall mindestens 50% der privaten Autos würden verschwinden, woher kommt dann die Kompensation der Steuermindereinnahmen?