Die Idee war so bezaubernd: Warum nicht die regionalen Landwirtschaftsbetriebe einfach dadurch stärken, dass man ihnen einen Stand auf dem Leipziger Markt gibt, den sie je nach regionaler Produktion und Saison bespielen können? Das wäre dann eine Variante zum Hofladen in der Leipziger City, den der Stadtrat auch schon diskutiert hat, um die regionale Landwirtschaft zu stärken und die regionalen Produkte zu den Leipzigern zu bringen, solange es keine Markthalle gibt.

Die Idee mit den Marktständen hatte die SPD-Fraktion und ihr Stadtrat Andreas Geisler warb dafür am 22. Mai in der Ratsversammlung.

„Um den Direktverkauf von kleinen regionalen (Bio)-Landwirten in der Leipziger Innenstadt zu fördern, soll bis zum dritten Quartal 2024 geprüft werden, wie die Bereitstellung kommunaler Marktstände umgesetzt werden kann“, hieß es im Antrag der SPD-Fraktion.

„Um auch die kleinen, regionalen Agrarbetriebe für dieses Vorhaben zu begeistern, sollen sie unmittelbar nach einem positiven Prüfergebnis gezielt über diese Option informiert werden. Sollten mehr Bewerbungen eingehen als Standplätze zur Verfügung stehen, könnte unter anderem das Los entscheiden. Ein regelmäßiger Wechsel der unterstützten (Bio)-Landwirte, beispielsweise jährlich oder in einem anderen festgelegten Turnus, bietet die Möglichkeit, verschiedene Konzepte zu präsentieren und Produkte aus nachhaltiger Landwirtschaft unkompliziert in der Stadt anzubieten. Gleichzeitig kann dies dazu beitragen, regionale Produzenten und Gastronomen aus der Innenstadt zusammenzubringen.“

Eine Idee, die aufkam, als der Stadtrat im Herbst 2023 über das Vergabekonzept für landwirtschaftliche Flächen diskutierte. Denn wenn man vor allem die regionale Erzeugung stärken möchte, dann braucht es auch ein Angebot, wo die Leipziger die regionalen Produkte auch kaufen können.

Der Hofladen kam zuerst

Doch dieselbe Idee steckte eben auch hinter dem Vorschlag, einen Hofladen in der Innenstadt zu schaffen, in dem die Landwirte ganzjährig ihre Produkte anbieten können. Und dieser Vorschlag wurde schon in der April-Ratsversammlung mehrheitlich angenommen.

Und auch das Marktamt fand die schöne SPD-Idee nicht umsetzbar – das hatte es sogar sehr schlüssig begründet. Ein wesentliches Problem, das das Marktamt in seiner Stellungnahme benannte: „Die größte Herausforderung ist für die Händlerinnen und Händler hierbei die Standbetreuung und Personalstellung. Zurzeit nehmen min. drei langjährige Stammhändler nach eigener Aussage nicht mehr oder nur sehr unregelmäßig teil, weil sie kein Personal finden bzw. dieses nicht kostendeckend bereitstellen können.

Die auf dem Wochenmarkt zu verkaufenden Produkte und Mengen sind oft saisonal stark schwankend. Deshalb sind eine Vielzahl an sog. Tageshändlern nur selektiv im Frühjahr/Herbst auf dem Wochenmarkt.“

Wobei das nur ein aktueller Zustandsbericht ist. Das kann sich ja ändern, wenn mehr Landwirtschaftsbetriebe direkt für den Leipziger Markt produzieren.

Aber dafür gebe es dann eben ein Konkurrenzangebot, wie das Marktamt betonte: den schon beschlossenen Hofladen.

Eine Argumentation, der dann die Stadtratsmehrheit auch folgte. 13 Stadträt/-innen enthielten sich in der Abstimmung. Und die anderen stimmten mit 20:22 Stimmen knapp gegen den SPD-Antrag, sodass diese Idee erst einmal nicht umgesetzt wird.

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