Es war abzusehen, dass sich mit der am 1. Januar 2023 in Kraft getretenen Wohngeldreform die Zahl der Wohngeldberechtigten in Leipzig drastisch erhöhen würde. 2021 hatten noch 6.350 Leipziger ein Anrecht auf Wohngeld. Mit 21.000 berechtigten Wohngeldempfängern rechnete das Leipziger Sozialdezernat in diesem Jahr. Doch schnell merkte man, dass es an den nötigen Sachbearbeiter/-innen fehlte. Woher nehmen, wenn der Arbeitsmarkt wie leergefegt ist?
Schon im Frühjahr war das Thema im Stadtrat. Da hatte sich die Dauer bis zur Bewilligung eines Wohngeldantrags schon auf 99 Tage erhöht. Mittlerweile hat sie sich auf 161 Tage weiter erhöht, wie die Linksfraktion aus der Antwort des Sozialdezernats auf ihre neue Anfrage erfuhr. Tausende Antragsteller stecken also im Stau und bekommen die Bewilligung erst mit gewaltiger Verspätung.
„Aktuell sind noch ca. 10.000 Anträge unbearbeitet“, bestätigte das Sozialdezernat in seine Antwort.
Was dann Sozialbürgermeisterin Dr. Martina Münch auf Nachfrage von Linke-Stadtrat Dr. Volker Külow auch bestätigte, dass dies mit der Personalausstattung in der Wohngeldstelle zusammenhängt. Bis 2022 genügten 36 Mitarbeiter/-innen in der Wohngeldstelle, um den Bedarf abzudecken. Für 2023 ging das Sozialdezernat davon aus, dass 30 zusätzliche Stellen benötigt würden, um die Arbeit überhaupt noch zu schaffen.
Doch diese Aufstockung ist im erste Halbjahr 2023 nicht gelungen, kann man der Antwort entnehmen. Die Zahl der Mitarbeiter/-innen in der Wohngeldstelle stieg nur von 35 auf 56. Und es sei nicht leicht, diese Stellen zu besetzen, bestätigt Martina Münch. Die Fluktuation sei hoch, die Tätigkeit sehr anstrengend.
Außerdem sei man noch am Evaluieren, ob die 30 vom Stadtrat genehmigten zusätzlichen Stellen überhaupt reichen. „Die Evaluation des Stellenbedarfs ist noch nicht abgeschlossen. Konkrete Ergebnisse liegen aktuell noch nicht vor. Die Frage, ob die zusätzlichen 30 Stellen mittelfristig ausreichen, kann daher noch nicht valide beantwortet werden“, heißt es in der Antwort des Sozialdezernats.
Dabei geht es bei den betroffenen Haushalten durchaus um nennenswerte Summen, die darüber entscheiden, ob die Betroffenen mit ihren niedrigen Einkommen über den Monat kommen. Rund 400 Euro sind es je Haushalt im Schnitt. Im Februar schnellte der Wert auf knapp 600 Euro hoch, weil darin auch die Heizkostenzuschüsse enthalten waren.
Die vielen Anträge erzählen aber eben auch davon, wie viele Haushalte in Leipzig dauerhaft am Existenzminimum wirtschaften müssen. Für sie geht die Verzögerung bei der Bewilligung des Wohngeldes zwangsläufig an die Substanz.
Was freilich die Arbeit in der Wohngeldstelle nicht leichter macht.
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