In der Ratsversammlung im Februar ist das Leipziger Toilettenkonzept noch gescheitert, weil auf einmal zu viele รnderungsantrรคge zu weiteren, nicht berรผcksichtigten Toilettenstandorten auf den Tisch geflattert waren. Was nur zu verstรคndlich ist: Es gibt noch viele Leipziger Ortsteile, in denen รถffentliche Toiletten komplett fehlen.
Und auch in vielen Parks fehlen sie, weshalb sich die Vorlage aus dem Umweltdezernat vor allem auf die groรen Parks als Standorte fรผr neue Toiletten konzentrierte. Aber wenn es um Toiletten geht, gibt es manchmal auch sehr seltsame Vorgรคnge. So auch am 19. Mรคrz.
Denn eigentlich sollte es diesmal nicht so chaotisch zugehen. Alle Antrรคge, die in der Februar-Ratsversammlung die Entscheidung zum โGesamtstรคdtischen Umsetzungskonzept fรผr รถffentliche Sanitรคranlagen der Stadt Leipzigโ auszuhebeln drohten, sind โ wenn nicht berรผcksichtigt โ ins Verfahren und zur Prรผfung verwiesen worden und damit Grundlage fรผr eine Fortschreibung des Toilettenkonzepts in den kommenden Jahren.
Sofern das Geld reicht. Denn auch das, was die Stadt jetzt zur Abstimmung vorgelegt hat, war schon eine abgespeckte Variante, abhรคngig von den knappen verfรผgbaren Geldern im Haushalt. Das Umweltdezernat betonte extra, dass รถffentliche Toilettenanlagen keine Pflichtaufgabe der Stadt sind, sie sich gegenรผber der Genehmigungsbehรถrde auch nicht darauf berufen kann, dass Toiletten nun einmal so dringend nรถtig sind.
Weshalb im Februar auch darรผber diskutiert worden war, den Auftrag zur Einrichtung und zum Betrieb von Toiletten auszuschreiben und an private Unternehmen zu vergeben. Ob das die Stadt billiger gekommen wรคre, war eine nicht so einfach zu beantwortende Frage.
12 Standorte
Im Doppelhaushalt 2025/2026 stehen jetzt rund 1 Million Euro zur Einrichtung von 20 Toiletten โ mรถglichst nach dem Prinzip โnette Toiletteโ โ zur Verfรผgung.
Die Vorlage listet auf: โFolgende 12 Standorte sollen so im Doppelhaushalt 2025/2026 mit zunรคchst einer รถffentlich zugรคnglichen Sanitรคranlage versorgt werden:
Umfeld Hauptbahnhof
Marktplatz Leipzig
Lene-Voigt-Park
Stadtteilpark Rabet
Clara-Zetkin-Park
Rosenthal (muss natรผrlich Rosental heiรen, d.Red.)
Bismarckturm in Lรผtzschena-Stahmeln
Umsteigehaltestelle Gorkistraรe โ Lรถbauer Straรe
Mariannenpark
Naturbad Nordost
Umfeld Mockauer Post
Karl-Heine-Platzโ

รnderungsantrรคge hatte es fรผnf gegeben. Doch einige โ wie die aus den Stadtbezirksbeirรคten Nordwest und Altwest โ hatten sich schon am 12. Mรคrz mit dem Haushaltsbeschluss erledigt: Fรผr die Wรผnsche aus diesen Stadtbezirken, hier zusรคtzliche Toilettenstandorte einzurichten, gibt es schlichtweg kein Geld. Wobei es gerade dem Nordosten gelang, einige seiner Wรผnsche in der nun geรคnderten Prioritรคtenliste unterzubringen.
รhnlich gelagert war eigentlich auch der รnderungsantrag aus dem Ortschaftsrat Rรผckmarsdorf. โIn Rรผckmarsdorf ist kein einziger Toilettenstandort vorgesehenโ, betonte Ortsvorsteher Roger Stolze in seiner kurzen Rede zum Antrag des Ortschaftsrates Rรผckmarsdorf.
Aber er wollte auch nicht riskieren, dass der Wunsch aus Rรผckmarsdorf einfach eine Abstimmungsniederlage erleidet, sondern bat darum, aus dem Antrag einen Prรผfauftrag zu machen, sodass die Stadt fรผr kรผnftige finanzielle Spielrรคume auch eine Toilettenanlage in Rรผckmarsdorf planen kann.
Ein Schelm im CDU-Bรผro
Und dann kam, ein ganz obskurer CDU-Antrag zum Aufruf, der gleich mal die komplette Aufhebung der Prioritรคtenliste forderte, eine komplett neue Prioritรคtenliste und eine Ausschreibung fรผr 20 Toilettenanlagen ab 2026 an private Betreiber. Also โ mit den Worten von OBM Burkhard Jung โ ein โZurรผcksetzen komplett auf Nullโ.
Ein Antrag, der unรผberhรถrbar im gesamten Stadtrat fรผr Aufregung sorgte โ auch in der CDU-Fraktion, wo ganz offensichtlich die meisten Fraktionsmitglieder auch nicht wussten, wie dieser Antrag ins Verfahren geraten konnte und sogar erst kurz vorher am selben Tag ins Ratsinformationssystem eingestellt worden war.
Ganz offensichtlich gibt es da in der Fraktionsgeschรคftsstelle der CDU einen Schelm, der auch bei Toiletten seine Spรครe treibt und Vorlagen einstellt, bei denen dann keiner so recht weiร, ob man da nun zustimmen sollte oder dagegenstimmen oder sich einfach nur an den Kopf fassen. Jedenfalls ging der Stimmungspegel im Stadtrat gewaltig nach oben, lieร Oberbรผrgermeister Burkhard Jung die Abstimmung vorsichtshalber wiederholen.
Und zumindest hatte CDU-Stadtrรคtin Sabine Heymann den Mumm, ans Mikro zu treten und sich selbst darรผber wundern, wie dieser Antrag ins Verfahren gelangen konnte. Sie zog ihn deshalb im Namen der Fraktion zurรผck.
Womit dann tatsรคchlich endlich der Weg frei war, das schon vor Jahren vom Stadtrat bestellte Toilettenkonzept der Stadt zu beschlieรen. Mit den priorisierten Standorten. Ohne zusรคtzliche Extrawรผrstchen. Und mit einem Ergebnis, das eindeutiger nicht sein konnte: Mit 64-Ja-Stimmen wurde das Konzept einstimmig angenommen, sodass jetzt an die Planung der priorisierten Standorte gegangen werden kann.
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