Der Wahlkampf zur Bundestagswahl 2025 ist in vollem Gange, überall hängen schon die Wahlplakate, auch die des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und wir haben bereits einige Interviews mit Direktkandidatinnen und Direktkandidaten der demokratischen Parteien in Leipzig geführt. Bei der Sitzung des Kreiswahlausschusses am 24. Januar sprachen wir die Regionalkoordinatorin des BSW in Leipzig, Frau Dr. Helga Lemme, die dort als Vertrauensfrau des BSW anwesend war, an. Letztendlich war ja erst an diesem Tag die Aufstellung der beiden Direktkandidaten richtig offiziell bekannt geworden.

Es entspann sich in Folge ein kurzer E-Mail-Verkehr mit einem der Kandidaten, dieser forderte eine vollständige Autorisierung des Artikels vor dem Erscheinen. Die von uns geführten und veröffentlichten Interviews mit den Direktkandidatinnen und Direktkandidaten in Leipzig wurden von diesen nicht vor Erscheinen autorisiert, sie wurden per Text und Video veröffentlicht.

Wir schrieben also entsprechend zurück und es kam innerhalb einer Woche keine Antwort. Das kann nur bedeuten, es wird bei uns keine Interviews mit den Direktkandidaten des BSW geben.

Es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass bisherige Interviews mit Politikern des BSW von diesen autorisiert, im Klartext um kritische Aussagen gekürzt wurden.

Ein kurzer Exkurs zum BSW im Wahlkampf

Eine Nachricht „erschüttert“ die Bundesrepublik: Sahra Wagenknecht hat ihre politische Zukunft vom Ergebnis ihres BSW abhängig gemacht. Was soll man dazu sagen? Hatte sie sich nicht noch letztens, auch wenn es im letzten Jahr war, zur Kanzlerkandidatin erklären lassen? Ja, das war aber nur, um an Talkshows teilzunehmen, an den sogenannten Kanzler-Duellen. Die Politik-Influenzerin weiß, wie man Aufmerksamkeit generiert.

Wenn also jetzt der Spiegel meldet, dass sie ihre politische Zukunft vom Wahlergebnis abhängig macht, dann sollte das niemanden verwundern. Schließlich hat sie schon ihr Bündnis „Aufstehen“ verlassen, als sich der erste Hype gelegt hatte.

Fast schon witzig ist, dass Sahra Wagenknecht sich zu den Austritten von Parteimitgliedern in Bayern nach der Migrationsdebatte so äußert: „In allen Parteien gibt es Ein- und Austritte. Dass es sechs Parteimitglieder mit ihrem Austritt in die bundesweite Berichterstattung schaffen, gibt es allerdings nur beim BSW.“

Ja, die gibt es, und viele Meldungen, wie über Austritte aus der CDU, gibt es auch in der bundesweiten Berichterstattung. Allerdings hat das BSW nur handverlesene Mitglieder, das ist schon ein Unterschied.

Wahlkampfplakate, Spitzen- und Direktkandidaten

Bisher gibt es Plakate mit dem Konterfei der „Kanzlerkandidatin“ und Slogans, die immer mit „Unser Land“ beginnen. Der lustigste ist „Unser Land verdient mehr Rente!“ Dem wohlmeinenden Betrachter erscheint es so, als ob die knapp über 75-jährige Bundesrepublik an Altersarmut leidet. Sie hätte sich mehr Rente verdient.

Der zweite Teil der Botschaft ist: „Aber die alten Parteien …“ Das klingt wie das AfD-Framing von den Altparteien, ist aber gewiss ein anderer Kontext. Allerdings muss, ohne Wertung, gesagt werden, dass Sahra Wagenknecht von 1989 bis zur Gründung ihrer eigenen Partei, einer Partei mit fast 80-jähriger Geschichte, lange Zeit als Funktionärin angehörte. Das BSW scheint eine „neue Partei“ mit ziemlich altparteilichem Personal zu sein. Das aber nur als Einfügung, kommen wir auf „Unser Land“ zurück.

Warum nicht „Unser Volk“, „Unsere Nation“ oder „Die Menschen in unserem Land“? Das letztere ist wahrscheinlich zu lang, die beiden ersten zu nationalistisch und „Unsere Heimat“ ist halt kompliziert. Zum Ersten wird der Heimat-Begriff bereits von stramm rechts belegt und zum Zweiten gab es ja in den letzten Jahren die Diskussionen um das DDR-Kinderlied „Unsre Heimat“.

Die dritte Aufschrift lautet „Zweitstimme BSW“. Klar, auf den Plakaten ist ja Sahra Wagenknecht abgebildet. Allerdings hat das BSW, zumindest in Leipzig, auch Direktkandidaten und einen sächsischen Spitzenkandidaten. Letzterer ist nicht unumstritten, es gibt mehrere offene Fragen zu seinen Aktivitäten.

Die Frage ist: Sehen wir noch Konterfeis der Spitzen- und Direktkandidaten?

Was sagen die Prognosen?

Die Wahlumfragen, die momentan das BSW bei meist unter 5 % sehen, sprechen eine deutliche Sprache. Die Bundestagswahl wird wohl keine „Stock-Wahl“. Zur Erklärung des Begriffs: Bei den Landtagswahlen im Osten im letzten Jahr und auch der Stadtratswahl in Leipzig, sagen böse Zungen, hätte man einen Stock mit der Aufschrift „BSW“ zur Wahl stellen können und dieser wäre gewählt worden.

So einfach wird es zur Bundestagswahl wohl nicht. Die Wählerinnen und Wähler hatten Zeit, über das BSW nachzudenken und sich zu informieren, obwohl das BSW mit Informationen sehr zögerlich umgeht.

Fazit: Sahra Wagenknecht hat ihre politische Zukunft vom Ergebnis ihres BSW bei der Bundestagswahl abhängig gemacht. Warten wir den 23. Februar ab.

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