Armer Hanns Eisler. Da hätte er wohl nur den Kopf geschüttelt und sich gewundert. Es gibt wenige Städte, die den Komponisten (1898–1962) so ehren wie seine Geburtsstadt Leipzig. Aber jemandem genügte das nicht. Er schrieb gleich eine Petition, in der er eine Bürgerbefragung forderte für Hanns Eisler. Konkreter: Der Name des in Leipzig geborenen Komponisten solle in den Namensvorrat für Schulbenennungen in Leipzig aufgenommen werden. Am 19. März kam die Petition dann in den Stadtrat. Und es wurde nicht besser.

Der Petitionsausschuss hatte eine Ablehnung der Petition empfohlen. Aus gutem Grund. Denn was die Petition fordert, ist längst schon geschehen.

Und sie forderte es einmal mehr mit einer sehr seltsamen Formulierung, um es einmal sachte zu sagen: „Mit der Petition wird daher gefordert, dass eine Volksbefragung angesetzt wird zur Frage, ob der Vorschlag, den Namen Hanns Eisler in den Pool der Schulnamen der Stadt Leipzig aufzunehmen, zur Diskussion in die Arbeitsgruppe Schulnamen überwiesen werden soll – ja oder nein.

Denn leider ist nicht mal eine Schule nach Hanns Eisler benannt. Wenn die Stadtverwaltung selbst das ablehnt, sollte das Volk als ‚Souverän‘ darüber abstimmen dürfen, ob dieser Benennungs-Vorschlag wenigstens in den Pool für Schulnamen aufgenommen werden kann.“

Es braucht überhaupt keine Bürgerbefragung

Nur: Im Pool der Schulnamen steht der Name Hanns Eisler schon lange, wie Beate Ehms, Vorsitzende des Petitionsausschusses feststellte. Und es ist auch nicht die erwähnte AG Schulnamen, die in Leipzig darüber bestimmt, welche Schule welchen Namen bekommt.

Anders als Ralf Pannowitsch, der für die BSW-Fraktion eine Rede für den Komponisten hielt, annahm, ist sie kein Extra-Gremium, in das die Fraktionen zusätzlich Stadträte entsenden, sondern eine Arbeitsgruppe des Ausschusses Jugend, Schule und Demokratie, die halt nur in Aktion tritt, wenn eine neue Schulbenennung ansteht.

Aber dazu habe sich der Stadtrat geeinigt, dass es die Schulen selbst sein sollen, die sich einen Namen geben, erklärte dann SPD-Stadtrat Andreas Geisler das bewährte Verfahren. Nicht die AG Schulnamen bestimmt, wie Schulen heißen, sondern die Schulen selbst wählen sich einen Namen, von dem sie annehmen, dass er gut zu ihnen passt. Wenn also eine neue Schule öffnet und Lehrer und Schüler meinen, Hanns Eisler wäre ein toller Name für ihre Schule, wird der Stadtrat bestimmt nicht dagegen stimmen.

Straße, Geburtshaus, Stipendium

Aber auch eine Straße, die nach Eisler benannt ist, vermisste Pannowitsch. Was auch nicht stimmt. In Volkmarsdorf – also nicht allzu weit weg von Hanns Eislers Geburtshaus in der Hofmeisterstraße 14 – gibt es seit 1968 eine Hanns-Eisler-Straße.

Und in den vergangenen Jahren sind etliche Ehrungen für den Komponisten dazugekommen – die Einrichtung der Residenz-Wohnung für das Eisler-Stipendium in der Hofmeisterstraße 14, die Gedenktafel, das Internationale Hanns Eisler Stipendium selbst. Dazu gab es Hanns-Eisler-Festtage, eine Ausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum, Radtouren. Alles zählt der Petent auf und fordert dann trotzdem noch die Bürgerbefragung. Die völlig nutzlos wäre, weil der Name schon im Namensvorrat für die Schulen steht.

So weit hätte auch die BSW-Fraktion informiert sein können. Aber irgendwie hat ihr Vertreter Thomas Kachel die letzten Sitzungen des Petitionsausschusses auch nicht wahrgenommen, wie Beate Ehms anmerkte. Also war die BSW-Fraktion nicht wirklich informiert. Ralf Pannowitsch hielt eine große Rede auf Hanns Eisler und kündigte an, dass sich die Fraktion deshalb bei der Abstimmung enthalten würde. Was sie dann auch tat. Was nichts am Ergebnis änderte. Die Petition wurde – weil das Anliegen schon längst umgesetzt ist – abgelehnt.

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Es gibt 3 Kommentare

Das hieße also, lieber User “Rudi”, daß sich in den Schulen ohne Namen bisher kein eigenes organisches Interesse an einem bestimmten Namen oder einem Namensgeber bzw. einer Namensgeberin herausgebildet hatte?

@Urs
steht doch im Text. Wir eine Schule neu gegründet, kann die Schule nach Diskussion und Abstimmung in der Schule einen Namensvorschlag der AG Schulnamen übermitteln. Schulen können sich auch umbenennen, wenn es innerhalb der Schule dazu auch eine Diskussion mit entsprechendem Votum gibt.
Selbstverständlich könnte man auch wieder eine Schule nach Sas benennen. Die Sasstraße erinnert an ihn. Warum die Sas-Schule umbenannt wurde, weiß ich nicht. Da müsste man mal in alte Protokolle schauen. Existiert die Schule denn noch und war diese durchgehend in Nutzung?

Unter welchen Umständen, lieber Autor, stehen Schulbenennungen eigentlich an?

Nebenbei: Wieso hat man sich eigentlich Alfred Schmidt-Sas’ entledigt? Könnte man den Musiklehrer Schmidt aus Schlegel (Sas) nicht wieder als Namensgeber einer Leipziger Schule hervorholen?

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