Der neue Stadtrat ist gewählt, es fehlt zwar noch das amtliche Endergebnis, aber es wird sich nichts Entscheidendes ändern. Vorab: Auch wenn Michael Weickert stolz darauf ist, dass seine CDU die stärkste Fraktion stellt, es bleibt bei 13 Sitzen wie schon 2019. Wenn sich rechts davon, mit AfD (12) und Freie Sachsen (1) eine Fraktion bildet, dann ist diese gleich stark. Das aber nur nebenbei.
Wie gut kannten die Leipziger Wähler ihre Kandidaten? Die Frage stellt sich, bedenkt man, dass in erster Linie Kandidaten und nicht Parteien gewählt wurden. Andreas Geisler (SPD) äußerte das mit einem Stoßseufzer: „Aber ehrlich, die fleißigen Stadträte wurden abgestraft und die, welche aktuell wenig tun, wurden gewählt. Ich habe große Sorgen um meine Stadt und meinen Stadtteil.“
Ja, das ist vielleicht eine Einzelmeinung, aber schauen wir mal in die Parteien und auf einige nicht wiedergewählte Mitglieder des Stadtrates.
Die Linke
Der Abgang von Steffen Wehmann ist ein herber Verlust, nicht nur für die Linke. Der in allen Fraktionen und in der Verwaltung geachtete und anerkannte Finanzpolitiker wird fehlen. Man könnte vielleicht sogar sagen, dass die Linke ihre finanzpolitische Kompetenz verliert, so bestätigt das Sven Morlok (FDP).
Bei aller Kritik an ihm, von einigen Seiten, ist auch die nicht erfolgte Wiederwahl von Michael Neuhaus ein Verlust. Trotz kritisierter T-Shirts und flapsigen Sprüchen war seine umweltpolitische Kompetenz bei vielen Mitgliedern des Stadtrates unbestritten.
Im Bereich Jugend darf hier auch William Rambow genannt werden. Nicht nur durch seine altersbedingte Expertise war seine Arbeit auf dem Gebiet der Jugendhilfe wertvoll.
Bündnis 90/Die Grünen
Im Bereich Jugendhilfe wird Michael Schmidt, der langjährige Leiter des Jugendhilfeausschusses, mit seiner Expertise und Vernetzung mit den Akteuren und der Verwaltung fehlen. Mit dem, ebenfalls nicht erneut gewählten, Martin Meißner ist auch der zweite Grüne im Jugendhilfeausschuss nicht mehr da.
SPD
Mit Christian Schulze verliert die SPD nicht nur ein Urgestein des Stadtrates, sondern ebenfalls ihren Finanzpolitiker.
Fazit: Die obige Aufzählung kompetenter und fleißiger Stadträte ist nicht vollständig, aber sie zeigt schon einige Probleme im neuen Stadtrat, die über Fraktionsbildungen und Mehrheiten hinausgehen. Neue Stadträtinnen und Stadträte müssen sich einarbeiten, lernen und fraglich ist, ob sie das Level der nicht Wiedergewählten erreichen.
Man kann Leipzig nur die Daumen drücken, dass die Übergangsphase nicht zu lange dauert.
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Ja, lieber Autor, Steffen Wehmann wird schmerzlich fehlen, das war auch mein erster Gedanke, als ich die gesamte vorläufige Ergebnisliste sah. Hoffen wir fest, daß sich andere helle Köpfe hinsichtlich Finanzpolitik in dessen nun ehemaliger Fraktion herausbilden.
Was die Klage von Andreas Geißler anbetrifft, daß sozusagen Undank der Welten Lohn sei: mir fallen auch verdienstvolle Super-Fleißige ein, die es wieder in den Stadtrat geschafft haben, etwa Volker Külow.