Das klang regelrecht euphorisch, als die Stadt Leipzig für Mittwoch, den 7. August, einlud zu einem Termin „Weiterentwicklung des Areals Sportform Leipzig“. Geht’s um die neue Handballhalle? Die Erweiterung der Arena? Neue Trainingsanlagen? Irgendwie schon: „Das städtebaulich kompakte Areal Sportforum Leipzig ist ein internationales Alleinstellungsmerkmal für die Stadt als Veranstaltungsort und gleichzeitig Trainingsstätte für den Hochleistungssport. Gemeinsam wollen Stadt und Freistaat dieses Potenzial langfristig modernisieren und international konkurrenzfähig halten. Für mehrere große Vorhaben werden am Mittwoch mit der Unterzeichnung eines Letter of Intent durch Ministerpräsident Michael Kretschmer und Oberbürgermeister Burkhard Jung die Weichen gestellt.“

„Die Weichen sind gestellt“ – das heißt eigentlich: Das Geld steht zur Verfügung. Die Planungen können beginnen, der Baubeginn ist klar. Aber nichts davon. Und wenn am Ende der Eindruck blieb, dass das nichts anderes war als ein Wahlkampf-Termin für drei CDU-Wahlkämpfer, dann dürfte das nicht trügen.

Denn nichts ist wirklich klar. Tatsächlich wurde nur eine Absichtserklärung unterschrieben, dass die aktuelle Staatsregierung Leipzig dabei unterstützen will, die nötigen Fördergelder vom Bund einzuwerben. Letter of Intent nennt sich das auf Neudeutsch.

Oder mit den Worten der Stadt: „Mit der Unterzeichnung eines Letter of Intent haben Ministerpräsident Michael Kretschmer und Oberbürgermeister Burkhard Jung heute (7. August) die Weichen für mehrere Vorhaben auf dem Areal Sportforum sowie im Umfeld gestellt. Das Areal soll als Veranstaltungsort und gleichzeitig Trainingsstätte für den Hochleistungssport langfristig modern und international konkurrenzfähig ausgebaut werden. Aufgrund der Leuchtturmfunktion des Sportforums werden beide Partner gemeinsam beim Bund um eine finanzielle Unterstützung werben.“

Planungsbeschluss frühestens 2026

Das Sportforum Leipzig ist ganz sicher ein Alleinstellungsmerkmal für Leipzig. Aber um künftig attraktive sportliche Großereignisse nach Leipzig zu holen, muss erheblich investiert werden.

Mit den Worten der Stadt: „Um auf internationalem Parkett weiter bestehen zu können, sollen die QUARTERBACK Immobilien ARENA erweitert und ein Parkhaus sowie auf der Nordanlage des Sportforums ein Multifunktionsgebäude neu gebaut werden. Der große Fundus, über den Leipzig in Bezug auf die deutsche Sporthistorie verfügt, soll in einem Sportmuseum am Standort des ehemaligen Schwimmstadions Besucher aus nah und fern begeistern. Darüber hinaus ist auch der Bau einer neuen Sporthalle im Umfeld geplant.“

Alles Investitionen, für die Leipzig kein Geld hat. Und auch vom Freistaat keines bekommt, weil die investive Sportförderung schon seit Jahren zusammengestrichen wurde und Leipzig aus dem kleinen Töpfchen selten genug einmal ein paar Brosamen für neue Sportstätten abbekommt.

Und dann diese salbungsvollen Worte von Ministerpräsident Michael Kretschmer: „Sachsen ist Sportland und Leipzig mittendrin. Mit dem Umbau und der Erweiterung des traditionsreichen Areals Sportforum Leipzig verbessern wir die bestehende Infrastruktur und investieren gezielt in die Zukunft der Sportstadt Leipzig.

Dies ist eine gute Nachricht für den Breitensport, die Leipziger Profisportvereine und die zahlreichen sportbegeisterten Menschen in der Stadt und weit darüber hinaus. Wir schaffen damit gemeinsam die Voraussetzungen, dass Leipzig auch zukünftig Gastgeber internationaler Sportveranstaltungen sein wird und bei einer Olympiabewerbung Deutschlands eine starke Rolle spielt.“

Nur gab es am Mittwoch überhaupt keine Investitionszusage vom Freistaat. Auch nicht von Armin Schuster (CDU), der als Innenminister auch für das Thema Sport zuständig ist. „Als Austragungsort der UEFA EURO 2024 und Sitz des IBC haben wir gerade wieder unter Beweis gestellt, wie professionell und erfolgreich wir derartige Veranstaltungen umsetzen. Aber damit das in Zukunft so bleibt, braucht es die entsprechenden baulichen Weiterentwicklungen“, meinte Oberbürgermeister Burkhard Jung.

Im ersten Halbjahr 2025 soll eine Machbarkeitsstudie zum Areal Sportforum vorliegen, die auch die besonderen Anforderungen für Leipzig im Hinblick auf eine mögliche deutsche Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele in den Blick nimmt. Auf deren Grundlage beginnt dann die Wettbewerbs- und Abstimmungsphase, die voraussichtlich 2026 in einen Grundsatz- und Planungsbeschluss mündet. Erst dann weiß man, was hier investiert werden muss.

Noch ein Traum von Olympia

Ob darüber dann noch ein Ministerpräsident Michael Kretschmer und sein Sportminister Armin Schuster befinden, steht in den Sternen. Denn am 1. September sind erst einmal Landtagswahlen. Und danach gibt es ganz bestimmt erst einmal eine lange Findungsphase für die nächste Regierung. Und es braucht nur einen Koalitionspartner, dem der Sport in Leipzig piepegal ist und eine sächsische Förderung fürs Sportforum ist hinfällig.

Christian Dahms, Hauptgeschäftsführer des Landessportbunds Sachsen, träumte freilich auch schon von Olympia (das wäre dann der dritte Leipziger Olympia-Traum): „Die sportstättenbaulichen Entwicklungen, die der Freistaat Sachsen und die Stadt Leipzig hier planen, können ganz sicher einen wichtigen Teil zu einer gesamtdeutschen Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele beitragen. Leipzig erhöht damit die Attraktivität als sächsischer Standort für sportliche Talente und Trainerinnen und Trainer aus dem gesamten Bundesgebiet.“

Rechts im Bild sieht man dann noch den CDU-Landtagsabgeordneten Wolf-Dietrich Rost, der am selben Tag noch seinen gemeinsamen Wahlkampfauftritt mit Michael Kretschmer in Gohlis hatte.

Ergebnis: Eine Absichtserklärung, die erst einmal nur verspricht, dass Michael Kretschmer (wenn er dann noch im Amt ist) Leipzig hilft, beim Bund Fördergelder zu bekommen. Burkhard Jung wird das Ganze als OBM nicht mehr erleben. Das vererbt er seiner Nachfolgerin oder seinem Nachfolger. Es bleibt also ein weiteres schönes Foto für die Wahlkampftour von Michael Kretschmer.

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