Wer bei der Stadtratswahl mehr Stimmen bekommt als andere, ist nicht automatisch im Vorteil. Das Wahlsystem kann auch Bewerber*innen mit weniger Stimmen in den Stadtrat bringen. Doch zumindest die erfolgreichsten Bewerber*innen haben ihren Platz sicher. Hier ist ein Überblick über die Personen mit den meisten Stimmen. Warum die AfD und das BSW nicht berücksichtigt wurden, erklären wir am Ende des Textes.
Juliane Nagel, Linke, 18.931 Stimmen
Zum dritten Mal in Folge hat Juliane Nagel – mit Abstand – die meisten Stimmen bei einer Stadtratswahl geholt. Die 45-Jährige steht zwar immer mal wieder öffentlich in der Kritik, verfügt aber über eine große und offenbar treue Zahl an Unterstützer*innen. Im September möchte sie im Leipziger Süden ihr Direktmandat für den sächsischen Landtag verteidigen.
Katharina Krefft, Grüne, 11.131 Stimmen
Schon seit 20 Jahren sitzt Katharina Krefft – genau wie Nagel im Jahr 1978 geboren – im Leipziger Stadtrat. Bekanntheit erlangte sie vor einigen Jahren zusätzlich, als sie für die Grünen für das Oberbürgermeisterinnenamt kandidierte. Aktuell ist sie schul-, sozial- und demokratiepolitische Sprecherin der Fraktion, der sie gemeinsam mit dem ebenfalls wiedergewählten Tobias Peter vorsitzt.
Jens Lehmann, CDU, 10.874 Stimmen
Ebenfalls seit 2004 gehört Jens Lehmann dem Stadtrat an. Der 56-jährige Ex-Radsportler sitzt zudem seit 2017 im Bundestag. Dort ist er Mitglied im Sport- und im Verteidigungsausschuss. Laut seiner Homepage gehören neben dem Sport auch Kitas und Schulen zu seinen Themen in der Kommunalpolitik.
Andreas Schultz, CDU, 10.187 Stimmen
Die vierte Person, die mehr als 10.000 Stimmen holen konnte, ist Andreas Schultz, ebenfalls Bewerber aus den Reihen der CDU. Der Bäckermeister aus Möckern war in der laufenden Wahlperiode nicht von Beginn an im Stadtrat. Er rückte Anfang 2020 für Thomas Hoffmann nach – und hinterließ seitdem offenbar Eindruck bei den Wähler*innen.
Sören Pellmann, Linke, 8.788 Stimmen
Abgerundet wird die Top5 von Sören Pellmann, der mittlerweile nicht mehr nur in Leipzig, sondern bundesweit bekannt ist. 2021 war er mit seinem Direktmandat im Süden maßgeblich daran beteiligt, dass die Linke wieder in den Bundestag einziehen konnte, 2022 kandidierte er (erfolglos) für den Vorsitz der Linkspartei und seit Februar führt er die linke Gruppe im Bundestag an.
Plätze 6 bis 10, AfD und BSW
Auf den weiteren Plätzen folgen Franziska Riekewald (Linke) mit 7.736 Stimmen, Kristina Weyh (Grüne) mit 7.508 Stimmen sowie die CDU-Bewerber*innen Sabine Heymann mit 7.366 Stimmen, Jessica Steiner mit 7.340 Stimmen und Stefan Artmann mit 7.287 Stimmen. Letzterer ist die einzige Person in den Top10, die neu in den Stadtrat gewählt wurde.
Personen vom BSW wurden in der Rangliste nicht berücksichtigt, obwohl diese jeweils zwischen 8.500 und 10.400 Stimmen bekommen haben. Im Gegensatz zu den großen Parteien mit jeweils bis zu elf Bewerber*innen pro Wahlkreis trat das BSW pro Wahlkreis nur mit einem Bewerber an. Wer das BSW wählen wollte, hatte also keine Wahl zwischen verschiedenen Bewerber*innen.
Auch die rechtsradikale AfD taucht in der Top10 nicht auf. Wer mit rassistischer Hetze und ähnlichen Formen von Menschenfeindlichkeit um Stimmen wirbt, sollte nicht mit Aufmerksamkeit in solch einer Form belohnt werden. Es sei aber zumindest erwähnt, dass Udo Bütow, Marius Beyer und Tobias Keller in der Spitzengruppe, aber nicht in den Top3, gelandet wären.
Die wenigsten Stimmen aller 70 gewählten Stadträt*innen holte übrigens Jürgen Günter Butz. Dem Bewerber der rechtsradikalen „Freien Sachsen“ reichten 908 Stimmen.
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Also auch hier wertebasierte Berichterstattung.