Ob am Ende alle Kleingartenanlagen an das Wertstoffsystem der Leipziger Stadtreinigung angeschlossen werden, ist natürlich völlig offen. Eigentlich stand ja vor allem der Ärger über die wilden Ablagerungen rund um einige Kleingartenanlagen im Leipziger Nordwesten am Anfang des Antrages, mit dem der Ortschaftsrat Lindenthal das Thema im Stadtrat ins Rollen brachte. Der dann natürlich für erheblichen Wirbel bei den Kleingärtnern gesorgt hat.

Denn es gibt Schwarze Schafe, denen egal ist, was ihr Müll in der wilden Landschaft eigentlich anrichtet. Und es gibt auch die vorbildlichen Vereine, die längst ein Sammel- und Kompostierungssystem entwickelt haben. Logisch, dass sich der Kleingartenbeirat vehement zu Wort meldete, um erheblichen Diskussionsbedarf bei dem Thema geltend zu machen. Und auch einen eigenen Antrag schrieb, um den aus Lindenthal zu entschärfen.

Aber SPD-Stadtrat Andreas Geisler, der in Lindenthal auch stellvertretender Ortsvorsteher ist, nahm das Angebot nur zu gern an, setzte sich anderthalb Stunden in den Kleingartenbeirat und ließ sich die durchaus komplexe Gemengelage erklären.

Die eben auch damit zu tu hat, dass viele Kleingartenanlagen von den Fahrzeugen der Stadtreinigung gar nicht angefahren werden können, sodass eine Aufnahme ins Entsorgungssystem der Stadt hier nicht sinnvoll ist.

Die Vereine selbst sind gefragt

Aber der Kleingartenbeirat selbst sah auch die Problematik bei dem Thema, denn auch für ihn sind Mitgliedsvereine im Verband der Kleingärtner, die auf den Schutz der Natur vor ihren Gartenpforten keine Rücksicht nehmen, ein Ärgernis. Denn das schädigt den Ruf der ganzen Kleingartenbewegung.

Weshalb der Kleingartenbeirat auch noch einen zweiten Aspekt in die Diskussion brachte: Wie können die gedankenlosen Vereine dazu gebracht werden, selbst ein umweltfreundliches Entsorgungssystem zu etablieren?

Das spricht sich dann auch in neuen Antragspunkten aus, die der Ortschaftsrat Lindenthal dann nur zu gern mit in den eigenen Antrag übernahm, weil sie die Sache auch da befördern, wo das Mitdenken der Kleingärtner gefragt ist: „Die neue Satzung soll dazu animieren, das eigene Handeln zu überprüfen, Abfälle soweit möglich im Garten als Kompost oder auch mal als Totholz zu belassen, um die Biodiversität zu stärken. Alles, was diesem Zweck nicht dienlich ist, ist gezielt über die Stadtreinigung verwerten zu lassen und damit die Umwelt zu entlasten und das Einbringen invasiver Pflanzen und Müll ins Umfeld zu vermeiden.

Es ist zu prüfen, in welchen Bereichen eine verstärkte Müllentsorgung im Umfeld von Kleingartenanlagen zu beobachten ist.

Für die dabei festgestellten Bereiche mit starken Müllablagerungen sind die Verursacher und die Gründe zu analysieren.“

Skepsis auch bei der Stadteinigung

Dass man den Kleingartenanlagen nicht einfach eine Anschlusspflicht an die Entsorgungssysteme der Stadt überhelfen kann, sah auch die Stadtreinigung Leipzig so: „Um einen fundierten Vorschlag zu unterbreiten, wie die benannten Kleingartenanlagen an die kommunale Abfallentsorgung angeschlossen werden können, bedarf es einer umfangreichen Prüfung unter Einbeziehung diverser Fachämter, Gremien sowie des Stadtverbandes Leipzig der Kleingärtner e.V. und des Kreisverbandes Leipzig der Kleingärtner Westsachsen e.V.

Diese Prüfung kann durch den EB SRL frühestens im Jahr 2026 abgeschlossen und im Falle eines positiven Prüfergebnisses mit Anpassungen der gegenständlichen Abfallwirtschafts- und Abfallwirtschaftsgebührensatzungen ab 2027, konkret im IV. Quartal 2026, zur Beschlussfassung vorgelegt werden.“

Ergebnisse gibt es 2026

Womit mit einem Ergebnis eigentlich erst in drei Jahren gerechnet werden kann: „Der Vorschlag wird bei positivem Prüfergebnis mit Anpassungen der gegenständlichen Abfallwirtschafts- und Abfallwirtschaftsgebührensatzungen ab 2027, konkret im IV. Quartal 2026, zur Beschlussfassung vorgelegt.“

Aber es geht eben erst einmal um einen Prüfauftrag, noch nicht um einen Auftrag, eine neue Abfallsatzung zu schreiben. Denn die kann man ja tatsächlich erst schreiben, wenn man weiß, ob es überhaupt Sinn ergibt, die Kleingartenanlagen ans Entsorgungssystem anzuschließen. Ein Ergebnis kann ja auch sein, dass sich sämtliche Kleingartenvereine verpflichten, selbst nachhaltige Entsorgungskreisläufe zu entwickeln. Vorbilder dürfte es innerhalb des Leipziger Kleingärtnerverbands genug geben.

Und für eins hat der Antrag schon einmal gesorgt: für Aufmerksamkeit. Kein Bürger muss sich gefallen lassen, dass einige gedankenlose Mitmenschen die sowieso schon belastete Natur in der Stadt mit ihrem Müll versehen. Das sind echte Umweltdelikte, die auch geahndet werden können. Und vielleicht meldet ja der Kleingärtnerverband 2026, dass es gelungen ist, alle Vereine zu nachhaltigen Entsorgungskreisläufen zu verpflichten.

Das beantragte Prüfpaket war jedenfalls umfassend genug, sodass in der Ratsversammlung am 14. Dezember die Anwesenden einstimmig für diesen neu gefassten Antrag plädierten.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar