Einen „Schandfleck“ nannte Sören Pellmann (Die Linke) das Gebäude der alten Post in Grünau. Seit Jahren steht es leer. Da es nicht in öffentlicher Hand ist, war bisher keine städtische Nutzung möglich. Das soll ein Stadtratsbeschluss nun ändern.
Laut Antrag des Stadtrats Pellmann soll jetzt der Tausch des Grundstücks, auf dem die alte Post steht, mit drei städtischen Flurstücken an der Antonienbrücke in Erwägung gezogen werden. Parallel dazu schlägt die Fraktion die Erarbeitung eines Nutzungskonzeptes vor. Man hätte dadurch die Möglichkeit, Zielstellungen aus dem Stadtteilentwicklungskonzept (STEK) Grünau zur „sozialen, kulturellen und ökonomischen Stärkung“ des Ortsteils umzusetzen.
„Zum einen würde dieser Antrag (…) zu einer positiven Entwicklung für den Leipziger Westen, für Grünau führen. Er würde diesen, wie ich finde, Schandfleck langsam angehen und eine Möglichkeit für Entwicklung bieten. Es wäre eine Win-win-Situation, weil auch der Stadtbezirk Süd-West, wo das andere Grundstück liegt, davon partizipieren würde und eine Weiterentwicklung möglich wäre.“
Das STEK Grünau 2030 basiert auf der demografischen Entwicklung des Stadtteils. Es sieht zahlreiche Ziele zur Weiterentwicklung in verschiedenen Bereichen wie Wohnraum und Klima, Bildung, Freizeit, Kultur und Sport oder Sicherheit vor.
Tatsächliche Umsetzung unklar
Der Wille im Stadtrat und der Verwaltung ist da. Ob in dem Projekt tatsächlich zeitnah eine Umsetzung erfolgen kann, ist jedoch keineswegs klar. So unterstütze die Grüne-Fraktion keineswegs Pellmanns Antrag. Kristina Weyh (Grüne) forderte eine vorherige Bedarfsanalyse. Eine Nutzung der alten Post solle im Einklang mit den weiteren Maßnahmen des STEK Grünau geplant stattfinden.
Rund 100 Meter weiter am Ort des OFT Völkerfreundschaft ist nämlich bereits ein neues Bürgerzentrum in Planung. Der Stadtrat hatte dem entsprechenden Antrag im November 2022 zugestimmt. Laut dem Dezernat für Stadtentwicklung stünden die beiden Angebote jedoch in keiner Konkurrenz zueinander.
Das Dezernat hatte aus stadtplanerischen Gründen eine Bedarfsanalyse vor dem Tausch der Flurstücke vorgeschlagen. Die Areale in Kleinzschocher seien bereits anderweitig verplant. Man wolle dann lieber Verhandlungen bezüglich eines Ankaufs des Grundstücks aufnehmen. Trotzdem fand Pellmanns Antrag in der Urfassung eine Mehrheit.
Eine Finanzierung des Projekts kann laut Verwaltungsstandpunkt frühestens im Doppelhaushalt 2025/26 stattfinden.
Keine Mehrheit für den Verwaltungsstandpunkt
Wie genau diese Mehrheit zustande kam, lässt sich aus der Stadtratsdiskussion nicht wirklich entnehmen. Man habe bereits rege in den Fachausschüssen diskutiert, so Pellmann. Warum die Linke dem Verwaltungsstandpunkt nicht zustimmte und die Grünen sich bei Pellmanns Antrag nicht nur enthielten, sondern sogar einstimmig dagegen hielten, bleibt eher unklar.
Zumindest Oberbürgermeister Burkhard Jung stimmte sowohl für den Verwaltungsstandpunkt als auch für Pellmanns Antrag. Man kann hoffen, dass das ein gutes Zeichen für die weiterhin lösungsorientierte Umsetzung des Antrags sein wird.
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