Ein Antrag des Ortschaftsrats Lindenthal brachte es vor den Sommerferien auf den Tisch: Im Umfeld einiger Leipziger Kleingartenanlagen hรคufen sich die Mรผllablagerungen im angrenzenden Gelรคnde, oft sogar mitten im Naturschutzgebiet. Und ertappte Kleingรคrtner tun so, als wรคre das erlaubt. Hilft da nur noch, sรคmtliche Kleingartenanlagen an die Leipzig Abfallentsorgung anzudocken? Das hรคlt auch der Kleingartenbeirat fรผr schwer machbar.
So รคhnlich hatte sich vorher auch schon die Leipziger Stadteinigung geรคuรert. Bislang konnte man ja davon ausgehen, dass Kleingartenpรคchter so vernรผnftig sind, ihren im Garten angefallenen Mรผll selbst zu Hause in der Tonne zu entsorgen und den Grรผnverschnitt, Laub und Erntereste ordentlich zu kompostieren, so dass es dafรผr gar keine Entsorgung braucht.
Aber diese Tugend scheint etlichen Kleingรคrtnern abhandengekommen zu sein.
Der adressierte Eigenbetrieb Stadtreinigung signalisierte zumindest schon einmal Prรผfungsbereitschaft. Aber da dadurch der Entsorgungsaufwand steigt und das auch finanziell geplant werden mรผsste, sagte er eine mรถgliche Lรถsung frรผhestens fรผr das Jahr 2027 zu.
Aber inzwischen hat sich auch der Kleingartenbeirat mit dem Antrag aus Lindenthal beschรคftigt und mahnt lieber auch ein wenig zur Vorsicht. Man kรถnne nicht alle Kleingรคrtner und auch nicht alle Kleingartenvereine รผber einen Kamm scheren.
Das Problem ist konkret und sollte auch so behandelt werden
โDer Antrag Nr. VII-A-08664 geht von einem generellen Problem der Mรผllablagerung im Umfeld von Kleingartenanlagen aus und schlรคgt schlussfolgernd eine pauschale Problemlรถsung durch den Anschlusszwang per Satzung fรผr Kleingartenanlagen vor. Der hier gestellte รnderungsantrag stellt im Unterschied dazu auf eine individuelle Prรผfung und Erarbeitung von Lรถsungsansรคtzen abโ, schreibt der Kleingartenbeirat, in dem natรผrlich auch die Verbรคnde der Kleingรคrtner vertreten sind, in seinem รnderungsantrag.
Und er benennt auch die Grรผnde fรผr seine Einschรคtzung: โDie im Antrag beschriebene Situation stellt sich sehr unterschiedlich dar. In einigen Bereichen sind tatsรคchlich groรe Mรผllablagerungen im Umfeld von Kleingartenanlagen, insbesondere von Grรผnschnitt zu beobachten. Das ist jedoch nicht รผberall der Fall. In vielen Bereichen finden sich im Umfeld von Kleingartenanlagen keine Mรผllablagerungen. Dies kann verschiedene Grรผnde haben, die z. B. von der rรคumlichen Situation, der sozialen Kontrolle und den bestehenden Entsorgungskonzepten der jeweiligen Kleingartenvereine abhรคngen.โ
Was natรผrlich auch bedeutet, dass man die Vereine, die sich vorbildlich verhalten, nicht einfach mitbestrafen sollte.
Der Fokus sollte auf der Kreislaufwirtschaft liegen
โDurch einen Anschlusszwang an die Satzung ist fรผr die einfache Entsorgung von Grรผnschnitt noch keine Lรถsung gefunden. Zudem sollte hier der Fokus auf der Kompostierung des Materials vor Ort zur Wiederverwendung im Sinne einer Kreislaufwirtschaft liegenโ, betont der Kleingartenbeirat etwas Selbstverstรคndliches.
โAuf Grund der teilweise abgelegenen Lage von Kleingartenanlagen โ z. T. im Bereich von Landschaftsschutzgebieten โ ist der Ausbau von Mรผllplรคtzen und der notwendigen Zufahrt mit Wendeanlage wahrscheinlich weder aus rรคumlichen noch rechtlichen Grรผnden umsetzbar. Hier mรผssen andere โ individuelle โ Lรถsungen gefunden werden.โ
Und dann kommt man zum eigentliche Knackpunkt: โIm Antrag wird betont, dass dieser keine bestrafende Wirkung haben soll. Eine pauschale Prรผfung und pauschale Lรถsung รผber einen Anschlusszwang fรผr alle Kleingartenvereine wรคre jedoch eine Bestrafung fรผr all die Kleingartenvereine, bei denen die Mรผllentsorgung รผber das gedachte Prinzip โ Kompostierung Grรผnschnitt vor Ort, Mitnahme von Mรผll zur Entsorgung รผber die Hausmรผllentsorgung โ funktioniert, bzw. die eine eigene Lรถsung, z. B. รผber einen Vereinskompostplatz, gefunden haben.โ
Was dann eben keinen Generalauftrag fรผr die Stadteinigung zur Folge hat, sondern ganz konkrete Prรผfauftrรคge. Denn nur so kann man die schwarzen Schafe finden und konkret dort handeln, wo die Leute wirklich unbelehrbar sind.
Und so beantragt der Kleingartenbeirat: โEs ist zu prรผfen, in welchen Bereichen eine verstรคrkte Mรผllentsorgung im Umfeld von Kleingartenanlagen zu beobachten ist. Fรผr die dabei festgestellten Bereiche mit starken Mรผllablagerungen sind die Verursacher und die Grรผnde zu analysieren. Im Falle einer Verursachung der Mรผllablagerungen durch Kleingรคrtnerinnen und Kleingรคrtner, sind Lรถsungsansรคtze fรผr eine ordnungsgemรครe Mรผllentsorgung zu erarbeiten. In die Bearbeitung der Beschlusspunkte 1โ3 sind die zwei Kleingartenverbรคnde โ der Stadtverband Leipzig der Kleingรคrtner e. V. und der Kreisverband Leipzig der Kleingรคrtner Westsachsen e. V. โ einzubeziehen.โ
So wird die Sache konkret. Und es kann konkret dort gehandelt werden, wo die Verstรถรe unรผbersehbar sind.
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Ich sehe hier die Vorstรคnde der Kleingartenvereine in der Verantwortung. Sie kennen die Gegebenheiten vor Ort am besten und sollten dafรผr Sorge tragen, dass die Ablagerung von Mรผll in angrenzenden Gebieten unterbleibt. Regelmรครig fallen mir z.B. beim Lauf durch das kleine Wรคldchen zwischen Gorbitzer Straรe und Dรถsner Straรe Mรผllablagerungen auf. An dieses Wรคldchen grenzen zwei Kleingartenvereine, deren Vorstรคnden das Problem eigentlich bewusst sein sollte.