Die Generationen der heutigen Leipziger Stadtgesellschaft zusammenbringen und die Erfahrungen aus dem Herbst 1989 zur Lösung aktueller Probleme nutzen – das sind zwei der Ergebnisse des Berichts „Zur Evaluierung der Institutionen und Maßnahmen zur Erinnerung an die Friedliche Revolution“. Oberbürgermeister Burkhard Jung hat diesen am Dienstag, dem 29. Oktober, entgegengenommen. Basierend darauf soll nun ein langfristiges Konzept zur künftigen Auseinandersetzung mit der Friedlichen Revolution erarbeitet werden.

Bei der Übergabe dabei waren Prof. Detlev Brunner von der Forschungsstelle Transformationsgeschichte am Historischen Seminar der Universität Leipzig, Dr. Judith Kretzschmar und Prof. Rüdiger Steinmetz vom Leipziger Institut für Heimat- und Transformationsforschung (LIHT), sowie dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Mike Meißner.

„Die Leipziger Stadtgesellschaft ist in den letzten Jahren immer heterogener geworden. Die Erweiterung um neue Perspektiven und die Zusammenarbeit verschiedener Generationen sind daher zentrale Bausteine für eine nachhaltige Erinnerungskultur. Die zentrale Herausforderung für die Auseinandersetzung mit den Ereignissen vom Herbst 1989 besteht darin, die Erfahrungen von damals für die Lösung aktueller Probleme zu nutzen. Hier kann Leipzig als Ort der deutschen Demokratiegeschichte eine Vorbildfunktion einnehmen“, sagt Prof. Brunner von der Forschungsstelle Transformationsgeschichte.

Was wurde da untersucht?

Die Evaluierung des Gedenkens an die Friedliche Revolution basiert auf einem Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2021. Darin heißt es: „Inhalt und Struktur der Veranstaltungen und der Formen und Orte des Bewahrens der Werte der Friedlichen Revolution werden mit wissenschaftlicher Begleitung betrachtet und evaluiert“.

Grundlage für die Zusammenarbeit ist der Kooperationsvertrag zwischen Stadt und Universität Leipzig.
Das Forschungsprojekt begann am 1. Dezember 2023. Darin wurde unter anderem der Fragestellung nachgegangen, wie in Leipzig im Zeitraum 2014 bis 2023 mit der Erinnerung an die Friedliche Revolution umgegangen worden ist und welche Perspektiven und Empfehlungen sich daraus ableiten.

Zudem standen die wissenschaftliche Betrachtung der Angebote und die Aktivitäten verschiedener Leipziger Institutionen und deren Rezeption im Mittelpunkt der Untersuchung. Das Forschungsteam bestand aus: Prof. Dr. Detlev Brunner, Dr. Judith Kretzschmar, Prof. Dr. Dirk van Laak, Mike Meißner, Prof. Dr. Rüdiger Steinmetz und Lisa Weck.

Friedliche Revolution, Freiheit und Demokratie

„Nach unseren Untersuchungsergebnissen sollte die Erinnerungskultur als gleichschenkliges Dreieck aus Friedlicher Revolution, Freiheit und Demokratie angesehen und gestaltet werden. Darin verschmelzen die Erinnerung an den von Bürgerinnen und Bürgern herbeigeführten historischen Umbruch, der zeitlich unbegrenzte Freiheitswille und die gegenwärtige und künftige Gestaltung und Verteidigung unserer Demokratie“, ergänzt Prof. Steinmetz.

„Das Gedenken an den Herbst 1989 ist nicht nur im 35. Jahr nach der Friedlichen Revolution ein zentrales Thema der städtischen Erinnerungskultur. Die Studie der Universität Leipzig gibt uns wichtige Hinweise, die vielfältigen Gedenk- und Erinnerungsangebote besser miteinander zu vernetzen und somit nachhaltige Synergien zu schaffen.

Dabei ist Erinnerung und Gegenwartsbezug gleichermaßen notwendig, um die zukünftige Generation zu erreichen. Das Lichtfest ist dabei eine zentrale Größe, an dem unbedingt festgehalten wird, wie auch der 9. Oktober dieses Jahr berührend gezeigt hat“, sagt Oberbürgermeister Burkhard Jung.

Der Bericht wird nun durch die Universität und die Institute auch dem Kuratorium „Friedliche Revolution Herbst 89“, in dem auch die Stadtratsfraktionen vertreten sind, vorgestellt. Im Anschluss soll durch die Initiativgruppe „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“ ein langfristiges Konzept für die lebendige Auseinandersetzung mit der Friedlichen Revolution ’89 unter Berücksichtigung der fachlichen Expertise des Stadtgeschichtlichen Museums und ggf. weiterer externer Partner erarbeitet und dem Rat der Stadt zur Beschlussfassung vorgelegt werden.

Den Bericht findet man unter www.leipzig.de/herbst89.

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