Die große Aufregung gab es eigentlich im Februar. Am 3. Februar reichte der Stadtrat Thomas Kumbernuß (Die PARTEI) seinen doch etwas ungewöhnlichen Antrag „Mittagsschlaf für die Verwaltung offiziell einführen!“ ein, auf den dann vor allem Boulevardmedien fröhlich aufsprangen. Das Bild von der schlafenden Verwaltung kam bei ihnen bestens an. Auch wenn der Antrag einen gewissen Hintersinn hatte.
Dazu befragte Lucas Böhme den Stadtrat auch noch einmal ausführlich. „Es mag sein, dass der Antrag zunächst als Satire aufgefasst wird, inhaltlich geht es aber darum, die Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts den Bedürfnissen der Arbeitnehmer/-innen anzupassen“, sagte Thomas Kumbernuß da.
Und im Antragstext wird es noch etwas ausführlicher, worum es ihm eigentlich ging: „Doch immer wieder muss man Meldungen vernehmen, dass mehrere tausend Menschen, die wir in ihrer Gesamtheit Leipziger Verwaltung nennen, von Überlastung, Bearbeitungsstau und insgesamt ungesunden Arbeitsverhältnissen betroffen sind. Dass fortwährender Stress eine Gesundheitsgefährdung darstellt, Stichwort: Burn-Out, ist gemeinhin bekannt und wissenschaftlich erwiesen. Beispielsweise sind laut der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz rund 50 Prozent der Fehltage auf Stress zurückzuführen.“
Es geht also eigentlich um die moderne Arbeitswelt und die Überlastung, die auch in Verwaltungen nicht ungewöhnlich ist, gerade dort, wo es an Personal fehlt, weil Stellen einfach nicht besetzt werden können.
Das Medienrauschen erreichte um den 9. Februar seinen Höhepunkt.
Und dann wurde es erst einmal still um den Antrag, der ja zunächst in der Verwaltung bearbeitet werden muss, damit diese eine Stellungnahme dazu schreiben kann – insbesondere das hauptsächlich betroffene Dezernat Allgemeine Verwaltung, das sich ja um die Personalorganisation kümmern muss.
Keine Siesta im Verwaltungsdezernat
Nur gibt es im Begründungstext dann einen Passus, der jetzt Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning richtig sauer aufstieß: „Als Abteilung für ein Pilotprojekt bietet sich das Dezernat Allgemeine Verwaltung an, denn dadurch können die dort Beschäftigten ein evidenzbasiertes Bild von den positiven Effekten der Siesta gewinnen und bereits im Vorfeld einen wohlwollenden Verwaltungsstandpunkt formulieren.“
Doch mit diesem wohlwollenden Standpunkt aus dem Dezernat Allgemeine Verwaltung ist jetzt wohl nicht mehr zu rechnen. Denn den von Stadtrat Thomas Kumbernuß (Die PARTEI) eingereichten Antrag zum Mittagsschlaf hat Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning entschieden zurückgewiesen.
Bereits der Antragstitel „Mittagsschlaf für die Verwaltung offiziell einführen!“ ist aus Sicht des Verwaltungsdezernats als Affront gegen die Beschäftigten der Stadtverwaltung zu werten.
„Der Antrag ist in ehrabschneidender Weise darauf angelegt, das Ansehen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Leipzig zu beschädigen“, heißt es in dem vom Verwaltungsdezernat vorgelegten Beschlussvorschlag, der jetzt von der Stadtspitze auf den Weg gebracht wurde, aber noch nicht offiziell einsehbar ist.
Das Anliegen kommt im Dezernat Allgemeine Verwaltung gar nicht gut an. Sodass es nun feststellt, „dass der Antragsteller zur eigenen satirischen Inszenierung bewusst den Schaden am Ansehen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Leipzig in Kauf nimmt.“
Ulrich Hörning selbst sagt dazu: „Dass die Stadtverwaltung ihre Aufgaben vor dem Hintergrund wachsender sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen und insbesondere auch unter den Bedingungen aktueller Krisen gut erfüllen kann, ist zu großem Anteil dem Leistungswillen und Engagement der Beschäftigten zu verdanken. Diese hervorragende Arbeit verdient ausdrückliche Wertschätzung und Anerkennung.“
Die entsprechende Stellungnahme wurde jetzt in der Dienstberatung des OBM abgesegnet. Vielleicht ist es wirklich kein Thema für ein bisschen Satire. Denn der zunehmende Fachkräftemangel wird die Personalgewinnung für die Leipziger Verwaltung nicht leichter machen. Im Gegenteil.
Keine Kommentare bisher
Als ich Herrn Kumbernuß in einem Kommentar aufgrund seiner meist sehr seltsamen Anträge vor einiger Zeit den “Hofnarren des Stadtparlamentes” genannt hatte, war Herr Böhme doch darob etwas pikiert und verteidigte z. B. dessen Person und auch diesen Antrag recht vehement. Dies gipfelte dann noch darin, ich würde mich an Herrn Kumbernuß’ Person abarbeiten. Ok, vielleicht sollte ich ihn ernster nehmen und so wie Herr Hörninig es tut, so richtig sauer auf ihn werden. Womöglich diskreditiere ich Herrn Kumbernuß damit weniger und Herr Böhme ist dann wieder zufrieden mit mir. So nach dem Motto: “Du darfst wütend sein, aber verspotten darfst du nicht – das wäre persönlich verletzend” 😉
Na ja, bin halt auch manchmal eine Art Narr, der nicht nur den Mächtigen, sondern sogar manchmal anderen Narren den Spiegel vorhält 😉
Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen oder für diesen Fall modifiziert: Wer mit Narretei nicht geizt, muss selbst auch Spott ertragen können.