Ein Skandal in dem Sinn war es nicht. Da hat wohl CDU-Stadtrat Michael Weickert recht. Aber er stellte auch eine nicht ganz unwichtige Frage: Muss eigentlich ein Vorfall mit einer eindeutig rassistisch konnotierten Werbebotschaft auf der Leipziger Messe auch noch mal als Antrag in der Ratsversammlung thematisiert werden? Oder hat nicht schon die Beschwerde von Linke-Stadtrat Oliver Gebhardt bei der Messeverwaltung gereicht, als er über die beworbenen „Eismohren“ stolperte?
Die hatte die Verwendung dieser Werbung gleich nach Gebhardts Beschwerde unterbunden. Die Ausstellerin war einsichtig und hatte die rassistische Botschaft nicht erkannt.
Ein alter rassistischer Begriff
Aber wenn jemand unbedingt beweisen wollte, dass es auch in der Ratsversammlung immer wieder wichtig ist, das Thema des sprachlichen Rassismus auf die Tagesordnung zu bringen, dann zeigte das ausgerechnet Ute-Elisabeth Gabelmann (Piraten), die tatsächlich meinte, Oliver Gebhardt hätte bei dem Begriff Mohr ja auch an das einst in den Schulen der DDR gelesenes Buch von Vilmos und Ilse Korn „Mohr und die Raben von London“ denken können.
War ihm das als Assoziation nicht eingefallen?
Muss es ja nicht. Schon gar nicht bei einem Eis, das unter einem alten rassistischen Begriff verkauft wird. Dass Karl Marx in seiner Familie den Spitznamen „Mohr“ hatte, erzählt eher davon, wie gedankenlos auch zu seiner Zeit mit rassistisch konnotierten Worten umgegangen wurde und wie wenig es den Zeitgenossen überhaupt auffiel. Das änderte sich wirklich erst im 20. Jahrhundert.
Und so war Gabelmanns Einwurf eigentlich nur ein schräger Versuch der Verharmlosung.
Mehrheit für Verwaltungsstandpunkt
Gebhardt beharrte dann auch nicht auf seinem Antrag, der Stadtrat möge die rassistische Werbung auf der Messe noch einmal extra verurteilen. Dazu gibt es ja keinen Grund, denn auch die Messeleitung reagiert sensibel, wenn solche Dinge vorkommen.
Der OBM war sowieso gleich tätig geworden, wie der Verwaltungsstandpunkt erläutert: „Der Oberbürgermeister hat als ein Gesellschaftervertreter der Leipziger Messe GmbH die Geschäftsführung umgehend um eine Stellungnahme gebeten. Die Verkörperung von Weltoffenheit, Toleranz und Dialog sowie die entschiedene Ablehnung jeder Form von Rassismus durch die Leipziger Messe wird bekräftigt und entspricht der gegebenen Erwartungshaltung der Gesellschafter.
So wird die Leipziger Messe weiterhin jede Anstrengung unternehmen, jegliche Art von rassistischer Werbung auf ihren Messen durch Aussteller zu unterbinden.
Das klare Leitbild der Leipziger Messe mit einer weltoffenen und antirassistischen Haltung wird auch in der bestehenden Hausordnung umgesetzt. Zu deren Einhaltung alle externen Aussteller, die an den Messen, Kongressen und Events der Leipziger Messe teilnehmen, vertraglich verpflichtet werden.“
Den Verwaltungsstandpunkt stellte Gebhardt auch zur Abstimmung. Und das Abstimmungsergebnis zeigte dann, wie der aktuelle Stadtrat tickt. Denn die Mehrheit stimmte der Stellungnahme der Verwaltungsspitze zu. Nur elf Stadträte enthielten sich, weil Anti-Rassismus nicht wirklich ihr Thema ist. Und eine Stadträtin stimmte dagegen.
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