Leipzig ist nicht an die kommenden Klimaextreme angepasst. In Dürreperioden steht zu wenig Wasser zur Verfügung. Tausende Bäume in Leipzig sind längst durch Trockenheit geschädigt. Bei Starkregen laufen die Wassermassen großflächig ab, weil viel zu viele Flächen versiegelt sind. Von einer Schwammstadt Leipzig kann schlicht noch keine Rede sein. Das soll ein neu gegründetes Lenkungsnetzwerk Wassersensible Stadtentwicklung jetzt ändern.
Höchste Zeit, darf man sagen, denn auch in Leipzig wird nicht erst seit den Starkregen in August und September über das Thema geredet. Nur: Es passiert zu wenig. Baugenehmigungen werden ausgereicht, bei denen immer mehr Flächen versiegelt werden, auch bei Planungsvorhaben und Straßenbauprojekten ist das Zurückhalten von Wasser kaum ein Thema.
Und das, während Städte wie die österreichische Hauptstadt Wien längst 100 Millionen Euro in den Umbau zur Klimamusterstadt investieren. Wozu auch weitreichende Pläne zur Wasserrückhaltung gehören.
Niederschlagswasser in der Stadt halten
Wie aus der Sitzung der Verwaltungsspitze am Montag, 16. Oktober, hervorgeht, soll unter anderem gemäß dem Prinzip der Schwammstadt das Niederschlagswasser in der Stadt gehalten werden. Negative Auswirkungen der Trockenheit auf das Lokalklima sollen gemildert, die Verdunstungskühlung der Stadt verstärkt sowie das Niederschlagswasser für ein gesundes Stadtgrün genutzt werden. Die Folgen von Starkregenereignissen sollen abgemildert und die Grundwasseranreicherung sowie ein natürlicher Gewässerhaushalt nachhaltig unterstützt werden. So beschreibt die Stadtverwaltung den Sinn der neuen Lenkungsgruppe.
„Das Lenkungsnetzwerk Wassersensible Stadtentwicklung konkretisiert Ziele des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (INSEK) Leipzig 2030“, erläutert Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal. „Mit Hilfe von naturbasierten Lösungen wird multifunktionale blau-grüne-Infrastruktur geschaffen, die die Stadt zukunftsfähiger, resilienter und lebenswerter macht. Dafür steuert das Lenkungsnetzwerk unter anderem Ver- und Entsiegelungsprozesse und verknüpft zentrale und dezentrale Ansätze des Niederschlagswassermanagements.“
Im Rahmen des Lenkungsnetzwerks haben die Stadt Leipzig, der Zweckverband für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Leipzig-Land (ZV WALL) und die Leipziger Wasserwerke eine ab sofort geltende Kooperation vereinbart. Darüber wird jetzt der Stadtrat informiert.
„Das Lenkungsnetzwerk hat fünf verbindliche Schwerpunkte definiert, die als Handlungsgrundlage dienen sollen: Klimaresilienz, Gewässer und Grundwasser, nachhaltige Wasserbewirtschaftung, blau-grüne Infrastruktur und eine geringe Versiegelung“, so Rosenthal. „Auf Grundlage dieser Ziele werden entsprechende Indikatoren durch die Akteure des Lenkungsnetzwerks abgestimmt, anhand welcher die wassersensible Stadtentwicklung und die Wirkung von Maßnahmen gemessen werden. Bei der Umsetzung der vereinbarten Ziele und Maßnahmen sind die Stadtverwaltung selbst und die Kommunalwirtschaft in besonderem Maße gefordert.“
Hauptproblem: Versiegelung
Sommerliche Hitzeperioden und anhaltende Trockenheit sowie eine Zunahme von Starkregenereignissen sind unmittelbare Folgen des Klimawandels. Innerhalb von Städten sind die Auswirkungen in Folge der hohen Versiegelung besonders deutlich zu spüren.
Gerade als wachsende Stadt ist Leipzig gefordert, strategische Grundlagen zu schaffen, um eine nachhaltige Wasserver- und -entsorgung sicherzustellen und damit die klimaresiliente Stadtentwicklung zu gewährleisten. Dazu bedarf es neuer Denk- und Handlungsansätze und, neben bürgerschaftlichem Engagement, vor allem auch angepasstes kommunales Handeln, gesteht Leipzigs Verwaltung jetzt zu.
Die Planung und Umsetzung solcher Projekte, wie die Gestaltung wassersensibler Straßenräume
oder die Entwicklung multifunktionaler Retentionsflächen, erfordert eine intensive und sektorübergreifende Zusammenarbeit der Verwaltung mit dem ZV WALL und den Leipziger Wasserwerken.
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Die Gestaltung wassersensibler Straßenräume klingt erst einmal ganz gut, aber wie wollen die 4 Aktionäre die Bürgerbeteiligung gestalten?
Zum Beispiel im Norden in Wahren wurden in 2020-21 in der Linkelstraße recht groß dimensionierte Abwasserrohre mit Durchmesser von 2,00 m (2000 mm!) in 5-8 m Tiefe verlegt, damit bei Starkniederschlägen das Regenwasser möglichst schnell in die Elster abgeleitet werden kann. Das Regenwasser von Starkniederschlägen rauscht jetzt rasch unter der Straße runter in die Elster. Aber eigentlich müsste das Regenwasser auf einer Fläche wie dem Pater Aurelius-Platz (Wendeschleife) in einem kleinen Teich mit Überlauf und Sickerfläche aufgefangen werden zum versickern bzw. abgeleitet werden zu den Baumscheiben an der Linkelstr.. Dazu müsste aber das recht neue Abwassersystem vollkommen umgebaut werden. Wie soll also diese Schwammstadt aussehen?